Teure Gasverträge: Anbieter fristgerecht kündigen

Berlin (dpa/tmn) · Die Gaspreise sind stark gefallen - aber nur am Weltmarkt, viele Verbraucher merken laut einer Studie davon nichts. Dennoch kann sich der Wechsel des Versorgers lohnen - und auch kürzere Vertragslaufzeiten mit dem neuen Anbieter.

 Sinken die Gaspreise auf dem Weltmarkt, sollten die Verbraucher davon profitieren. Doch nicht immer geben die Anbieter den günstigen Preis an ihre Kunden weiter. Foto: Jörg Carstensen

Sinken die Gaspreise auf dem Weltmarkt, sollten die Verbraucher davon profitieren. Doch nicht immer geben die Anbieter den günstigen Preis an ihre Kunden weiter. Foto: Jörg Carstensen

Wer etwas Zeit investiert, kann viel Geld sparen: Der Wechsel des Gasversorgers bringt in manchen Fällen mehrere Hundert Euro im Jahr.

Man muss aber am Ball bleiben und mindestens jährlich die Preise vergleichen. Genügend Konkurrenten auf dem Markt gibt es: Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft beliefern in über 90 Prozent der Netzgebiete 31 oder mehr Erdgas-Lieferanten die Verbraucher.

Wie sind die Fristen für den Wechsel des Gasversorgers?

Das ist abhängig vom Vertrag. Wer sich in der Grundversorgung befindet, kann jederzeit und ohne Angabe von Gründen mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Die Verbraucherzentrale Bremen rät, sich bei Abschluss eines neuen Vertrags grundsätzlich nur auf vier bis sechs Wochen Kündigungsfrist einzulassen. Es kann aber in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) auch ein Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen geben.

Was muss ich beachten?

Oft übernimmt der neue Anbieter die Kündigung des alten Vertrags. Der Verbraucherzentrale Bundesverband rät jedoch, dies bei Sonderverträgen und sehr kurzen Kündigungsfristen selbst zu übernehmen. Am Wechseltag sollte man den Zählerstand ablesen und diese Information dem alten und dem neuen Lieferanten weitergeben.

Wie viel kann ich sparen?

Auch wenn laut einer aktuellen Studie viele Versorger die stark gefallenen Beschaffungspreise an den Weltmärkten an ihre Kunden nicht weitergeben, ein Wechsel zahlt sich aus. In einer aktuell veröffentlichten Untersuchung des Hamburger Energiefachmanns Steffen Bukold im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion liegen die Preisunterschiede einzelner Anbieter in einer Region bei gleicher Leistung vielfach über zehn Prozent.

Laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest lohnt sich der Wechsel vor allem mit Blick auf Boni: Besonders hoch seien die Einsparmöglichkeiten für Kunden, die bereit sind, ihren Tarif jährlich zu wechseln („Finanztest“, Heft 11/2015). Boni werden Neukunden in der Regel im ersten Jahr gewährt. Wer im Blick hat, wann das erste Jahr im neuen Tarif um ist, kann mit einem Wechsel zu einem anderen Anbieter wieder aufs Neue Bonuszahlungen kassieren. Musterkunden in Berlin mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden könnten zum Teil mehr als 400 Euro sparen, rechnen die Tester vor. Für Gaskunden, die ihren Tarif nicht oft wechseln wollen, kann es sich lohnen, nach grundsätzlich preiswerten Tarifen zu suchen. Der Berliner Musterkunde kann so immerhin noch 237 Euro im Jahr sparen.

Wie lange sollte ich mich künftig binden?

Die Experten der Verbraucherzentrale Bremen finden Bindungszeiten von drei oder sechs Monaten akzeptabel. Der Verbraucherzentrale Bundesverband rät zu einer höchstens einjährigen Laufzeit des Vertrags mit einer Folgelaufzeit von einem bis maximal drei Monate.

Viele deutsche Gasversorger lassen ihre Kunden einer Studie zufolge nicht ausreichend an den stark gefallenen Beschaffungspreisen an den Weltmärkten teilhaben. Sie hätten dadurch 2015 insgesamt 1,3 Milliarden Euro extra eingenommen, heißt es in einer Untersuchung des Hamburger Energiefachmanns Steffen Bukold im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Den Verbrauchern seien im Schnitt 132 Euro Ersparnis pro Jahr für den Durchschnittshaushalt entgangen.

Den Verbrauchern bleibe nur der Weg, die Tarife sorgfältig zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln, rät der Wissenschaftler. Im Schnitt könne inzwischen in jeder Region zwischen 65 Anbietern gewählt werden. Die Preisunterschiede lägen dabei vielfach über zehn Prozent bei gleicher Leistung.

Die Gaspreise fallen international seit Jahren, in Europa seit 2014 um rund ein Drittel. Grund ist das Überangebot auf den Weltmärkten unter anderem wegen der Förderung in den USA per Fracking.

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