Mehr Blatt als Blüte: Das Schattenreich des Gartens gestalten

Erfurt (dpa/tmn) · Sonnenhungrige Prachtstauden verkümmern auf der Nordseite von Häusern oder im Schatten großer Bäume. Doch auch der dunklere Teil des Gartens kann schön bepflanzt werden. Im Schattenreich kommt zur Geltung, was Blüten sonst überstrahlen.

 Blüht auch im Schatten: Die Sterndolde (hier: Astrantia major 'Rubra') mag feuchte und nicht zu sonnige Orte. Foto: Andrea Warnecke

Blüht auch im Schatten: Die Sterndolde (hier: Astrantia major 'Rubra') mag feuchte und nicht zu sonnige Orte. Foto: Andrea Warnecke

Wie schön ist an schwülen Tagen ein schattiges Plätzchen im Garten: Wo ein kühles Lüftchen weht und Bäume vor der Sonne schützen, kann man sich so richtig entspannen. Doch Hobbygärtner mögen den Schattenbereich oft nicht so gerne, da seine Pflege und die Gestaltung als eher schwierig gilt. Mit den richtigen Pflanzen ist das allerdings recht leicht.

„Es ist gerade das Wechselspiel aus Licht und Schatten, das einen Garten abwechslungsreich und spannend macht“, findet Ruth Bredenbeck, Leiterin der GartenAkademie-Thüringen in Erfurt. Einem rein sonnigen Garten fehle häufig die Tiefe und Wirkung. An schattigen Flecken kommen dagegen Blattformen und Grünschattierungen zur Geltung.

„Ein Schattengarten ist im Grunde recht pflegeleicht, solange man berücksichtigt, welche Ansprüche die Pflanzen dort haben“, erläutert Bredenbeck. „Von einem englischen Rasen unter dichten, schattigen Bäumen sollte man sich deshalb lieber verabschieden, denn das kann nur misslingen.“ Bodendecker wie Immergrün oder Efeu seien passender und deutlich pflegeleichter.

„Auch die nieren- und herzförmigen Blätter des Haselwurzes (Asarum) oder der robuste Beinwell (Symphytum grandiflorum) eignen sich hier“, ergänzt Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens ins Münster. Der Beinwell sei so robust, dass er sich sogar unter dichten Koniferen ausbreitet. Als kleinflächigen Akzent empfiehlt Röschenbleck das weiß-grüne Laub der Dickmännchen-Sorte 'Variegata' (Pachysandra terminalis).

„Wenn man genauer hinschaut, kann man einen wandernden Schatten gut vom Vollschatten durch ein Gebäude oder einem lichten Schatten etwa unter Birken unterscheiden“, erklärt Ruth Bredenbeck. Je dichter der Schatten ist, desto weniger Blüten dürfe man erwarten. Unter laubabwerfenden Gehölzen könne man dagegen die Frühjahrssonne noch für frühblühende Hasenglöckchen, Winterlinge, Schneeglöckchen und Waldanemonen nutzen. „Erst danach schließt sich dann das Blätterdach und macht den Bereich schattig“, sagt Bredenbeck.

Zu den besonders reizvoll blühenden Stauden des Frühsommers zählt der Hohle Lerchensporn (Corydalis elata). Er ist so robust, dass er Schnecken, Frost und Trockenheit trotzt. Auch der Feuerkolben (Arisaema ciliata) ist hierfür geeignet: „Er hat schönes Laub, interessante Blüten und auffällige Früchte. Er hat allerdings keine Fernwirkung und ist somit ein Schatz, der beim Rundgang entdeckt werden will“, schwärmt Röschenbleck. Im Hochsommer erblühen hier auch Astilben, Sterndolden (Astrantia), Eisenhut (Aconitum), Ligularien (Ligularia) und Silberkerzen (Actaea).

Die Funkie (Hosta) ist ein Klassiker unter den Blattschmuckstauden für schattige Bereiche. Die grünen, weißen, gelben und bläulichen Farbschattierungen der Blätter bringen ein abwechslungsreiches und stimmungsvolles Spiel ins Beet. „Hier sind besonders die schneckenfesteren Sorten der Hosta sieboldiana zu empfehlen, wie 'Big Daddy', 'Blue Angel' oder 'Great Expectations'“, so Röschenbleck.

Als Gehölze eignen sich die Kolkwitzie (Kolkwitzia amabilis) oder die Eichenblatt-Hortensie (Hydrangea quercifolia). Sie blühen auch bei einem Mindestmaß an Licht. Die Hortensie hat zudem eine schöne Herbstfärbung. Röschenbleck empfiehlt auch die Zimterle (Clethra alnifolia), die von Juli bis September rosa oder weiß blüht.

Doch ein sonnenarmes Fleckchen ist den Pflanzen laut Bredenbeck allein nicht genug, viele brauchen genügend Bodenfeuchtigkeit. So entziehen besonders Fichten dem Boden weiträumig Wasser, so dass unter ihnen kaum etwas wachsen kann. Man muss den Baum deshalb jedoch nicht gleich fällen. Röschenbleck hat einen Pflanztipp: „Für trockene Schattenbereiche eignet sich etwa die reinweiß blühende Dreiblattspiere (Gillenia trifoliata), die damit gut zurecht kommt.“

 Eine Schönheit für dunkle Orte: Die Astilbe hat unzählige kleine Blüten. Foto: PdM

Eine Schönheit für dunkle Orte: Die Astilbe hat unzählige kleine Blüten. Foto: PdM

 Der Beinwell (Symphytum grandiflorum) gilt als so robust, dass er sich sogar unter Bäumen mit dichten Kronen ausbreiten kann. Foto: Marion Nickig

Der Beinwell (Symphytum grandiflorum) gilt als so robust, dass er sich sogar unter Bäumen mit dichten Kronen ausbreiten kann. Foto: Marion Nickig

Auch Farne mit ihren besonderen Blattformen oder Farben kommen in einem Schattengarten gut zurecht. Joachim Röschenbleck, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Botanischen Gartens in Münster empfiehlt den silber-roten Regenbogenfarn (Anthyrium niponicum 'Metallicum') oder den Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) mit ledrig glänzenden Blättern. „Und der Rotschleierfarn (Dryopteris erythrosora) zeigt einen besonders schönen orange-kupferroten Austrieb.“

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