Neue Allianz beim Smart Home Standard - ist das der Durchbruch?

Die technische Vernetzung des Smart Home - dem "intelligenten Zuhause" - ist für viele Menschen noch zu undurchsichtig und unausgereift, um darin zu investieren.

Neue Allianz beim Smart Home Standard - ist das der Durchbruch?
Foto: Pixabay.com => CCO Public Domain

Einer der Hauptgründe: Inkompatibilität bei Kommunikationsstandards und Übertragungsprotokollen. Mit einer neuen Allianz könnte sich das jetzt ändern.

Bisheriges Verwirrspiel mit Protokollen und StandardsSmart Homes profitieren von der intelligenten Vernetzung mehrerer Geräte und der Haustechnik, die die automatisch, digital, mit oder ohne Kabel gesteuert werden kann. Den größten Nutzen erfährt der Verbraucher dabei in den Bereichen Sicherheit, Komfort und Energiesparen. Das Problem allerdings: nicht alle Geräte (vor allem die konkurrierender Hersteller) sind überhaupt in der Lage miteinander zu interagieren.

Grund für die Inkompatibilität der Smart Home Systeme verschiedener Hersteller ist die Vielzahl an Smart Home Standards , mit denen Verbraucher konfrontiert werden. Neben der Entscheidung zwischen Funk- und oder Kabellösungen wartet auf Interessenten noch die mühsame Auseinandersetzung mit der Wahl des passenden Anbieters. Ist dieser herstellergebunden, kann meist keine Interaktion mit Geräten anderer Standards stattfinden; genauso wenig, wenn zwei Systeme per Funk zwar über dieselbe Frequenz kommunizieren, aber nicht über dasselbe Protokoll.

Simplifizierung wird dringend benötigtDass bis jetzt die überwiegende Zahl an Anbietern ihren eigenen Standard nutzte, bedeutet, dass nur Geräte der jeweiligen Marke bzw. die ausgewählter Partner kompatibel sind. Verbraucher werden dadurch in der Gerätewahl stark eingeschränkt und neigen auf Grund der Intransparenz eher dazu, dem gesamten Smart Home Konzept den Rücken zuzuwenden. Um diesem Negativtrend entgegenzuwirken, gründete sich kürzlich eine neue Allianz namens Open Connectivity Foundation (OCF), die gleichermaßen Industrie, Unternehmen und Verbraucher zur Interoperabilität verhelfen will.

Was ist die OCF?Die Allianz verschiedener europäischer, marktrelevanter Großkonzerne geht als Nachfolger des 2014 gegründeten Open Interconnect Consortium (OIC) hervor und versucht durch einen einheitlichen Standard neue Kunden zu gewinnen. Mit dabei sind u.a. Microsoft, Samsung, Qualcomm, Intel, Cisco, General Electrics. Zwei wichtige Akteure fehlen allerdings: Google und Apple. Die beiden Internetgiganten kochen mit dem "Apple Homekit" für iOS-Geräte und dem Android-basierten "Weave" und "Brillo" von Google weiterhin ihr eigenes Süppchen.

Was sind die Ziele der Open Connectivity Foundation?Mit zwei so mächtigen "Gegenspielern" auf dem Markt, versucht sich die OCF vor allem im europäischen Raum zu behaupten. Mithilfe des in Deutschland entwickelten Kommunikationsstandards EEBus sollen Millionen Haushaltsgeräte aus den Bereichen Telekommunikation, Energieversorgung und Gebäudeautomation miteinander operieren können, ganz unabhängig vom Hersteller und Gerätetyp. Und sogar Hobbybastler und Start-Ups sollen ihre Produkte und Innovationen im gemeinsamen Standard mit einbinden dürfen.

Smart Home Steuerung soll per Smartphone möglich seinEine App, eine Netzwerkverbindung, der ganze Haushalt intelligent gesteuert - Träumerei? Keineswegs. Die Initiative EEBus könnte zusammen mit der OCF die Grundlage dafür schaffen und sich einen Marktvorteil gegenüber seinen Konkurrenten verschaffen. Gerade die Kooperation mit mehreren Herstellern verschiedener Branchen im Smart Home Sektor lässt hoffen, dass damit Innovation beschleunigt und die verbundenen Systeme wie Sensoren, Telefone, Computer und Geräte unabhängig von Chipsatz, Hersteller und Betriebssystem kommunizieren können werden.

Von der Allianz profitieren Kunden wie UnternehmenUnternehmen versprechen sich von der Allianz nicht nur bessere Marktchancen, sondern vor allem einen größeren Zulauf an Neukunden. Mit offenen Smart Home Systemen wird damit die beste Voraussetzung geschaffen. In welchem Zeitrahmen diese Vision Wirklichkeit werden kann, ist allerdings noch nicht absehbar. Einmal realisiert, können Kunden aber darauf vertrauen, dass ihre Smart Home Technik jahrelang aktuell und gegebenenfalls erweiterbar bleibt und dadurch den je nach Umfang variierenden Anschaffungspreis rechtfertigt, denn wie immer gilt: sei es Neukauf oder Nachrüstung, preisintensive Systeme rufen berechtigterweise Zögern bei Kunden hervor. In diesem Fall können die hohen Kosten aber z.B. durch einen Gutschein für Smart Home Technik mitunter erheblich gesenkt und damit einer breiteren Masse finanziell erschwinglich gemacht werden.

Die großen und kleinen Vorteile des Smart HomeIst erst einmal ein komplettes funktionierendes System im Haus eingebaut, kann das alltägliche Leben damit um ein Vielfaches vereinfacht werden. Können Fenstersensoren mit intelligenten Thermostaten kommunizieren, lässt sich beispielsweise einstellen, dass die Heizleistung automatisch abgesenkt wird, sobald jemand das Fenster weit öffnet, um Energieverschwendung zu vermeiden. Im Bereich Sicherheit können multifunktionale Türsprechanlagen oder intelligente Alarmanlagen dafür sorgen, dass der Hausbesitzer gewarnt wird, wenn sich jemand unbefugt Zutritt zum Haus verschaffen will.

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FazitFür Verbraucher ist die Allianz zwischen den Elektroherstellern definitiv ein Gewinn und wird das Konzept des Smart Home einfacher gestalten. Abzuwarten bleibt aber, inwieweit und wie schnell die Ausarbeitung eines gemeinsamen Standards und kompatibler Produkte vonstattengeht. Solange keine einheitliche Lösung gefunden ist, sind trotz der vielen Vorteile des Smart Home vergleichsweise wenige potenzielle Kunden bereit, in die recht preisintensiven, aber hochwertigen Produkte zu investieren.

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