Mit einer Dosis Kitsch - Goldene Dekorationen im Trend

Köln (dpa/tmn) · Goldene Zeiten beginnen: Die schimmernde und glänzende Farbe wird wieder gerne für Wohndekorationen verwendet. In kleinen Dosen entfaltet sie ihre Wirkung am besten.

 Ein Klassiker kommt zurück: Die Tischuhr „Tripod Clock“ vom Designer George Nelson zeigte das Unternehmen Vitra auf der Messe IMM Cologne. Foto: Simone A. Mayer

Ein Klassiker kommt zurück: Die Tischuhr „Tripod Clock“ vom Designer George Nelson zeigte das Unternehmen Vitra auf der Messe IMM Cologne. Foto: Simone A. Mayer

Es ist eine Vase auf dem Schrank, der Fuß einer Lampe oder ein goldenes Regal unter vielen andersfarbigen: Einer der neuen Trends für die Wohnräume hält sich gerne im Hintergrund - aber da glänzt es. Goldene Accessoires und Kleinmöbel werden nur ganz spärlich eingesetzt. Dabei ist die Farbe alles andere als unauffällig. Genau das ist der Grund, warum sie nur in kleinen Dosen in der Einrichtung verwendet werden sollte, findet Ursula Geismann, Trendexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn. „Sonst wirkt es zu überladen.“

Axel Venn, Professor für Farbgestaltung und Trendscouting an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim, rät ebenfalls: „Setzen Sie es immer nur in Kombination ein, also immer mit anderen Tönen mischen und nie nur Gold verwenden. Es hat nämlich eine unglaublich prägnante Wirkung.“ Der Farbenexperte sieht Goldenes gerne in Kombination mit dunklem Holz und Weiß.

Fast überall sah man in den Beispiel-Wohnwelten auf der Möbelmesse IMM Cologne im Januar Gold - und andere Edelmetalle. In dem als Trendbeispiel der Weltleitmesse aufgebauten „Das Haus - Interiors on Stage“ stand der 72 Zentimeter große, goldfarbene Pinguin „Hopebird“ von Jaime Hayon für das Unternehmen Bosa. Die Figur blickt salutierend zum Horizont - und soll damit laut dem Designer für die Einstellung stehen, das Glas sei halb voll.

Der Designer David Derksen setzt lieber auf Kupfer. Er formt es zu mehreckigen Lampen. Die Besonderheit ist seinem Unternehmen zufolge, dass das Metall je nach Lichteinfall auf die Oberfläche in verschiedenen Tönen erscheint: von dunklem Braun über Rot bis Orange. Gold, Silber und Kupfer - die Schubladenkonsolen „Epoca“ des Industriedesigners Ulf Moritz hat Schönbuch nun in diesen Edelmetallfarben im Angebot.

Auch Vitra hat in seine Wohnwelt Goldenes integriert, darunter die Tischuhr „Tripod Clock“ im Stil der 50er Jahre des Designers George Nelson. Die dem Unternehmen zufolge bei Sammlern begehrten Modelle hat das Vitra Design Museum in einer Reedition in originalgetreuer Form wieder aufgelegt.

Obwohl sie im Wohnraum aufs Minimum reduziert sind, sollen die Stücke eine Aussage über seinen Besitzer machen. „Es drückt aus, ich will kein billiges Plastik hinstellen, sondern eher etwas zeigen, was wertig ist“, analysiert Ursula Geismann, warum Designer und Einrichter so geballt auf Edelmetalle setzen. Dabei waren Gold, Silber und Kupfer in den vergangenen Jahren eher verpönt, verband man damit doch die Opulenz barocker Einrichtungen.

Selbst dieser Stil ist aber an den Wänden nun wieder im Trend, sagt das Deutsche Tapeten-Institut in Düsseldorf. Tapeten im Barockstil haben häufig ornamentale Verzierungen mit metallischen Anteilen. „Diese Tapeten wirken überladen und schwer“, sagt Karsten Brandt, Geschäftsführer des Deutschen Tapeten-Instituts. „Neben Gold kommt auch Kupfer nun mehr auf.“

 Neben unzähligen Farben legt Schönbuch die Schubladenkonsolen „Epoca“ des Industriedesigners Ulf Moritz nun auch in Gold, Silber und Bronze auf. (ab 1590 Euro). Foto: Simone A. Mayer

Neben unzähligen Farben legt Schönbuch die Schubladenkonsolen „Epoca“ des Industriedesigners Ulf Moritz nun auch in Gold, Silber und Bronze auf. (ab 1590 Euro). Foto: Simone A. Mayer

 Auf der IMM war der „Hopebird“ von Jaime Hayon zu sehen. Die Figur blickt salutierend zum Horizont - und soll damit eine positive Einstellung vertreten. Foto: Simone A. Mayer

Auf der IMM war der „Hopebird“ von Jaime Hayon zu sehen. Die Figur blickt salutierend zum Horizont - und soll damit eine positive Einstellung vertreten. Foto: Simone A. Mayer

 Es muss nicht immer das Edelmetall Gold sein - der Designer David Derksen setzt lieber auf Kupfer. Er formt es zu mehreckigen Lampen. Foto: David Derksen

Es muss nicht immer das Edelmetall Gold sein - der Designer David Derksen setzt lieber auf Kupfer. Er formt es zu mehreckigen Lampen. Foto: David Derksen

Das Gute an der Einrichtungsidee ist: Es gibt keinen Platz im Wohnraum und keinen Wohnstil, wo nicht etwas Gold aufgestellt werden darf, findet Geismann. „In kleinen Dosen passt es überall hin.“ Gerade Gold ist anpassungsfähig und wandelbar, meint der Farben-Prof. Axel Venn: „Silber funkelt sehr, Gold ist matt auch schön.“ Häufig waren bei den Ausstellern auf der IMM auch Töne wie Rosagold und vor allem Kupfer zu sehen - das von der Messe als neuester Schrei unter den trendigen Metalltönen gelobt wurde.

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