So können Städter eigene Ackerflächen mieten

Gehrden (dpa) · Frisches Gemüse vom Feld ohne eigenen Garten - das ist das Ziel der bundesweiten Aktion „Meine Ernte“. Stadtmenschen können sich Ackerflächen mieten und diese bewirtschaften.

Für Menschen aus der Stadt ist ein eigener Garten häufig nur ein Traum. Kartoffeln und Karotten gibt es lediglich im Supermarkt, Blumen müssen beim Floristen gekauft werden. Die Landwirte Tanja und Heiko Reverey aus Gehrden bei Hannover bieten jetzt Städtern und Naturliebhabern die Möglichkeit, ein eigenes Gemüsebeet zu mieten. Auf dem Hof der Revereys können Hobbygärtner zukünftig selber gießen, jäten und ernten.

Die Idee zur Vermietung von Gemüsegärten kommt von den beiden Betriebswirtinnen Natalie Kirchbaumer (29) und Wanda Ganders (30) aus Bonn. „Wir saßen im Sommer 2009 auf dem Balkon und redeten über Fast Food und gesundes Essen“, erzählt Kirchbaumer. Die beiden Jung-Unternehmerinnen wollten ihr Gemüse selbst anbauen, hatten jedoch nicht den nötigen Platz dafür. „Da haben wir Kontakt zu Landwirten aufgenommen“, sagt Kirchbaumer. So entstand aus einem privaten Wunsch die Geschäftsidee „Meine Ernte“.

Auf dem Hof der Landwirte Reverey in Gehrden beginnen in diesen Tagen die Vorbereitungen für die Aktion: Plakate werden im eigenen Hofladen aufgehängt, Flyer verteilt und Informationsveranstaltungen angeboten. Im Frühjahr geht es richtig los. Dann bepflanzen die Revereys den Gemüsegarten mit 20 verschiedenen Sorten - unter anderem mit Kohlrabi, Radieschen, Karotten und Spinat. Der 46-jährige Heiko Reverey sagt: „Dazu kommt noch eine Auswahl an Blumen und Kräutern.“

Die Gärtner können das Land für eine Saison mieten und selbst bewirtschaften. Die abgetrennten Flächen sind für Singles und Paare (45 Quadratmeter) oder Familien (85 Quadratmeter) ausgelegt. Die Gebühr für eine Saison beträgt einmalig 179 Euro für den kleinen Garten und 329 Euro für das große Stück. Da die einzelnen Parzellen quer zur Saatrichtung abgeteilt werden, bekommen alle Gärtner von jedem Gemüse etwas ab.

Um den Mietern die Arbeit so einfach wie möglich zu machen, stehen Gartengeräte sowie Wasser zum Gießen bereits zur Verfügung. Zudem bieten die Landwirte eine individuelle Beratung vor Ort an. „Wir hoffen, dass die Leute mit dieser Aktion wieder mehr zur Natur zurückkehren“, erklärt Heiko Reverey. Der wöchentliche Zeitaufwand für die Pflege und Ernte liege bei rund zwei Stunden. Mitzubringen seien lediglich Gartenkleidung, festes Schuhwerk sowie ein großer Korb, um die eingefahrene Ernte nach Hause zu bringen. Anfang Mai soll der Gemüsegarten für diese Saison offiziell eröffnet werden.

Dann wird auch die 24-jährige Städterin Aylin Erdem aus Hannover dabei sein. Gemeinsam mit ihrem Freund hat sie bereits ein kleines Stück des Gemüsegartens in Gehrden gemietet. „Zuhause haben wir nur einen Balkon und nicht so viel Ahnung von Gartenarbeit“, sagt Erdem. Sie freut sich darauf, einen Ausgleich zum Arbeitsalltag zu schaffen und sich gesünder zu ernähren. „Wir haben uns vorgenommen, zweimal in der Woche mit dem Fahrrad zum Gemüsebeet zu fahren, und hoffen, viele neue Leute kennen zu lernen“, so Erdem.

Mittlerweile beteiligen sich bundesweit 15 Standorte in Stadtnähe an der Aktion „Meine Ernte“ . 2012 sollen noch mindestens fünf weitere Landwirte mitmachen. Gründerin Natalie Kirchbaumer sagt: „Der Zuspruch ist sehr groß. Wir bekommen Anfragen aus ganz Deutschland.“

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