Studie: Wohnungen in Ballungszentren werden knapp

Stuttgart (dpa) · Der Interesse an Immobilien ist in der aktuellen Niedrigzinsphase hoch. Doch wie sieht der Wohnungsmarkt der Zukunft aus? Experten geben eine Einschätzung.

 Laut einer Studie könnte die Wohnungssuche in deutschen Großstädten künftig noch schwerer werden. Foto: Peter Kneffel

Laut einer Studie könnte die Wohnungssuche in deutschen Großstädten künftig noch schwerer werden. Foto: Peter Kneffel

Der deutsche Wohnungsmarkt droht auseinanderzudriften. Während in zehn großen Ballungszentren bis 2030 wohl knapp eine Million Wohnungen fehlten, seien strukturschwache Gegenden von Abwanderung betroffen. Das geht aus einer Studie der Allianz und des Forschungsinstituts Prognos hervor.

„Das Wohnungsangebot entwickelt sich zu langsam“, sagte Studienautor Tobias Koch mit Blick auf Regionen und Städte wie München, Berlin, Rhein-Main, Stuttgart, Hamburg und Köln.

Grund für das knappere Angebot: Viele Zuwanderer ließen sich in diesen Ballungszentren nieder, zudem setze sich der Trend zu Singlewohnungen fort und die Binnenwanderung nehme zu, also die Zahl der Umzüge in Deutschland. Dieser Trend werde sich bis 2030 fortsetzen und erst danach wegen einer etwas geringeren Zuwanderung abschwächen, so die Autoren, die sich auf eigene Schätzungen und auf Prognosen von Behörden stützen. Die Allianz Leben hat die Studie in Auftrag gegeben. Das Unternehmen verkauft auch Baufinanzierungen.

Noch in den 1990ern seien in Deutschland bis zu 500 000 neue Wohnungen pro Jahr gebaut worden. Seit 2005 liegt der Wert unter 200 000 - viel zu wenig aus Sicht der Autoren.

In strukturschwachen Regionen vor allem in Ostdeutschland werde die Zahl der Haushalte hingegen zurückgehen, so Koch und Co-Autor Oliver Ehrentraut. Negativ-Spitzenreiter sei hier die Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg mit minus 24 Prozent Haushalten bis 2045, am größten sei das Plus hingegen in München (plus 35 Prozent).

Je mehr Einwohner eine Region hat, desto höher die Attraktivität und der Zuzug? Ganz so simpel ist die Relation zwischen Angebot und Nachfrage nicht. Im Ruhrgebiet beispielsweise gibt es der Schätzung zufolge auch negative Entwicklungen, so sinke die Zahl der Haushalte in der Region Bochum-Hagen bis 2045. In Ingolstadt und im niedersächsischen Oldenburg liege das Haushalts-Plus hingegen bei mehr als 30 Prozent, weil junge Leute zum Studium oder wegen Jobs hinzuzögen. Dort nimmt der Druck auf den Wohnungsmarkt also zu.

Und: Auch Randlagen können attraktiv sein, vor allem weil ältere Menschen ihren Lebensabend in unmittelbarer Nähe zur Natur verbringen wollen. Für die Regionen am Alpenrand beispielsweise prognostizieren die Fachleute einen Haushalts-Zuwachs von mehr als 20 Prozent.

Deutschlands Bevölkerung sehen die Experten - ähnlich wie in Einwanderungsländern wie Kanada oder der Schweiz - am Wachsen, 2045 dürften wohl auf etwa 85 Millionen hierzulande leben. „Deutschland wächst wieder“, sagte Autor Koch. „Und es ist davon auszugehen, dass es langfristig so sein wird.“

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