Säumige Mieter und verordnete Sanierung

Die Nachfrage nach Mietwohnungen in der Region Trier lässt leicht nach. Dies sind die aktuellen Erfahrungen des Vermieterverbands Haus & Grund. Deshalb hält er die immer wieder aufflammende Diskussion über eine mögliche Immobilienblase für die Stadt Trier für unrealistisch.

 Viele Vermieter stören sich daran, dass zu strenge Auflagen wie der Energieausweis die energetische Sanierung zu teuer machen. Foto: dpa

Viele Vermieter stören sich daran, dass zu strenge Auflagen wie der Energieausweis die energetische Sanierung zu teuer machen. Foto: dpa

Foto: Franziska Gabbert (dpa-tmn)

Wer hierzulande ein Haus baut und die Wohnungen darin vermietet, der tut dies überwiegend, um für seine Altersvorsorge vorzusorgen. Untersuchungen haben nämlich ergeben, dass rund zwei Drittel aller Mietwohnungen in Deutschland durch Privatleute vergeben werden. "Häufig sind die gezahlten Mieten dazu da, um im Alter davon leben zu können", weiß Ralf Glandien, Vorsitzender von Haus & Grund in der Region Trier. Der Fachanwalt für Mietrecht sieht derzeit vor allem zwei Probleme für die rund 4000 Privatvermieter von Wohnungen in Eifel und Hunsrück, an der Mosel und in Trier (siehe Extra): säumige Mieter und gesetzliche Zwänge zur Sanierung. "Zahlungsverzug ist ein stetiges Problem seit mehr als zehn Jahren", sagt er. Folglich bringe das viele Vermieter an ihre Grenzen, wenn fehlende Einnahmen sowie Ausgaben für Räumungsklagen das Ersparte auffressen.
Zusätzlich machen gesetzliche Vorgaben "das Vermieten komplizierter und schwieriger", sagt der Mietrechtsanwalt. Und so haben die Teilnehmer des Landesverbandstags von Haus & Grund in diesen Tagen in Trier neben der Mietentwicklung vor allem die Folgen der Energieeinsparverordnung und verschärfte Mietrechtsbestimmungen im Blick. "Die Anforderungen zur Bausanierung betreffen nicht nur die Entscheidung, ob saniert wird, sondern belasten auch den Geldbeutel. Dabei verträgt sich eine Sanierung oft nicht mit einem Altbau", sagt der Trierer Haus & Grund-Geschäftsführer Johannes Viertler. Denn zu Investitionen komme Schimmelbelastung hinzu. "Die Probleme nehmen überall massiv zu", bestätigt Jörg Schönfeld, Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland-Pfalz. Schimmel habe es vor einigen Jahrzehnten noch nicht gegeben. Erst mit zunehmender Verdichtung der Gebäude und geändertem Nutzerverhalten sei das Phänomen aufgetaucht. Die Folge: ein gesetzlicher Zwang zur Sanierung und zusätzliche Kosten sowie Gebäudeschäden für die Vermieter, ergänzt Glandien.
Schon heute sieht die Lage in der Region Trier so aus, dass eine Studie des Forschungsinstituts Empirica die Mietbelastung der Arbeitnehmer in der Stadt Trier sowie in den zwei von fünf regionalen Landkreisen Eifelkreis Bitburg-Prüm und Trier-Saarburg bereits als "überdurchschnittlich" bewertet. Der Wohnungsmarkt in Trier - ebenso wie in Mainz und Landau - sei angespannt.
Und so sei etwa in der Schwarmstadt Trier der Bestand an Wohnungen "beschränkt", sagt Geschäftsführer Viertler. "Eine Immobilienblase sehen wir jedoch nicht, da sich das Mietniveau dem Markt anpasst", sagt er. Inzwischen sei sogar eine verhaltenere Nachfrage nach Wohnungen zu spüren. "Die generelle Nachfrage hat sich verringert. Wir merken, es wird nicht jede Wohnung genommen." Folglich könne auf dem Markt auch nicht jeder Preis erzielt werden. Schon jetzt liege die maximale Ausreizung einer Mieterhöhung in der Region im Schnitt bei zehn Prozent. Glandien berichtet bei rund 300 Mietrechtsfällen aus seiner Praxis lediglich von 0,5 Prozent, die juristisch ausgefochten würden. Nun den vor allem privaten Vermietern zusätzlich Auflagen für Fenster, Außendämmung oder Dach aufzuzwingen, hält der Haus & Grund-Verband für gefährlich. Glandien: "Vielen Leuten wird sonst die Existenz genommen. Und die Immobilien werden im Extremfall wertlos."Extra

Bei Haus & Grund sind in der Region Trier über 4000 Vermieter vertreten. Die Eigentümer der in der Region gelegenen Objekte wohnen sowohl in der Region als auch in den USA oder Singapur. Was die Vermieter auszeichnet: Landesweit sind 93 Prozent von ihnen Privatleute mit hauptsächlich kleineren Häusern mit bis zu drei Wohneinheiten (knapp 50 Prozent). Drei Viertel der Mitglieder haben maximal sechs Wohneinheiten. Fast zwei Drittel der Mitglieder ist 60 Jahre und älter, wobei immer mehr jüngere Mitglieder hinzukommen, wie Haus & Grund für die Region Trier festhält. sas

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