Wohnen auf Zeit: Hauswächter kümmern sich um alte Gebäude

Schwanewede/Bremen (dpa) · Stehen öffentliche Gebäude über einen längeren Zeitraum leer, sind sie oft das Ziel von Vandalismus. Was tun? Eine neue Idee: Kommunen setzen Hauswächter ein, die in den Gebäuden wohnen und darauf aufpassen. Viel Wohnraum für wenig Geld.

 Hauswächter Timo Schröder in im Foyer von Gut Hohehorst in Schwanewede: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz - Schröder soll es bewachen und darf dafür günstig hier wohnen. Foto: Ingo Wagner

Hauswächter Timo Schröder in im Foyer von Gut Hohehorst in Schwanewede: Das Gebäude steht unter Denkmalschutz - Schröder soll es bewachen und darf dafür günstig hier wohnen. Foto: Ingo Wagner

Eine günstige Studentenbude in einem alten Herrenhaus - für angehende Akademiker im niedersächsischen Schwanewede ist dies ab sofort nicht mehr nur ein Traum. Für wenig Geld beziehen 32 Hauswächter die denkmalgeschützten Gebäude aus den 1930er Jahren, die bis vor kurzem noch ein Therapiezentrum der Drogenhilfe Bremen beherbergt hatten.

Viele der neuen Bewohner sind Studenten. Ihre Aufgabe: Sie sollen die leerstehenden Räumlichkeiten auf dem 210 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ländergrenze zwischen Niedersachsen und Bremen vor Vandalismus und Verfall schützen. Bleiben dürfen sie so lange, bis die Stadt Bremen einen Käufer gefunden hat.

Das Gut bei Schwanewede ist das erste größere Gebäude in Niedersachsen, das von Hauswächtern bewohnt wird. „Immobilien Bremen“, in der Hansestadt für Liegenschaften zuständig, hat sie über die Firma Camelot Deutschland engagiert. „Die Suche nach einem Käufer für das Gut dürfte sich hinziehen. Von daher sind Hauswächter die optimale Lösung“, sagt Peter Schulz von Immobilien Bremen.

Das Modell ist vor allem in den Niederlanden weit verbreitet und etabliert sich immer mehr auch in Deutschland. Camelot vermittelt seit 2011 Hauswächter im gesamten Bundesgebiet. „Es geht darum, leerstehende öffentliche Gebäude mit Leben zu füllen, um somit Vandalismus und Einbrüche zu verhindern“, sagt der Leiter der Camelot-Niederlassungen Hamburg und Berlin, Dirk Rahn.

Der Deal ist simpel: Die Bewohner haben für wenig Geld - im Schnitt 185 Euro pro Monat - ein Dach über dem Kopf und müssen dafür das Haus in Schuss halten. Dazu zählen auch Gartenarbeit oder Hausmeistertätigkeiten. Camelot sorgt für sanitäre Anlagen und die nötigen Anschlüsse in der Küche. „Herd, Kühlschrank und was man sonst noch zum Leben braucht, müssen die Hauswächter selbst mitbringen“, sagte Rahn. Im Gegensatz zu einem Mietverhältnis bestehe eine beiderseitige Kündigungsfrist von nur vier Wochen.

Derzeit konzentriere sich Camelot Deutschland auf größere Städte und deren Umgebung. „Wir betreuen bundesweit 40 Gebäude, in denen rund 350 Hauswächter wohnen“, sagte Rahn. So leben derzeit beispielsweise in Münster in Nordrhein-Westfalen 18 Menschen, drei Viertel davon Studenten, im ehemaligen Finanzamt. Alte Schulungsräume und Chefbüros werden dort zu WG-Zimmern umfunktioniert.

Beim Studentenwerk Bremen ist das Modell Hauswächter noch nicht bekannt, stößt aber schon angesichts der langen Warteliste für einen Wohnheimplatz auf positive Reaktionen. „Wir haben 1922 Wohnplätze und jetzt schon eine Warteliste von 530 Bewerbern“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Studentenwerks, Hauke Kieschnick. Semesterstart ist im Oktober, günstiger Wohnraum werde rar. Alternative Wohnkonzepte könnten helfen.

An der Uni Bremen gebe es mit „Wohnen für Hilfe“ übrigens ein ähnliches Projekt wie das der Hauswächter. Die Idee: Studenten können mietfrei bei Senioren wohnen, dafür helfen sie im Haushalt und im Garten.

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