Mehrgenerationenhäuser vor ungewisser finanzieller Zukunft

Apolda (dpa) · Sie sollen Begegnungsstätten für Menschen jeder Herkunft und jedes Alters sein: Mehrgenerationenhäuser. Seit Jahren werden sie durch ein Bundesprogramm gefördert. Das läuft 2014 aus. Und dann?

 Der Rentner Karl Heinz Fürstenberg und Carina Hauck (l) mit ihrem 16 Tage alten Sohn Carlos sitzen am Frühstückstisch im Mehrgenerationenhaus Apolda. Foto: Martin Schutt

Der Rentner Karl Heinz Fürstenberg und Carina Hauck (l) mit ihrem 16 Tage alten Sohn Carlos sitzen am Frühstückstisch im Mehrgenerationenhaus Apolda. Foto: Martin Schutt

Zuerst hatte es Karl Heinz Fürstenberg der montägliche Singekreis im Mehrgenerationenhaus „Geschwister Scholl“ in Apolda angetan. „Ich habe einfach Gefallen daran gefunden, junge Mütter und ihre Kinder mit der Mundharmonika zu begleiten“, erzählt der Rentner. Weil der Kontakt zwischen Jung und Alt dort so gut funktioniert habe, ging er irgendwann auch zum Frühstück der Generationen - immer mittwochs. Seit langem ist Fürstenberg, Jahrgang 1921, damit einer der ältesten und einer der regelmäßigsten Nutzer des Hauses. Doch dessen finanzielle Zukunft ist ungewiss - ebenso wie die anderer Mehrgenerationenhäuser in Thüringen und bundesweit.

Die deutschlandweit 450 Begegnungsstätten dieser Art werden bisher im Rahmen eines Bundesprogrammes mit einem Zuschuss von jeweils 40 000 Euro im Jahr gefördert. Das Programm läuft 2014 aus.

Sollte dieser Zuschuss ersatzlos gestrichen werden, dann werde die tägliche Arbeit in ihrem Haus auf jeden Fall schwieriger werden, sagt die Leiterin des Apoldaer Mehrgenerationenhauses, Corinna Weber. Die Besucher würden dann wohl für mehr Veranstaltungen oder Angebote als bislang Beiträge zahlen müssen. Immerhin: Weil die Kommune Träger der Einrichtung sei, sei das Haus nicht akut in seinem Bestand gefährdet, sagt Weber. „Außerdem gibt es seit 2010 einen Förderverein für unsere Einrichtung.“ Die Verantwortlichen hätten sich niemals auf nur eine Finanzierungsquelle verlassen wollen.

Weil aber längst nicht alle Mehrgenerationenhäuser in einer solch komfortablen Situation sind, hat vor und hinter den Kulissen längst das Gezerre ums Geld begonnen. Aktuell fließen die Zuschüsse laut Bundesfamilienministerium ebenso vom Bund und dem Europäischen Sozialfonds wie von Kommunen, Landkreisen oder den Ländern.

Mehrgenerationenhäuser sollen Begegnungsstätten für Jung und Alt sowie Menschen jeder Herkunft sein. Die Häuser bieten keine Wohnungen, sondern eine Vielzahl regelmäßig wechselnder Veranstaltungen unter einem Dach. Sie richten sich zum einen speziell an Menschen einer bestimmten Altersgruppe, wie etwa Beratung zu Rentenfragen oder Gedächtnistraining für Senioren. Zum anderen werden dort Aktivitäten angeboten, die darauf abzielen, Menschen verschiedener Altersgruppen zusammenzubringen. So betreuen in solchen Häusern beispielsweise Senioren die Kinder junger Väter und Mütter oder Schülergruppen besuchen Alten- und Pflegeheime.

Weil inhaltliche ähnliche Angebote auch Dorfgemeinschaftshäuser oder Familienzentren machen, sind Mehrgenerationenhäuser zwar nicht die einzigen sozialen Einrichtungen, die den Dialog der Generationen anschieben wollen. Sie werden aber im Rahmen eines Bundesprogrammes, das erstmals 2006 aufgelegt und zuletzt 2012 verlängert wurde, gezielt gefördert. Die Bezeichnung Mehrgenerationenhaus sagt damit mehr über die Zugehörigkeit einer Einrichtung zu dieser Dachmarke aus als über inhaltliche Alleinstellungsmerkmale.

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