WWF: Mensch verbraucht zu viel - Deutsche mitschuldig

Berlin (dpa) · Immer höher, schneller, weiter: Beim Raubbau an der Natur scheint kein Ende in Sicht. Ein neuer Report des WWF zeigt, dass auch die Deutschen nicht unwesentlich daran beteiligt sind.

 Überfischte Meere, gerodete Wälder: Laut dem WWF können sich die natürlichen Ressourcen des Planeten kaum noch vom Raubbau des Menschen erholen. Foto: Nico Pointner

Überfischte Meere, gerodete Wälder: Laut dem WWF können sich die natürlichen Ressourcen des Planeten kaum noch vom Raubbau des Menschen erholen. Foto: Nico Pointner

Egal ob Säugetiere, Vögel oder Reptilien: Die Zahl der Tierpopulationen hat sich zwischen 1970 und 2010 weltweit im Schnitt halbiert. Das geht aus dem Bericht „Living Planet Report 2014“ der Umweltstiftung WWF hervor, der am Dienstag (30. September) in Berlin vorgestellt wurde. Während die Bestände der erfassten Arten in den gemäßigten Klimazonen um mehr als ein Drittel zurückgingen, traf es tropische Regionen noch härter: Dort lag der Wert bei 56 Prozent. Als Ursachen sieht der WWF vor allem zerstörte Lebensräume sowie Jagd und Fischerei. Der Report lässt dabei keine Rückschlüsse auf die Zahl ausgestorbener Arten zu.

Der WWF fürchtet auch generell um die natürlichen Ressourcen des Planeten. Diese könnten sich kaum noch vom Raubbau des Menschen erholen: Meere seien oft überfischt, Wälder gerodet. Wenn die Menschen weitermachten wie bisher, seien bis 2030 zwei komplette Planeten nötig, um den Bedarf an Nahrung, Wasser und Energie zu decken, sagte WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Die Menschen würden nachfolgenden Generationen damit die Lebensgrundlagen entziehen, und das in „atemberaubender Geschwindigkeit“.

Deutschland ist nach WWF-Einschätzung nicht unschuldig an diesen Entwicklungen: Pro Kopf verbrauche jeder Deutsche noch immer mehr als doppelt so viele Ressourcen, als ihm im weltweiten Mittel zustehen würden. Seit zehn Jahren liege der ökologische Fußabdruck unverändert „auf deutlich zu hohem Niveau“, so der WWF. Im Ländervergleich liegt Deutschland im Mittelfeld, ganz vorn sind Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Da vor allem die einkommensstarken Nationen ihren Bedarf nicht aus eigenen Reserven decken könnten, lebten sie gewissermaßen auf Kosten ärmerer Länder: Sojabohnen für die deutsche Fleischproduktion etwa würden zu großen Teilen in Südamerika angebaut.

In Deutschland müsse sich vor allem in Landwirtschaft und Verkehr etwas tun, damit der ökologische Fußabdruck kleiner wird, betonen die Autoren. Deutschland als führende Industrienation sehen die Umweltschützer in der Vorbildfunktion. Demnach sind es nicht zuletzt die Bürger, die durch „vernünftigen Konsum“ zum Schutz des Naturkapitals beitragen könnten.

Im „Living Planet Report“ beschreibt der WWF alle zwei Jahre, wie es um Lebensräume wie Meere, Flüsse und Wälder bestellt ist. Untersucht werden auch mehrere tausend Tierpopulationen.

Je kleiner, desto besser: Der ökologische Fußabdruck spiegelt wider, wie stark der Mensch das Ökosystem und letztlich die Erde beansprucht. Berechnet wird er in globalen Hektar (Gha). Ausschlaggebend ist die Summe der Flächen, die bewirtschaftet wird, um den Lebensstil aufrecht zu erhalten. Überdurchschnittlich groß ist der Wert bei Menschen in den einkommensstarken Ländern, kleiner dagegen in Staaten wie Indien oder Peru.

Nachhaltig ist ein Land nach WWF-Angaben dann, wenn der ökologischer Fußabdruck pro Kopf nicht größer ist als die weltweit vorhandene Kapazität je Mensch und wenn ein „akzeptabler Lebensstandard“ vorherrscht. Aktuell erfülle kein Land beide Kriterien.

Um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, empfehlen Umweltschützer zum Beispiel, so oft wie möglich vegetarisch zu essen. Stromfressende Haushaltsgeräte sollten ausgetauscht und Flugreisen weitgehend vermieden werden.

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