Der Wald im Klimastress - Waldbesitzer müssen umbauen

Wernigerode (dpa) · Der Wald ist im Klimastress. Extremwetter und Schädlinge machen ihm zu schaffen. Experten raten Waldbesitzern, umzubauen. Monokulturen haben ausgedient, neue Arten müssen her. In Zukunft kommt es im Wald wieder mehr auf die Mischung an.

 Der Wald, wie hier im Bodetal in Thale ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen - er ist ein Lebensraum, der den Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt ist. Foto: Jens Wolf

Der Wald, wie hier im Bodetal in Thale ist mehr als eine Ansammlung von Bäumen - er ist ein Lebensraum, der den Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt ist. Foto: Jens Wolf

Um den Klimaveränderungen nachhaltig begegnen zu können, müssen Waldbesitzer etwa im Harz nach Einschätzung von Experten ihre Wälder umbauen. Großflächige Monokulturen, die anfällig für Klimaveränderungen und Schädlingsbefall sind, sollten langfristig durch robustere Baumarten wie Lärche, Douglasie und Roteiche gestärkt werden.

Arten wie diese kommen in der Region nicht natürlich vor. „Die Anpassung des Waldes an Extremwetterlagen lässt sich gut über die Bewirtschaftung regeln“, sagt Matthias Schmidt von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt.

Das gelte vor allem für die Wälder des Dreiländergebirges Harz. „Die Waldentwicklung muss immer dem Standort angepasst werden“, sagt Schmidt. Grundgerüst des Waldes seien heimische Baumarten, im Harz etwa die Fichte oder die Buche. Es brauche aber neue Arten, denen etwa extreme Trockenheit oder große Hitze weniger anhaben könnten und die zugleich von der Holzindustrie nachgefragt würden.

Sachsen-Anhalts Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) betont, dass der Umbau nicht eine Frage von Jahr zu Jahr sei, sondern eine Entscheidung für Generationen. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Förderung im Agrar-,Umwelt- und Klimabereich der EU fortgesetzt werde. Oft fehle gerade kleinen Privatwaldbesitzern das Geld, ihren Wald regelmäßig auf- und durchzuforsten, die Bestände zu stabilisieren oder gegen Schädlinge und Sturmschäden vorzugehen.

Im Nationalpark Harz ist der Borkenkäfer seit Jahren Fluch und Segen. „Er hat es vor allem auf die Fichtenmonokulturen abgesehen, die aus wirtschaftlichen Gründen vor Jahrzehnten gepflanzt wurden“, sagt Parkleiter Andreas Pusch. Das massenhafte Auftreten des Käfers sei eine Folge der vergangenen, ungewöhnlich warmen und trockenen Sommer im Oberharz. „Temperaturerhöhungen haben große Auswirkungen auf die Vermehrung von Schädlingen. Die Fichten sind außerdem durch Klimastress geschwächt und sterben binnen kürzester Zeit ab.“

Im Nationalpark setze man auf die Selbstheilungskraft der Natur. Der Käfer werde kaum bekämpft. Erste Freiflächen seien bereits durch junge Ebereschen zurückerobert worden. Das sei ganz im Sinne einer Waldentwicklung, die vorsieht, bis 2022 etwa drei Viertel des Waldes im Nationalpark sich selbst zu überlassen. Aktuell ist es knapp die Hälfte. „Anders als im Wirtschaftswald haben wir es mit Naturschutz zu tun“, sagte Pusch. Ziel seien Gebiete, wo die Natur sich möglichst ungestört an die veränderten Klimabedingungen anpassen kann.

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