Ebbe auf Wohnungsmarkt - Verhandeln mit Makler zwecklos

Berlin (dpa/tmn) · Der Kunde ist König - das können sich Immobilienkäufer in Großstädten abschminken. Dort lassen Makler nicht mehr mit sich handeln, wenn es um die Provision geht. Denn die Nachfrage ist so groß, dass sie das gar nicht nötig haben.

 In Großstädten sind zum Verkauf stehende Häuser und Wohnungen derzeit Mangelware - Makler lassen daher nur noch selten mit sich über ihre Provision verhandeln. Foto: Armin Weigel

In Großstädten sind zum Verkauf stehende Häuser und Wohnungen derzeit Mangelware - Makler lassen daher nur noch selten mit sich über ihre Provision verhandeln. Foto: Armin Weigel

In Deutschland ist der Wohnungsmarkt derzeit leergefegt - Käufer können deshalb nur noch selten mit Maklern über die Provisionshöhe verhandeln. „Als Käufer habe ich natürlich schlechte Karten, wenn ich neben so vielen anderen Kaufwilligen über den Preis verhandeln will“, sagt Stefan Walter von der Eigentümerschutz-Gesellschaft Haus & Grund. „Wenn Kunde A zu dem Preis nicht kaufen will, kauft eben Kunde B.“

In Großstädten sind zum Verkauf stehende Häuser und Eigentumswohnungen derzeit Mangelware: Das Angebot in Metropolen ist laut dem Portal Immobilienscout24 geringer geworden. Dadurch haben sich die Angebote verteuert: Um 3,1 Prozent zogen die Preise für Eigentums- und Mietwohnungen binnen Jahresfrist an, wie der Immobilienverband IVD errechnet hat.

Hinzu kommt, dass die Provisionen für Makler in den letzten Jahren gestiegen sind. Als Maklercourtage werden manchmal bereits mehr als sieben Prozent des Kaufpreises berechnet, sagt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest. In Berlin liegt die Maklercourtage derzeit beispielsweise bei 7,14 Prozent. Zum Vergleich: 1998 waren es dort noch 6,96 Prozent.

Dieser Trend sei aber nicht dem Immobilienboom der letzten ein bis zwei Jahre geschuldet, meint Walter. Der Boom habe nur noch zusätzlich dazu geführt, dass in vielen Städten kein Anreiz mehr für die Makler bestehe, mit der Provision herunterzugehen. Besonders in ländlichen Regionen lohnt es sich laut Walter aber nach wie vor, über Maklercourtage oder Kaufpreis zu verhandeln, „wenn das Angebot dort höher ist als die Nachfrage“.

Insgesamt variieren die Preise auf dem Immobilienmarkt in Deutschland stark - nach Region, Stadt, sogar nach einzelnen Straßenzügen. „Vor dem Kauf sollte ich deshalb die Preisentwicklungen in den einzelnen Bezirken genau beobachten“, rät Walter. Ein guter Makler müsste darüber eigentlich informieren können - und etwa eine Einschätzung dazu geben, wie sich ein Viertel entwickelt hat und ob der Zeitpunkt für den Kauf günstig ist. Allerdings: „In den Ballungsgebieten müssen sich die Makler nicht mehr so viel Mühe geben, sie werden die Wohnung ohnehin los“, warnt Sahr. So liegt die Rechercheaufgabe nun bei den Käufern.

Hilfe leisten können die Gutachterausschüsse von Gemeinden und Kommunen. „Dort gibt es Richtwertkarten und Wohnungsmarktberichte, teilweise auch umsonst“, sagt Walter. Er warnt davor, ohne detaillierte Informationen zum Zustand der Immobilie, zur Nachbarschaft und zur Infrastruktur ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen. Denn gerade wenn das Angebot knapp ist, müssen Kaufinteressenten den Wert der Immobilie realistisch einschätzen. Sahr rät dazu: „Bezahle ich insgesamt mehr als das 20-fache, was ich als Jahreskaltmiete für eine vergleichbare Immobilie zahlen müsste, sollte ich nicht kaufen.“

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