Hausbau in Eigenregie: Wo Bauherren mit anpacken können

München (dpa/tmn) · Die Do-it-yourself-Welle hat längst auch den Hausbau erreicht. Wobei die meisten Bauherren nicht aus reinem Spaß, sondern aus handfesten Kostengründen selbst mit anpacken.

 Auch relativ ungeübte Heimwerker lernen schnell Fußböden zu verlegen oder Fliesen anzubringen. Und damit lässt sich beim Hausbau viel Geld sparen. Foto: Kai Remmers

Auch relativ ungeübte Heimwerker lernen schnell Fußböden zu verlegen oder Fliesen anzubringen. Und damit lässt sich beim Hausbau viel Geld sparen. Foto: Kai Remmers

Die meisten Neubauten werden von Bauträgern errichtet, die Grundstücke und Häuser gemeinsam vermarkten. Da ist in der Regel wenig Spielraum für eigene Arbeiten am Bau. Wer aber ein Grundstück kauft oder erbt, hat größere Freiheiten. Er kann darauf bauen, was und wie er will - sofern es mit der Bauordnung der Kommune vereinbar ist. Und die Arbeiten auch selbst übernehmen.

Dabei muss er nicht einmal für die gesamte Genehmigungsplanung einen Architekten oder Baufachmann beauftragen. „Vieles kann sich der Bauherr auf der Grundlage des Bebauungsplanes auch selbst überlegen“, erklärt Gerhard Zach, Präsident des Verbands Deutscher Architekten in München. „Im Internet gibt es diverse Programme, die ihn bei der Planung unterstützen.“ Lediglich die ausstehenden Arbeiten werden dann von einem Profi übernommen - und er wird nur dafür vom Auftraggeber gezahlt. „Angesichts der gestiegenen Immobilienpreise sind etliche Bauherren geradezu darauf angewiesen, die Baukosten möglichst gering zu halten.“

Wer selbst beim Bau seines Einfamilienhauses oder der Doppelhaushälfte anpackt, kann bis zu 100 000 Euro sparen. „Allerdings muss er sich viel Zeit für die Arbeiten nehmen, das wird oft unterschätzt“, sagt Zach. „So ganz nebenbei nach Feierabend lässt sich so ein Projekt nicht bewerkstelligen.“ Aber auch relativ ungeübte Heimwerker lernen schnell, Fassaden zu streichen, Dämmungen zu ankleben, Fußböden zu verlegen oder Fliesen anzubringen.

„Bauherren, die an ihrem eigenen Haus werkeln, sind in der Regel sehr penibel“, hat der Architekt Zach beobachtet. „Da gibt es selten Probleme mit der Qualität.“ Oft verschenken sie aber viel Geld, wenn sie Teile der Eigenleistungen nicht selbst ausführen, sondern anderweitig vergeben. „Dann wird die nächstbeste Firma angesprochen, statt sich Angebote am freien Markt einzuholen. Dort könnten sie von den aktuell sehr großen Preisdifferenzen profitieren.“

Obwohl die Self-Made-Bauleute den Profis einen Teil der Arbeit wegnehmen, hat Olaf Techmer vom Landesverband Bayerischer Bauinnungen Verständnis für sie. „Ich selbst habe manches an meinem Haus als Eigenleistung erledigt“, sagt er. Aber an essenzielle Dinge wie die Statik oder die Elektrik sollten sich Heimwerker nicht heranwagen. „Alles, was die Sicherheit angeht, gehört in die Hände von Profis“, betont er. „Werden zum Beispiel tragende Wände herausgerissen oder Fenster und Türen unachtsam verbreitert, kann die gesamte Statik des Hauses in Gefahr geraten.“ Ganz abgesehen von möglichen Unfällen, gerade bei Arbeiten auf dem Dach, auf Gerüsten oder Leitern. „Bauherren sollten sich daher vor Bauarbeiten im eigenen Haus unbedingt bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft versichern.“

Ein Herz für Heimwerker haben verschiedene Fertighaushersteller. „Sie kümmern sich zwar als Generalübernehmer grundsätzlich um die Beauftragung der einzelnen Gewerke“, sagt Christoph Windscheif, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Fertigbau. „Aber Bauherren, die selbst Hand anlegen wollen, können vertraglich vereinbaren, welche Eigenleistungen sie einbringen.“ Das wird in der Bau- und Leistungsbeschreibung festgehalten.

Wie weit die Freiheit für den Bauherrn geht, ist verhandelbar. Es gibt zum Beispiel Varianten, bei denen der Hersteller zwar das Haus anliefert und aufstellt, aber der Innenausbau zu einem mehr oder weniger großen Teil vom Bauherren übernommen wird. „Solche Häuser nennt man Ausbau- oder Mitbauhäuser“, erklärt Windscheif. Wesentlich mehr Eigenleistungen stecken in den sogenannten Bausatzhäusern. Sie werden in der Fabrik nach einem Baukastensystem gefertigt und sind relativ leicht aufzubauen. Der Bauherr kann hier mit entsprechenden Vorkenntnissen sogar Arbeiten am Rohbau übernehmen.

Selbermachen ist beliebt. Aktuell werden etwa 15 Prozent aller Fertighäuser als Ausbauhäuser verkauft. Wie viel man dabei sparen kann, richtet sich nach dem Zeitbudget und den Fähigkeiten des Bauherrn. „In einem durchschnittlichen Haus lassen sich rund 20 000 Euro oder etwa 10 Prozent der Baukosten sparen“, erläutert Windscheif. „Wenn einem sehr günstigen Bauvorhaben sehr viel Eigenleistung gegenübersteht, sind sogar bis zu 20 Prozent Ersparnis realistisch.“

Beim Individualbau wie beim Fertighaus gilt: Der Bauherr haftet für alles, was er selber macht. „Er muss auch für die Folgekosten aufkommen, wenn ihm Fehler unterlaufen“, sagt Windscheif. Deshalb empfiehlt er, nur solche Arbeiten selbst zu übernehmen, die man wirklich beherrscht oder die sich leicht erlernen lassen. Für alles andere sollte man lieber Profis aus der Region hinzuziehen.

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