Gruselige Kugeln aus dem Garten - Kürbisse ernten

Ludwigsburg (dpa/tmn) · Die einen sehen aus wie Medizinbälle, die anderen wie Aladins Wunderlampe: Bizarr geformte Kürbisse schmücken im Spätsommer die Beete und im Herbst die Hauseingänge. Auch die Pflanze ist dekorativ: Sie hat große Blätter und riesige Blüten.

 Sie haben Auswüchse, Warzen und komische Formen: Kürbisse werden im Herbst geerntet. Foto: Jens Schierenbeck

Sie haben Auswüchse, Warzen und komische Formen: Kürbisse werden im Herbst geerntet. Foto: Jens Schierenbeck

Sie sind von Warzen überzogen, haben eine Teufelskralle und lange gekrümmte Hälse: Bizarr geformte Kürbisse dienen im Herbst als Dekoration. Im September werden sie geerntet, damit sie spätestens Ende Oktober zu Halloween mit grinsenden Gesichtern den Hauseingang zieren.

„Die Familie der Kürbisgewächse, die sogenannten Cucurbitaceae, umfasst 90 Gattungen mit insgesamt 800 Arten“, erläutert die Agraringenieurin und Buchautorin Helga Buchter-Weisbrodt. Aber nur drei Gattungen haben einen wirtschaftlichen Nutzen: Die meisten Arten der Cucurbita- und Cucumis-Kürbisse sind essbar. Aus den Flaschenkürbissen, botanisch Lagenaria, werden außerdem Musikinstrumente gemacht.

Aufgrund der Arten- und Sortenvielfalt lassen sich Zier- und Speisekürbisse schwer auseinanderhalten. Häufig sind die Früchte der im Handel als Zierkürbisse deklarierten Pflanzen auch essbar, aber Gärtner bauen sie hierzulande vor allem wegen ihres dekorativen Wertes an. Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen: „Zierkürbisse sind oftmals klein und hart“, so Stefan Hinner, Manager der Kürbisausstellung im Blühenden Barock Ludwigsburg. Und sie unterscheiden sich durch eine unangenehme Eigenschaft von den Speisekürbissen: Sie schmecken bitter.

Die enthaltenen giftigen Bitterstoffe Cucurbitacine lösen in großen Mengen und im schlimmsten Fall Schleimhautreizungen, Übelkeit, Magenkrämpfe, Durchfall und Erbrechen aus. Buchautorin Buchter-Weisbrodt rät, einen kleinen Bissen Kürbis roh zu kosten. Schmeckt dieser bitter, darf die Frucht nicht in den Kochtopf. Denn die Giftstoffe bauen sich nicht durch Erhitzen oder andere Verarbeitungsmethoden ab.

Speisekürbisse stammen vom Gartenkürbis ab. „In Mittelamerika wurden circa 10 000 Jahre alte Samen der Kürbisse entdeckt“, sagt Stefan Hinner. Die Ureinwohner schätzten die Samen, da sie diese wie Nüsse über den Winter aufbewahren konnten. Durch Selektion und weil die Volksstämme untereinander Samen tauschten, bildeten sich im Lauf der Jahrhunderte aus den bitter schmeckenden Formen die genießbaren Kürbisse heraus, sagt Hinner. „Christoph Kolumbus hat diese Pflanzen aus Südamerika nach Europa gebracht„, sagt Buchter-Weisbrodt. Besonders beliebt sind heute der Riesenkürbis (Cucurbita maxima), der Moschuskürbis (Cucurbita moschata) und die moderne Züchtung des Gartenkürbis (Cucurbita pepo).

„Eigentlich ist der Kürbis ein ideales Gewächs, um Kinder für den Garten zu begeistern“, sagt Buchter-Weisbrodt. Denn seine großen Samen lassen sich einfach säen, und schon nach wenigen Tagen zeigen sich die Keimlinge. Sie werden im Frühjahr zunächst auf der Fensterbank vorgezogen, nach Frostende dürfen sie ins Beet. „Wird der Garten von Schnecken heimgesucht, sollte die Kürbispflanze sechs bis acht gut entwickelte Blätter tragen, ehe sie ins Freie kommt“, rät die Agraringenieurin. Die Pflanzen bilden üppige Blätter und haben intensiv gefärbte Riesenblüten.

„Sieht man einmal davon ab, dass man bei anhaltender Trockenheit gießen muss, ist der Pflegeaufwand bis zur Ernte gering“, sagt Buchter-Weisbrodt. Wer viel Platz füllen muss, kann leere Beete mit Kürbissen zuwachsen lassen. Sowohl Jäten und Haken erübrigen sich. In kleinen Gärten können die Pflanzen an einem Rankgerüst hochwachsen.

Dünger brauchen sie nur in Maßen. Ideal ist reife Komposterde. „Gibt man zu viel Stickstoff, wird die Blattmasse zulasten des Blütenansatzes gefördert“, erläutert die Agraringenieurin. Zudem wird das Blattgewebe weich und anfällig für den Mehltaupilz.

Die Kürbisse sind reif, wenn der anfangs grüne und biegbare Stiel verholzt und eine hellbraune Färbung bekommt. Nach ihrer Ernte reifen sie in der Sonne nach, bis die Schale hart und fest ist. „Als Faustregel für die Haltbarkeit kann man sagen, Kürbisse mit beigefarbener, türkisblauer und brauner Schale sind eher lange - also bis zu ein Jahr - haltbar“, sagt Hinner. „Die anderen Farben sind dagegen nur zwei bis fünf Monate lagerfähig.“ Speisekürbisse sollten optimalerweise bei etwa 15 bis 20 Grad aufbewahrt werden, rät Buchter-Weisbrodt. Kälter als bei 12 Grad mögen sie es nicht.

Schon im Beet kann man die Zier- und Speisekürbisse verzieren: Einfach Muster, Namen oder Daten in die noch weiche Schale ritzen. Oder die Ufo- oder Lampenformen und vor allem die großen orangenen Bälle werden zu Halloween ausgehöhlt und mit Grimassen verziert. Dafür schneidet man einen sternförmigen Deckel aus dem Kürbis. „Anschließend werden die Kerngehäuse ausgekratzt“, erläutert Buchter-Weisbrodt. Die gruselige Maske wird zum Schluss herausgeschnitten, dann kommt eine Kerze in den Kopf und der Deckel drauf. Anschließend muss es nur noch dunkel werden - und die beleuchtete Fratze begrüßt Gäste und gute Geister.

Literatur:

Helga Buchter-Weisbrodt: Kürbisse für den Haus-Garten, av-Buch, 2006, 79 S., ISBN-13: 978-370402156-4

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