Hochglanz kommt vor dem Fall - Den Frühjahrsputz heil überstehen

Hamburg (dpa/tmn) · Viele Menschen bringen nach dem Winter erstmal ihr Zuhause wieder auf Hochglanz. Bei allem Elan ist aber auch Vorsicht angebracht - sonst endet der Frühjahrsputz schnell im Krankenhaus. Die größten Gefahren beim Putzen - und wie man sie umgeht.

 „Ach, geht schon“, denken viele, die beim Frühjahrsputz auf Stühle statt auf Leitern steigen. Viel zu oft geht es aber eben doch nicht. Foto: Kai Remmers

„Ach, geht schon“, denken viele, die beim Frühjahrsputz auf Stühle statt auf Leitern steigen. Viel zu oft geht es aber eben doch nicht. Foto: Kai Remmers

Im Winter putzen viele nur das Nötigste, oft fehlt der Elan. Mit den ersten warmen Tagen wendet sich das Blatt: Die Sonne leuchtet auch die dunklen Ecken gut aus, und die Fenster können eine ganze Weile offen stehen, ohne dass der Kältetod droht. Beim Frühjahrsputz sollten Hausfrauen und -männer aber das Unfallrisiko nicht unterschätzen, warnt Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus (DSH) in Hamburg. Weil die Routine fehlt, bewerten viele die Gefahren falsch. Eine Liste der häufigsten Unfallursachen:

Gardinen: Nasse Gardinen sind schwer. Vor allem Senioren sollten das Gewicht des Stoffs nicht unterschätzen, wenn sie die Vorhänge nach dem Waschen noch nicht ganz trocken wieder aufhängen. Oben auf einer Leiter, die Hände über dem Kopf und in dieser Situation die Kraft verlieren - da ist der Sturz fast vorprogrammiert. „Ruhig einfach mal den Nachbarn um Hilfe fragen“, rät Woelk in diesem Fall. Ist das unangenehm, empfiehlt die Expertin ein Tauschgeschäft: „Für eine Stunde Gardinen aufhängen kann man ja eine Stunde Babysitten anbieten.“

Hektik: „Nicht zu viel vornehmen“, rät Woelk. Ein gutes Zeitmanagement vermeide schon die meisten Unfälle. Viele kalkulieren zu wenig Zeit für Putzaktionen, die sie sonst nie machen, etwa beim Ausputzen der Hängeschränke in der Küche. Raubt das deutlich mehr Zeit als gedacht, kommt Hektik auf - und Hektik macht fahrlässig. „Und dann stellt man schnell einen Fuß auf den Stuhl und den anderen auf die Arbeitsfläche“, sagt Woelk. Ein Sturz sei dann oft nicht mehr weit. „Rund 80 Prozent aller tödlichen Haushaltsunfälle sind Stürze“, sagt Woelk.

Equipment: Stürze könne auch verhindern, wer nur auf die Dinge steigt, die dafür auch gebaut wurden. Stühle, Hocker oder die Fensterbank sind nach Woelks Ansicht tabu. Leitern oder Tritte seien sicherer. Auch beim übrigen Putz-Equipment lassen sich Unfälle vermeiden - und zwar allein dadurch, dass es vor der Putzaktion parat steht. Wer zwischendurch in den Bau- oder Supermarkt laufen muss, ist irgendwann genervt und wird hektisch.

Pfützen: Unfälle in der Ebene nennen Experten die Haushaltsunglücke, für die man gar nicht erst auf einen Hocker steigen muss. Den Mopp etwas zu nass aus dem Wischeimer gezogen, und schon breitet sich eine Wasserlache auf den Fliesen aus. Sichtbar ist sie oft aber nicht - man rutscht leicht aus. Kleine Pfützen werden daher besser sofort trockengelegt.

Staubsauger: Ausschalten, zurück auf den Flur, Stecker rausziehen, zur nächsten Steckdose gehen, wieder einstecken: Das ist lästig. Manch einer versucht, so viele Ecken der Wohnung wie möglich zu erreichen, ohne umzustöpseln. Allerdings hebt sich das Kabel, wenn es zu gespannt ist und wird damit zur Stolperfalle - nicht nur für den Putzenden, sondern zum Beispiel auch für Kinder.

Chemie: Kinder probieren gern. Sind kleine Kinder im Haus, sollten die Putzmittel nicht auf dem Boden herumstehen. Kinder nehmen vielleicht einen Schluck aus der zitronengelben Scheuermilchflasche und vergiften sich. „Flaschen verschließen und hochstellen“, lautet Woelks Tipp. Familien mit Kindern bis vier Jahren bewahren die Putzmittel am besten auch nicht das ganze Jahr über unter der Spüle in der Küche auf, sondern schließen sie besser in die Abstellkammer oder stellen sie auf Schränke.

Fenster: Schmutzige Fenster nerven, aber sie sind auch keine Katastrophe. Locker bleiben lautet daher die Devise beim Fensterputzen. Sind Stellen an der Außenscheibe einfach nicht zu erreichen, „na dann bleiben sie eben schmutzig“, sagt Woelk. Wer mit falschen Ehrgeiz an die Arbeit geht, bringt sich leicht in Gefahr - vor allem, wenn er im oberen Stockwerk putzt. Es gebe immer wieder Fälle, in denen Menschen beim Putzen aus dem Fenster fallen, weil sie auf der Fensterbank stehen und durch die Öffnung auch die letzte Ecke der Außenscheibe erreichen wollen. Wer mit dem Schmutz absolut nicht zurechtkommt, sollte besser einen Fachmann anrufen.

Für den Frühjahrsputz bedarf es keiner teuren Spezialreiniger. Einfache Reinigungsmittel wie Essig und Scheuermilch reichen laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen aus. „Die Chemie in den Spezial- oder Hygienereinigern schadet der Haut, den Atemwegen und der Umwelt“, fasst Philip Heldt von der Verbraucherzentrale zusammen. Viele Menschen ließen sich aber durch Werbung zum Kauf der aggressiven Mittel verleiten. „Lieber mehr schrubben, als viel Chemie benutzen,“ rät Heldt.

Dem Experten zufolge reichen drei Standardmittel: Scheuermilch, Neutralreiniger und ein kalklösender Reiniger mit Essig oder Zitrone. Mit dem Allzweck- oder Neutralreiniger lassen sich Fußböden und Oberflächen reinigen. Zitronensäure und Essig beseitigen Kalkablagerungen und Harnstein. Die Scheuermilch entfernt hartnäckige Verschmutzungen. Für die Fenster könne man zudem einen Schuss Spiritus in den Neutralreiniger geben.

„Es ist ein Irrglaube, dass sich im Bad besonders viele Bakterien sammeln“, sagt Heldt. In der Küche breiteten sich Bakterien meist viel schneller aus. Handtücher und Schwämme sollten daher alle paar Tage ausgetauscht und in der Kochwäsche mitgewaschen werden. Zweimaliges Lüften am Tag sorgt für ideale Luftfeuchtigkeit und hindert Bakterien daran, sich zu vermehren.

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