Lochziegel, Sandstein und Gipskarton - Diese Dübel halten hier

Bottrop (dpa/tmn) · Das Bild hält einfach nicht. Obwohl der Dübel gut in das Bohrloch passt, wackelt die Schraube. Das liegt vielleicht daran, dass das Material der Wand zu weich oder porös ist. Viele Baustoffe brauchen spezielle Dübel - ein Überblick.

 Groß, klein, dick, dünn: Dübel gibt es in den verschiedensten Varianten. Welcher der Richtige ist, entscheidet der Baustoff. Foto: Mascha Brichta

Groß, klein, dick, dünn: Dübel gibt es in den verschiedensten Varianten. Welcher der Richtige ist, entscheidet der Baustoff. Foto: Mascha Brichta

Heimwerker machen immer wieder diese eine frustrierende Erfahrung: Das Loch ist gebohrt, der Dübel steckt, die Schraube ist hineingedreht - und doch wackelt sie. „Meist arbeiten Heimwerker dann mit den falschen Dübeln“, erklärt der Maurer und Bautechniker Robert Raschke aus Bottrop. Er ist Trainer an der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln. Der Dübel muss zum Baustoff der Wand passen.

Welcher Baustoff sich unter der Tapete oder dem Putz verbirgt, zeigt der Staub aus dem Bohrloch. Ist das Bohrmehl staubfein, aber noch rieselfähig, ist es Beton, erläutern Karl-Gerhard Haas und Peter Birkenfeld, Experten für die Stiftung Warentest in Berlin in ihrem Ratgeber „Reparaturen zu Hause“. Der Staub habe eine weiße bis hellgraue Farbe. Porenbeton sei ebenfalls weiß, aber grobkörnig und leicht schmierig. Und er leiste dem Bohrer nur wenig Widerstand. Im Gegensatz zu Beton: Hier sei der Einsatz eines Bohrhammers notwendig.

Ziegel und Lochziegel aus Ton liefern rotes oder gelbliches Bohrmehl. Kalksandsteine zerfallen in weißes Bohrmehl, das sich sandig anfühle. Gipskarton habe feines weißes Mehl, das am Bohrer klebe. Bei Gipsfaserplatten sei es hellgrau.

Die Klassiker unter den Dübeln sind Spreizdübel, die sich beim Eindrehen der Schraube gegen die Wand des Bohrloches stemmen und so für Halt sorgen. Nach Angaben der Warentest-Autoren hält der Spreizdübel am besten in festen Baustoffen wie Beton oder in Mauerwerk aus Vollstein. In Leichtbauwänden sowie in Steinen mit Hohlkammern haben Spreizdübel Probleme.

„Alleskönner bei solchen Wandaufbauten sind Universaldübel“, sagt Raschke. Sie finden auch in Lochbausteinen oder in den Hohlräumen von Gipskartonwänden und Gipsfaserplatten sicheren Halt. Denn sie besitzen die Eigenschaft, sich in Hohlräumen zu verankern oder sich gegen die Wände zu spreizen. Diese Verbindungen seien aber nicht sonderlich belastbar.

Neben Universaldübeln gibt es Spezialisten für bestimmte Materialien wie Gipskartondübel, die ein wenig wie Schnecken aussehen. Aber für schwerere Befestigungen an der Decke wie Lampen seien sie wegen ihrer geringen Tragfähigkeit kaum geeignet, so die Experten der Stiftung Warentest. Ein leichter Rauchmelder lasse sich damit jedoch gut befestigen.

Für schwerere Montagen an Hohlraumwänden wurden spezielle Metall -und Kunststoffdübel entwickelt. Probleme bereitet dem Handwerker manchmal das weiche Gefüge von Porenbeton. Aber auch hier helfen spezielle Dübel, mit denen sich in diesem Material fast alles befestigen lässt, sagt Heimwerkerlehrer Raschke.

Für die Auswahl des Dübels zählt außerdem die Last, die er halten soll. Eine Halterung für das Toilettenpapier beispielsweise könne der Heimwerker problemlos mit einem Universaldübel befestigen, erläutert Rasche. Aber für einen Handtuchhalter empfiehlt der Bautechniker einen Langschaftdübel. Dieser ragt tiefer in das Mauerwerk hinein und hält daher deutlich höherer Belastung stand. Sein langer Schaft verspreizt sich im Porenbeton, so dass auch leichte Hängeschränke sich damit sicher befestigen lassen. „Für die Befestigung von Rohrleitungen oder Vorwandinstallationen sollte der Heimwerker hingegen spezielle Gasbetondübel verwenden“, rät Raschke. Diese sind noch stabiler.

Manche Mauern aus modernen Baustoffen sowie altes Mauerwerk verfügen nicht über eine ausreichende Festigkeit, um beispielsweise Waschtische sicher zu tragen. In solchen Fällen könne man sich mit einem sogenannten Injections-System behelfen, sagt Maurer Raschke. Hier wird erst mit einer Kartusche ein schnell abbindender Kunstharzmörtel und dann eine Gewindestange oder Innengewindehülse in das Bohrloch gegeben. Der Mörtel verklebt diese im Mauerwerk.

Die Löcher müssen grundsätzlich exakt gebohrt sein. „Für Beton sollte immer ein Bohrhammer benutzt werden“, sagt Raschke. Dagegen dürfe man bei gemauerten Wänden auf keinen Fall eine Bohrmaschine mit eingeschaltetem Schlagwerk benutzen. Denn bei modernen Lochziegeln könne dieses die Stege zerschlagen und zu große Löcher verursachen. Darin finde der Dübel keinen Halt, erläutert er.

Beim Bohren kann man mehr falsch machen, als den falschen Dübel zu wählen - nämlich Leitungen zu beschädigen. Man müsse prüfen, ob an der Stelle Gas-, Wasser- oder elektrische Leitungen verlaufen, rät Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus (DSH) in Hamburg. In Baumärkten gibt es batteriebetriebene Geräte, die Metall oder Stromleitungen erkennen. Heimwerker sollten beim Bohren keine Handschuhe und weite Kleidung tragen, da sich diese in der Maschine verhaken können. Schutzbrillen bewahren die Augen vor Verletzungen.

Literatur:

Karl-Gerhard Haas und Peter Birkenfeld: Reparaturen zu Hause, Stiftung Warentest, 2010, 3. Auflage, 368 S., 19,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86851-012-6

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