300 Kilometer für die passende Lehrstelle

Trier · In der Serie Ausbildung im Fokus stellt der TV junge Menschen vor, die sich in ihrer Lehrzeit durch besonderes Engagement auszeichnen. Heute erzählt Annika Mies von ihrem Entschluss, Gestaltungstechnische Assistentin zu werden.

Trier. "Dass ich diesen Beruf ergriffen habe, ist mehr oder weniger Zufall", erzählt Annika Mies. Ein weiterer Zufall wollte es, dass sie ihren Traumberuf nun in der Region Trier erlernt. Denn ursprünglich habe sie nach der schulischen Ausbildung zur Gestaltungstechnischen Assistentin im Sauerland bleiben wollen, so die 22-Jährige. "Beruflich suchte ich nach einer weiteren Herausforderung. Die künstlerisch-gestaltende Richtung wollte ich aber auf jeden Fall beibehalten", berichtet sie, "am liebsten kombiniert mit einem Handwerk".
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Als sich die Gelegenheit bot, bei einem Praktikum im Werbetechnikbereich an ihrem Heimatort eine solche Tätigkeit kennenzulernen, griff Annika zu. Seitdem ist sie von dem Beruf mit den elf Silben - in weiblicher Form sogar zwölf - hellauf begeistert: Schilder- und Lichtreklamehersteller/in. Doch damit hatte sie noch lange keinen Ausbildungsplatz. Der Praktikumsgeber konnte keinen weiteren Lehrling aufnehmen, und andere Betriebe in der Nähe von Brilon, woher Annika stammt, deckten sich nicht mit ihren Vorstellungen.
Ihr berufliches Ziel wollte sie aber nicht mehr aufgeben. Eher war sie bereit, der Heimat den Rücken zu kehren. Schließlich stieß sie im Internet auf die Peki GmbH in Osburg (Kreis Trier-Saarburg). Bei diesem Unternehmen in dritter Generation, das neben dem Hauptstandbein Fahrzeugtechnik auch einen Geschäftsbereich Werbetechnik etabliert hat, schien alles zu passen. Die modernen Produktionsräume und das zehnköpfige Fachpersonal sowie der moderne Maschinenpark waren die optimale Basis für eine erfolgversprechende Ausbildung. Der Familienbetrieb war nach einem zweiwöchigen Praktikum von der ehrgeizigen Lehrstellenanwärterin derart überzeugt, dass er ihr einen Ausbildungsplatz anbot und bei der Wohnungssuche half. "Die Menschen in der Region haben mich superschnell integriert", berichtet Annika, die wegen ihrer lebhaft-spontanen und offenen Art auch im Unternehmen sehr geschätzt wird. "Den Ortswechsel habe ich keine Minute bereut."
Mittlerweile ist sie im dritten Lehrjahr. Ihr Einsatz hat sich ausgezahlt, die Zwischenprüfung hat sie mit Bravour bestanden.
Lob von der Handwerkskammer


Von der Handwerkskammer Trier wurde die angehende Schilder- und Lichtreklameherstellerin jetzt für ihr außergewöhnliches Engagement und herausragende Leistungen geehrt. "Ich gehe voll in diesem Beruf auf", erklärt die zugezogene Gusenburgerin. "Was mir daran so gut gefällt, ist die Vielseitigkeit. Ich mag kreatives Gestalten, setze mich aber auch gerne mit technischen Anforderungen auseinander."
Vielfältige Aufgaben


Vom Entwurf bis zur Montage des fertigen Werbeträgers ist sie in alle Produktionsschritte eingebunden. Sie wendet verschiedene Gestaltungstechniken an, wählt Schriften aus, zeichnet Entwürfe per Hand oder am Computer, richtet Schilder für Beschriftungen zu, beschichtet Werbeträger und bringt sie selbst an. Zu den alltäglichen Aufträgen gehört die Anfertigung von Schildern, etwa für Arztpraxen oder Hotels. Annika hat auch schon ausgefallene Projekte wie beispielsweise Bandenwerbung übernommen. Auch an der Gestaltung von Werbetechnik für die letzte ADAC-Rallye in der Region war sie beteiligt.
Zu den Auftraggebern gehören Klein- und Großkunden aus dem In- und Ausland, insbesondere jedoch große Getränkehersteller, Kunden der Peki-Fahrzeugtechnik. So mancher Schriftzug auf Getränkefahrzeugen, die in der Region unterwegs sind, wurde von Annika produziert. Diese hat sie mit hochelastischen Kunststofffolien beklebt. "Das ist eine meiner Lieblingsaufgaben", verrät Annika. "Auch privat bin ich gerne kreativ. Wenn es im Freundeskreis oder in der Familie zum Beispiel Einladungen oder Fotocollagen zu gestalten gibt, bin ich sofort dabei." Das Talent dafür mag sie von ihrem Vater geerbt haben. Er ist Maler und Lackierer. Sogar das Motiv für die Tätowierung ihrer Mutter hat sie entworfen: Blumen mit Initialen von Annika und ihrem Bruder.
red/hw
Extra

Schilder- und Lichtreklamehersteller gestalten und realisieren nach den Wünschen ihrer Kunden Leuchtreklameanlagen, Kunststoff- und Metallschilder und andere Informations- und Werbeträger. Die Entwurfsskizzen setzen sie an Zeichencomputern um, oder sie bearbeiten digitale Daten am Bildschirm. Nach diesen Vorlagen bearbeiten sie die Trägermaterialien für das Endprodukt, schneiden zum Beispiel Plexiglas für beleuchtete Buchstaben oder Metalle für Schilder zu. Sie bringen transparente Folien auf Lichtreklameträger auf, gestalten Trägermaterialien mit Pinsel und Farbe oder bedrucken - insbesondere bei größeren Aufträgen - die Oberflächen im Siebdruckverfahren. Schließlich bringen sie ihre Erzeugnisse am Bestimmungsort an und montieren und warten die elektronischen Lichtwerbeanlagen. Außerdem bekleben Schilder- und Lichtreklamehersteller/innen Schaufenster oder beschriften Autos, LKW und Busse. Ausbildungsvergütungen: Im ersten Lehrjahr verdienen Schilder- und Lichtreklamehersteller 460 Euro, im zweiten Lehrjahr sind es 520 Euro und im dritten Lehrjahr dann 610 Euro. Ausbildungsdauer: Drei Jahre Ausbildungsbetriebe im Kammerbezirk: In der Region gibt es 13 Ausbildungsbetriebe. Voraussetzungen: Ordentlicher Hauptschulabschluss oder eine mittlere Reife wird von den Betrieben in der Regel erwartet. red

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