Kleinwindanlagen sparen Stromkosten

Hamburg (dpa) · Ob Kleinwindanlagen auf Rädern oder in Gärten: Angesichts steigender Stromkosten werden sie für Verbraucher zusehends interessant. Der Markt ist unübersichtlich, die Genehmigungsverfahren variieren je nach Bundesland. Viele Stromkunden wagen es dennoch.

 Kleinwindanlagen auf der New Energy in Husum: Kleine Windmühlen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt eignen sich gut als Ergänzung zur vorhandenen Stromversorgung. Foto: Axel Heimken

Kleinwindanlagen auf der New Energy in Husum: Kleine Windmühlen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt eignen sich gut als Ergänzung zur vorhandenen Stromversorgung. Foto: Axel Heimken

Kleinwindanlagen haben in Deutschland noch Aufholpotenzial. Die Geräte, die meist dem Eigenbedarf dienen, sind bislang eher sporadisch verbreitet - obwohl es an Herstellern nicht mangelt. Kleinwindanlagen sind Windräder, die unter 50 Meter hoch sind. In der Realität höre es aber bei höchstens 30 Metern auf, erklärt Patrick Jüttemann. Er betreibt ein Verbraucherportal zum Thema Kleinwindanlagen. Wie viele dieser Windräder bereits in Deutschland stehen, ist nicht bekannt. „Es gibt keine Installationsstatistik wie bei Solaranlagen“, sagt Jüttemann.

Für Kleinwindanlagen sei die „new energy husum 2013“ in Husum (21. bis 24. März) die weltweit wichtigste Messe, erklärt Husum-Messechef Peter Becker. 65 Kleinwind-Unternehmen aus zwölf Ländern präsentieren in diesem Jahr ihre Produkte in Husum. Insgesamt sind 300 Aussteller des Sektors Erneuerbare Energien aus 14 Ländern vertreten. „Die Bedeutung der Kleinwindkraft steigt zusehends“, lautet Beckers Fazit.

Vorgestellt werden dort auch Kleinwindanlagen auf Rädern: Mobile Energiestationen, die Benzingeneratoren ersetzen können. „Mit ihnen kann man den regenerativen Strom dorthin bringen, wo er gebraucht wird“, sagt Marc Jähncke von der Itzehoer Firma EAC-Energiesysteme.

Zum Betrieb der Anlage braucht es nicht viel: Wo man mit einem Caravan hinkommt, kann man auch die mobile Windmühle aufbauen, erklärt Jähncke. Ungefähr eine Stunde dauert der Aufbau, bis sich auf einem Teleskopmast in zehn Metern Höhe das kleine Windrad dreht und Strom produziert. Die 3,5 Kilowatt-Anlage kann drei Elektroautos gleichzeitig auftanken.

Kleine Windmühlen mit einer Leistung von bis zu 100 Kilowatt eigneten sich vor allem als Ergänzung zur vorhandenen Stromversorgung, berichtet Becker. Eine 5-KW-Anlage kann je nach Windstandort rund 10 000 kWh Energie pro Jahr „flüsterleise“ (unter 35 Dezibel) produzieren. Die Energie kann unter anderem zur Unterstützung der Heizungsanlage genutzt werden, als Strom für Wärmepumpen oder zur Erzeugung einer „Strom-Reserve“ über Batterien.

Der fehlende Überblick darüber, wie viele private Windkraftanlagen in Deutschland bereits installiert sind, ist nach Darstellung von Volker Dumann von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg auch damit zu erklären, dass es bisher keine allgemeingültigen Regeln für den Aufbau der privaten Windkraftanlagen gibt. Die Genehmigungsverfahren seien je nach Bundesland unterschiedlich, denn für Anlagen unter 50 Metern gilt die jeweilige Landesbauordnung.

Klaus Lange aus Rahlstedt war mit seinem Antrag erfolgreich. Zumindest vorläufig. Für ein halbes Jahr hat er eine Erlaubnis bekommen, ein kleines Windrad an seinem Caféhaus anzubringen. Das Projekt sei am Anfang sehr kritisch beäugt worden, erzählt er. In dem genehmigten halben Jahr kommt es nun auf drei kritische Faktoren an. Nummer eins: Wie stark ist der sogenannte Discoeffekt? Sprich, reflektieren die Rotorblätter die Sonne und stören Passanten mit den Lichtblitzen? Nummer zwei: Liegen jeden Morgen „200 gehäckselte Vögel darunter“? Nummer drei: Läuft die Nachbarschaft Sturm? Da sich bislang niemand über Lichtblitze beschwert hat und Lange noch keinen toten Vogel entdeckt hat, hofft er nun auf die Dauergenehmigung.

Langes Anlage ist nur 2,70 Meter im Durchmesser, sie hat eine Leistung von zwei Kilowatt. „Das bringt etwa 600 Euro an Strom im Jahr.“ Lange speist den Strom nicht ein, sondern nutzt ihn allein für den Eigenbedarf. So empfiehlt es auch Jüttemann. Die Förderung fürs Einspeisen nach dem Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) liege bei etwa neun Cent pro Kilowattstunde, rechnet er vor. Wer den Strom aber gleich selber verbrauche, spare 25 bis 30 Cent, die er sonst an den Energieversorger zahlen müsste.

Allerdings lässt sich nur dann Geld sparen, wenn genug Strom produziert wird - wenn also ausreichend Wind durch das Rad bläst. Dafür sollte der Standort gut gewählt sein. Jüttemann empfiehlt, vor der Entscheidung eine Windmessung zu machen. Anders als bei Solaranlagen, bei denen das Licht von oben komme, bewege sich Wind horizontal zur Erdoberfläche: „Jeder Bau, jedes Gebäude bremst ihn aus.“ Weil Landwirte von Haus aus die besseren Voraussetzungen haben, gehören sie zu den Hauptabnehmern.

Auf der anderen Seite, bei den Herstellern, sei der Markt sehr unübersichtlich, sagt Jüttemann. Er rät, nie den Herstellerangaben allein zu vertrauen, da schwarze Schafe falsche Stromerträge angeben. Wie lange ein Hersteller auf dem Markt sei und wie viele Anlagen er bereits verkauft habe, seien gute Anhaltspunkte für Verbraucher. Jüttemann gibt die Faustregel: Pro Kilowatt installierte Leistung werden zwischen 3000 bis 8000 Euro fällig. Eine fünf Kilowatt-Anlage könnte so zwischen 15 000 und 40 000 Euro kosten - je nachdem, welche Bauart sich der Kunde wünscht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort