Ökogas, Biogas, Ökobiogas: Tarifwechsel fürs grüne Gewissen

Heidelberg (dpa/tmn) · Nicht nur beim Strom, auch beim Gas sind grüne Tarife für zu Hause zu haben. Doch Ökogas gibt es in einer Vielzahl von Qualitäten. Manche sind grüner als andere, aber viele kosten weniger als der Grundversorgungstarif.

 Auch beim Gas können Verbraucher einen umweltfreundlichen Tarif wählen. Die Vielfalt ist groß. Sie reicht von Biogas und Ökogas bis zu Ökobiogas. Foto: Jan Woitas

Auch beim Gas können Verbraucher einen umweltfreundlichen Tarif wählen. Die Vielfalt ist groß. Sie reicht von Biogas und Ökogas bis zu Ökobiogas. Foto: Jan Woitas

Ökostrom ist in Deutschland weit verbreitet. Ökogas dagegen bewegt sich noch in einer eher kleinen Nische. Außerdem gibt es unterschiedliche Produkte, deren Namen für Verwirrung sorgen.

Grundsätzlich ist alles, was als Ökogas angeboten wird, Methan . Chemisch also der gleiche Stoff wie Erdgas. Selbst Ökogas kann „ganz normales Erdgas sein“, erklärt Florian Krüger vom Vergleichsportal Verivox. „Es wird dann in sogenannten Klimagastarifen vermarktet, bei denen die Versorger eine Investition in Umweltprojekte garantieren.“

„Klimagastarife sind nicht teurer als normale“, sagt Krüger. „Gegenüber dem Grundversorgungstarif kann man mit einem Klimagastarif bis zu 300 Euro im Jahr sparen“, sagt der Experte. Beim Grundversorger ist man automatisch, wenn man seinen Tarif noch nie gewechselt hat.

Klimagastarife werden unter anderem vom TÜV zertifiziert. Für die Beurteilung gibt es unterschiedliche Standards, von denen der beste der Gold-Standard ist, sagt Krüger: „Er bestätigt, dass durch das Angebot tatsächlich ein Zusatznutzen für die Umwelt entsteht.“

Während das Ökogas aus den Klimatarifen meist importiertes Erdgas ist, stammt Biogas aus der Vergärung von organischen Stoffen. „Es wird in Deutschland zu zwei Dritteln aus Abfall und Gülle hergestellt. Rund ein Drittel stammt aus nachwachsenden Rohstoffen, also aus Pflanzen“, berichtet Matthias Edel von der Deutschen Energieagentur dena.

Im sogenannten Biogasregister dokumentiert die dena, wie viel Biogas die Erzeuger aus welchen Rohstoffen herstellen. Es wird so aufbereitet, dass es chemisch dem Methan entspricht. Händler und Energieversorger, die das Gas an die Endverbraucher liefern, bekommen Nachweise mitgeliefert, dass sie eine tatsächlich vorhandene Gasmenge verkaufen. Schließlich bekommt man sein Biogas nicht über eine eigene Pipeline ins Haus, sondern es strömt ins Gasnetz, vermischt sich dort mit dem Erdgas.

Einen geringen Anteil am Biogasmarkt hat Ökobiogas. Hier stammen die Rohstoffe aus dem Ökolandbau. „Insgesamt ist der Markt für Biogas zum Heizen relativ klein“, sagt Matthias Edel. Laut einer Untersuchung von Prof. Frank Scholwin vom Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft & Energie in Weimar wird das meiste Biogas in Kraft-Wärme-Kopplungen verbrannt. Sie erzeugen Strom und nutzen gleichzeitig die dabei entstehende Abwärme.

Eine noch sehr geringe Rolle im Ökogasmarkt spielt Wasserstoffgas, das per Elektrolyse hergestellt wird, sagt Edel. In dem Verfahren wird Wasser mit Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Das macht Sinn, wenn viel überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien anfällt. In kleinen Mengen kann Wasserstoff problemlos ins Erdgasnetz eingespeist werden.

Häufiger Anlass zum Wechsel des Gastarifs ist ein Umzug. Möchte man mit dem Bezug von Biogas etwas für die Umwelt tun, hat man die Wahl zwischen Biogas-Beimischungen von meist 5, 10, 20 oder 30 Prozent. Von 300 Versorgern, die irgendeine Form von Ökogas im Angebot haben, liefert immerhin jeder zehnte ein 100-prozentiges Biogas, sagt Krüger. Die günstigsten Tarife mit Beimischungen seien nicht teurer als der Durchschnitt, diejenigen mit 100 Prozent Biogas in der Regel schon, sagt Krüger.

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