Stadtgrün kann Luftverschmutzung deutlich mindern

Karlsruhe (dpa/lsw) · Aufatmen in der Stadt. Begrünte Häuserwände sorgen für bessere Luft als bislang angenommen. Eine Studie kommt zum Ergebnis, dass die Qualität um mehr als 20 Prozent gesteigert werden kann - vorausgesetzt die Pflanzen überleben.

 Kleidsam, und auch reinigend: Grüne Wände aus Efeu und Wein filtern Feinstaub aus der oft belasteten Stadt-Luft. Foto: Arno Burgi

Kleidsam, und auch reinigend: Grüne Wände aus Efeu und Wein filtern Feinstaub aus der oft belasteten Stadt-Luft. Foto: Arno Burgi

Mit der gezielten Begrünung von Straßen und Häuserwänden könnte die Luft in Städten deutlich verbessert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das internationale Forscherteam um Thomas Pugh fand heraus, dass mit Gras, Efeu und anderen Pflanzen begrünte Wände die Luft deutlich besser filtern als angenommen. Bislang sei man von einer Qualitätssteigerung von rund zwei Prozent ausgegangen, laut Studie ist es mehr als das Zehnfache. Die Pflanzen filtern Stickstoffdioxid (NO2) und mikroskopisch kleine Partikel (Feinstaub) aus der Luft.

Profitieren können davon vor allem Bewohner von Häuserschluchten aus Glas und Beton. „Gerade dort ist die Belastung ja am höchsten“, sagte Pugh vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung, der Anfang des Jahres von der US-Universität Lancaster nach Karlsruhe kam. Die Begrünung sei nicht nur in den Industrienationen, sondern auch in den Entwicklungsländern gefordert. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben pro Jahr weltweit mehr als eine Million Menschen an den Folgen verschmutzter Luft.

Die Forscher entwickelten eine Computersimulation, mit der sie die eingeschlossene Luft und damit verbundene chemische Reaktionen in Städten abbildeten. So prüften sie, wie sich Pflanzen in bewohnten Gebieten im Vergleich zu Parkbäumen auswirken. „Klarer Gewinner waren die begrünten Wände“, heißt es in der Studie. Gut schnitten auch Straßenbäume ab, allerdings nur in weniger belasteten Straßen.

Um den Pflanzenanteil in Innenstädten zu erhöhen, schlagen die Wissenschaftler unter anderem eine Art „begrünte Plakatwand“ vor. Zu den groß angelegten Initiativen zur Luftverbesserung wie City-Maut und Katalysatoren seien begrünte Wände eine gute Ergänzung, sagte Professor Rob MacKenzie von der Universität Birmingham. „Sie sind in der Lage, die Luft zu säubern, die in die Stadt einströmt und dort stehen bleibt. Strategisch platziert sind sie ein vergleichsweise einfacher Weg, Probleme lokal in den Griff zu bekommen.“

Voraussetzung ist jedoch, dass die Pflanzen gepflegt werden. „Wir müssen noch sorgfältiger darauf achten, wie und wo wir solche Begrünungen anlegen, damit sie weder starkem Luftzug noch großer Hitze oder auch Vandalismus ausgesetzt sind“, sagte Pugh.

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