„Academy Cube“ soll Weg aus Jugendarbeitslosigkeit ebnen

Hannover (dpa) · Jugendarbeitslosigkeit ist eines der drängendsten Probleme in Europa. Und Fachkräfte in der IT-Branche sind dringend gesucht. Das soll jetzt ein europäisches Projekt ändern, das EU-Kommissarin Neelie Kroes auf der CeBIT vorgestellt hat.

 Die neue E-Learning-Plattform soll junge arbeitslose Europäer bei der Suche nach einem geeigneten Job unterstützen. Foto: academy-cube.com

Die neue E-Learning-Plattform soll junge arbeitslose Europäer bei der Suche nach einem geeigneten Job unterstützen. Foto: academy-cube.com

EU-Kommissarin Neelie Kroes will die wachsende Arbeitslosigkeit von Jugendlichen und jungen Akademikern mit Job-Angeboten aus der digitalen Welt bekämpfen. Auf der Computermesse CeBIT in Hannover (5. bis 9. März) stellten Kroes und Jim Snabe, Vorstandssprecher der SAP, eine neue europaweite E-Learning-Plattform vor, die jungen Arbeitssuchenden bessere Chancen bei der Weiterbildung bieten und sie bei der Suche nach einem geeigneten Job unterstützen soll. Der «Academy Cube» soll dazu beitragen, die Berufschancen von Akademikern aus Technik, Ingenieurs- und Naturwissenschaften deutlich zu verbessern.

Die wachsende Jugendarbeitslosigkeit sei eines der drängendsten Probleme in Europa, sagte Kroes. „Es ist dringend Zeit, etwas dagegen zu tun.“ Teilweise seien in manchen Ländern bis zu 60 Prozent der jungen Arbeitssuchenden ohne einen Job. „Das ist schlicht inakzeptabel.“ Allein in den Bereichen IT und der Telekommunikation erwartet die EU-Kommission, dass bis 2015 europaweit rund 700 000 offene Stellen nicht besetzt werden können.

Der „Academy Cube“ soll in den nächsten Jahren rund 100 000 Nutzern die Möglichkeit geben, sich auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten und europaweit nach geeigneten Stellen zu suchen, kündigte Snabe an. Die Plattform wurde vom größten Softwarehaus in Europa entwickelt und war zunächst für die unternehmensinterne Ausbildung von Mitarbeitern konzipiert. Die Entwicklung hat laut Snabe einige Millionen Euro gekostet. Die Nutzung solle zunächst kostenfrei sein. Die Finanzierung des weiteren Ausbaus und des Betriebs solle künftig von Industriepartnern ermöglicht werden.

„Während auf der einen Seite immer mehr gut ausgebildete junge Menschen arbeitslos sind, fehlen uns auf der anderen Seite in der Industrie zunehmend qualifizierte Fachleute mit guten IT-Kenntnissen“, sagte Snabe. Wenn Arbeitssuchende und Unternehmen zusammengeführt würden, sei das in jedem Fall eine „Win-Win-Situation“, sagte Kroes. Es sollen sowohl die Arbeitssuchenden als auch die Unternehmen mit ihrem speziellen Bedarf profitieren.

„Allerdings können wir nur zufrieden sein, wenn eine beachtliche Anzahl von Unternehmen und Arbeitssuchenden die Plattform nutzen“, sagte Kroes. Das Projekt soll mit Partnern aus der IT-Branche weiter ausgebaut werden. Damit solle aber nur der Anfang gemacht werden, das Angebot solle sich mittelfristig nicht auf die ITK-Branche beschränken, sondern von allen Branchen genutzt werden.

„Wir müssen neue Formen in der Ausbildung entwickeln“, sagte Kroes. Die digitale Entwicklung gehe so schnell voran, wogegen die Bildungssysteme in Europa geradezu altmodisch wirkten. Es gebe einen dringenden Bedarf an einer Modernisierung, sagte Kroes. Dabei gehe es längst nicht mehr allein um die Computernutzung.

Der Academy Cube sei keine Initiative von SAP, sondern eine deutsche Initiative, betonte Kroes. Sie könne Deutschland und Europa im internationalen Wettbewerb eine führende Rolle verschaffen. Am Aufbau des Projekts waren bislang Unternehmen wie Microsoft, Bosch, und das Soziale Netzwerk LinkedIn sowie Vertreter aus Forschung und Industrie wie der Bitkom, die Universität Duisburg-Essen und das Europäische Innovations- und Technologieinstitut EIT ICT Labs beteiligt.

Nach dem Start auf der CeBIT soll die Plattform inhaltlich weiter ausgebaut werden. Wesentliche Informationen sollen neben Englisch auch in deutscher Sprache zur Verfügung stehen. Laut SAP solle die Unterstützung weiterer Sprachen folgen.

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