Klein und flexibel - Beistelltische lösen Couchtisch ab

Offenbach (dpa/tmn) · Beistelltische stehen beim Einrichten nicht unbedingt an erster Stelle. Aktuelle Entwürfe zeigen jedoch, dass Designer auch diese kleinen Einrichtungsgegenstände immer weiter verbessert haben.

 Die Beistelltische von Oliver Schick erinnern an Heißluftballons - deshalb sind die Möbel „Joseph“ und „Jacques“ benannt nach den Gebrüdern Montgolfier. Foto: Oliver Schick

Die Beistelltische von Oliver Schick erinnern an Heißluftballons - deshalb sind die Möbel „Joseph“ und „Jacques“ benannt nach den Gebrüdern Montgolfier. Foto: Oliver Schick

Manchmal kann es sehr erhellend sein, den Blick vom Zentrum des Geschehens abzuwenden und auf einen Nebenschauplatz zu richten. Auch beim Einrichten lohnt es, sich nicht alleine auf die Sofalandschaft oder die große Schrankwand zu konzentrieren. „Wir werden derzeit wieder häuslicher und verspielter“, sagt der Designer Oliver Schick aus Offenbach. „Deshalb sind auch die kleinen Dinge wieder wichtiger.“ Zu den kleinen, beim Wohnen oft vernachlässigten Objekten gehören neben Accessoires, Leuchten und Textilien auch die unscheinbar wirkenden Beistelltische.

Oliver Schick hat für den Hersteller Pulpo zwei neue Beistell- oder Couchtische entworfen. Die Tischplatten von „Jaques“ und „Joseph“ bestehen aus einer pulverbeschichteten MDF-Platte, die tragende Unterkonstruktion ist aus Stahl gefertigt. Ungewöhnlich hat Schick die zweite Ablage-Ebene gestaltet: Statt eine weitere Platte einzuziehen, verwendet der Designer eine Schale aus mundgeblasenem Glas. Die Form der Tische erinnert so an einen Heißluftballon - deshalb sind die Möbel benannt nach den Gebrüdern Joseph Michel und Jacques Étienne Montgolfier. Sie starteten den ersten Heißluftballon.

„Wir wollen keine leblosen Gebrauchsgegenstände, sondern Produkte, die lebendig sind und eine eigene Sprache sprechen“, erläutert Oliver Schick seinen Ansatz. „Auch ein nicht so prominentes Möbel wie ein Beistelltisch kann so zu einem Wohnjuwel werden.“

Eine neue Serie von Beistelltischen mit dem Namen „Bol“ hat das Designerlabel Supergrau kürzlich vorgestellt. Die Tischplatte ist als Schale gestaltet und aus dem alten Werkstoff Emaille gefertigt. Deren Oberflächenveredelung verlangt mehrere Arbeitsgänge, die Schale erhält durch den aufwendigen Fertigungsprozess eine hochwertige, glasartige Anmutung. Die Farben stammen aus dem Bestand eines Herstellers von Bad-Accessoires aus den 70er Jahren. Die Tischbeine sind aus massivem Eschenholz.

Es verbinden sich bei dem Entwurf Vergangenheit und Gegenwart, ebenso unterschiedliche Materialien. „Das Wohnen ist heute immer kollagenhafter“, erklärt Supergrau-Gründer Bjoern Berger. „Vintage-Möbel stehen oft direkt neben zeitgenössischem Design. Wir wollten diese Vielschichtigkeit bei den Tischen umsetzen.“ Sie gibt es in zwei Größen sowie fünf Farben.

Die Beistelltische ersetzen immer mehr den einzelnen Couchtisch. Man kann sie einzeln verwenden sowie zwei oder mehrere Tische als Gruppe zusammenstellen. „Den festen Tisch wollten wir auflösen und Möglichkeiten bieten, unterschiedliche Arrangements zu gestalten“, sagt Berger. Denn die Beistelltische müssen mit dem vor allem in Stadtwohnungen mangelndem Platzangebot zurechtkommen. Flexibilität ist eines der zentralen Themen beim Wohnen geworden - und die Tische haben daher nicht mehr einen festen Standort am Sofa. Die Produkte können auch daneben sowie im Flur, im Badezimmer oder am Bett stehen.

Ein Spezialist für platzsparende, flexible Möbellösungen ist der Berliner Designer Michael Hilgers. Auch er hat aktuell eine interessante Tisch-Lösung im Programm. Das Modell heißt „Daran“, weil es nur in Verbindung mit einem anderen Möbeln funktioniert. Der Nutzer klemmt den einzigen Fuß des Tisches einfach unters Sofa oder den Bettposten, was dem Beistelltisch Halt gibt.

„Ich und meine Freundin möchten nicht so viele Dinge in der Wohnung herumliegen haben“, erläutert Hilgers seine Idee. Sein klemmbarer Beistelltisch helfe ihm hier, den Alltag besser zu organisieren. All die vielen Dinge, die man auf dem Sofa oder im Bett um sich haben möchte, finden darauf Platz: Tablet, Smartphone, der Controller der Spielekonsole, eine Tasse Tee oder eine Tüte Gummibärchen.

 Der Designer Werner Aisslinger hat bei seiner Möbelserie „Pad Collection“ für den Hersteller Conmoto einen Beistelltisch mit eingebauter Ladestation entworfen. Foto: Conmoto/Werner Aisslinger

Der Designer Werner Aisslinger hat bei seiner Möbelserie „Pad Collection“ für den Hersteller Conmoto einen Beistelltisch mit eingebauter Ladestation entworfen. Foto: Conmoto/Werner Aisslinger

 Der Beistelltisch „Daran“ von Michael Hilgers wird unter das Sofa geklemmt. Durch die Kerbe in der Platte kann das Kabel einer Leseleuchte führen. Foto: Rephorm/Michael Hilgers

Der Beistelltisch „Daran“ von Michael Hilgers wird unter das Sofa geklemmt. Durch die Kerbe in der Platte kann das Kabel einer Leseleuchte führen. Foto: Rephorm/Michael Hilgers

 Der Beistelltisch „Bol“ von Supergrau hat eine Schale als Tischplatte. Foto: Supergrau

Der Beistelltisch „Bol“ von Supergrau hat eine Schale als Tischplatte. Foto: Supergrau

Gerade die Dauerpräsenz der digitalen Geräte im Alltag verlangt nach neuen Lösungen. Deshalb hat der „Daran“ in der Tischplatte eine Kerbe, durch die der Nutzer das Kabel eines Smartphones oder einer Leseleuchte führen kann. Der Designer Werner Aisslinger hat bei seiner Möbelserie „Pad Collection“ für den Hersteller Conmoto extra einen kleinen Beistelltisch mit eingebauter Ladestation entworfen. Unter dem Deckel der Schale des „Pad Box Wood“ finden sich versteckt die Stromanschlüsse für die Technik.

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