Stirbt der Buchs?

Trier · TV-Leserinnen und Leser sind beunruhigt: An Formschnittbuchs zeigen sich immer häufiger Blattflecken, Wucherungen und andere Schadbilder. Was es mit dem Buchsbaumsterben auf sich hat, und was man dagegen tun kann, erklärt die Gartenexpertin. Als Hoffnungsschimmer bleibt: Müssen befallene Stellen herausgenommen werden, können sich ganz neue kreative Formschnitte ergeben.

 Gärten stehen im Mittelpunkt des neuen Heimatkalenders. In einem typischen Garten in der Eifel wie diesem in Dockendorf sind die Beete von Buchs eingefasst. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Gärten stehen im Mittelpunkt des neuen Heimatkalenders. In einem typischen Garten in der Eifel wie diesem in Dockendorf sind die Beete von Buchs eingefasst. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

(kf) Die gute Nachricht zuerst: In dieser Jahreszeit ist die Gefahr des Buchssterbens gering. Entwarnung gibt es jedoch nicht. Die Sporen der Pilzkrankheit überdauern. Aus vermeintlich gesundem Buchs kann im nächsten Frühjahr ein kranker Patient werden, wenn die Bedingungen für Pilze günstig sind. Das sind sie bei Formschnittbuchsen schnell. Hecken, Kuben und Wolken bieten idealen Nährboden. Ihr Laubwerk ist dicht. Feuchtigkeit trocknet schlecht ab.

Beispiel Friedhof: Wird „volle Kanne“ von oben über das Grab gegossen, bilden sich über den Buchseinfassungen und Kugelbäumchen gefährliche Dunstglocken. Grundsätzlich gilt: Pflanzen nie über Kopf wässern, sondern immer von unten. Weiterhin schafft Torfabdeckung ein saures Milieu. Buchsbaum liebt von Natur aus jedoch kalkhaltige Böden. Eine mineralische Mulchschicht aus Kalkschotter, Schiefer oder Bimskies schafft Abhilfe. Ungünstig ist Rindenmulch. Er wirkt sauer, fördert ein feucht-warmes Milieu unter den Buchsen, dort wo sie besonders anfällig für Pilzerkrankungen sind und ist oftmals bereits mit dem gefürchteten Cylindrocladium buxicola – so der wissenschaftliche Name, verpilzt.

Buchsbaumspezialist Volker Atrops, der in seiner niederrheinischen Buchsbaumschule weit über 20 Sorten heranzieht, meint, „85% aller Krankheitsfälle können durch gute Pflege, günstigen Boden und optimale Standortbedingungen vermieden werden“. Wie beim Menschen gingen „Pilzkrankheiten oft mit schlechter Allgemeinkonstitution und Streß einher.“

Beispiel viel beschnittene Figuren und kurz gehaltene Hecken: Von Natur aus, wächst das immergrüne Gehölz zu 150jährigen Bäumen von 10 Meter heran. „Buchs mag Böden mit einem pH-Wert um 7, wie sie beispielsweise am Naturstandort der Mittelgebirgshänge in der Eifel herrschen“, so Atrops. Im Garten fehle Begrenzungshecken auf verdichtetem Grund zwischen Beet und Weg die Krümelstruktur. Schon beim Pflanzen achtet man daher auf gut durchlüftete Böden. Vorbeugend: Mit Algenkalk aufkalken und immer wieder gründlich lockern. Anstelle von Blaukorn, mit organischem Dünger wie Hornspänen düngen. Empfehlenswert ist außerdem Gesteinsmehl, das als Sofortmaßnahme auch über die befallenen Stellen gestäubt wird. Zum Bepudern eignen sich auch Algen- oder Dolomitkalk (Beim Bestäuben Mundschutz tragen).

Ein Phänomen, das man auch in Bauerngärten der Region beobachten kann, bestätigt Atrops: Den gesündesten Buchs hätten oft Bauern, die ihre Hecken alle zwei Jahre radikal stutzen. Das sieht weniger perfekt aus, lässt aber wieder Luft an die neuen, nach ihrer Facon wachsenden Zweige. Im Hausgarten heißt das: Formschnittbuchs an Stellen setzen, an denen die Luft frei zirkulieren kann. Buchse weniger perfekt trimmen.

Nach der Winterpause sollte man seine Buchse genau beobachten. Bricht die Pilzkrankheit trotz vorbeugender Maßnahmen aus: Erkrankte Triebe sofort bis ins gesunde Holz zurückschneiden. Schnitt, ebenso wie alle abgefallenen Blätter und oberste Bodenschicht entsorgen. Die Dauersporen des Pilzes sind hartnäckig und können sich leicht durch Kontakt auf gesunden Buchs übertragen. Wichtig ist daher Hygiene: Benutzte Werkzeuge wie Hecken- und Rosenschere nach dem Schnitt an erkranktem Buchs desinfizieren, und die Kleidung waschen.

Schadbild

Die als Buchssterben bezeichnete Krankheit erkennt man an schwarz-fleckigen Verfärbungen. Innerhalb weniger Tage können die Blätter abfallen. An den absterbenden Trieben treten dunkle bis schwarze Streifen zutage. Ursache ist der Pilz Cylindrocladium buxicola. Zusammen mit ihm tritt meist die etwas harmlosere Variante des Zweigsterbens auf. Sie kündigt sich mit fahlgrün, später hellgelb werdenden Blättern an. In diesem Fall ist der Pilz Volutella buxi über das Rindengewebe eingedrungen und trocknet die Blätter aus, die daraufhin abfallen. Solche Schadbilder sind nicht zu verwechseln mit Nährstoff- oder Wassermangel, Schädigung durch Urin von Tieren, Verbrennungsschäden oder Dauernässe im Kübel.

Alternativen gesucht

Die sehr dicht wachsende Buchs-Sorte ‚Suffruticosa’ (Buxus sempervirens) gilt als besonders anfällig hinsichtlich einer Pilzerkrankung. Pilzfrei erweisen sich bisher die Sorten ‚Herrenhausen’, und ‚Green Gem’. Für große Formschnittfiguren kommen Eiben (Taxus baccata) in Frage. Kegel- und kugelförmig wächst die Zuckerhutfichte (Picea glauca). Kugelige Immergrüne finden sich unter den Scheinzypressen (Chamaecyparis lawsoniana in Sorten) und Lebensbaum (Thuja occidentalis in Sorten). Im Bereich niedriger Einfassungen werden immergrüne Kräuter wie Lavendel und Heiligenkraut angeführt. Schon rein farblich sind die Silberlaubigen jedoch kein gleichwertiger Ersatz. Als schnittverträgliche Varianten werden unter den Laubgehölzen die rotlaubige Berberitze (Berberis thunbergii ‚Atropururea Nana’) und für Weinbauklima Japanische Hülse (Ilex crenata) empfohlen.

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