Brückenschlag zur beruflichen Praxis

Der Ausbildungsmarkt der Region bietet Jugendlichen die Qual der Wahl zwischen 3600 Lehrstellen in mehr als 210 Ausbildungsberufen. Damit ist manch einer überfordert. Doch das Patenschaftsprojekt der Verantwortungspartner Region Trier erleichtert mit Hilfe von ehrenamtlichen Paten jungen Leuten den Weg in die Praxis.

 Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Schüler brauchen häufig Hilfe für den Start ins Berufsleben. Foto: dpa

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen: Schüler brauchen häufig Hilfe für den Start ins Berufsleben. Foto: dpa

Foto: Bernd Wüstneck (g_stell

Wer schlechte Noten hat, landet mit seiner Bewerbung bei Arbeitgebern häufig in der Ablage P, sprich im Papierkorb. Dabei verfügen viele junge Leute über ausreichend soziale Kompetenzen, um ein schulisches Defizit wieder ausgleichen und ein zuverlässiger Mitarbeiter werden zu können.
So wie René Voß: Der 17-jährige Schüler der Berufsfachschule II an der Berufsbildenden Schule (BBS) Gewerbe und Technik in Trier hat schulische Schwächen, "vor allem in Englisch", wie er sagt. "Außerdem bin ich nicht so schnell und brauche Orientierung." René ist dafür aufgeschlossen, zuverlässig und hat ein klares Ziel: "Nach dem Sommer will ich eine Ausbildungsstelle finden", sagt der junge Trierer mit Nachdruck. Doch auf rund 20 Bewerbungen als Fachkraft für Lagerlogistik oder Fachlagerist hat er bisher entweder nur Absagen oder erst gar keine Antwort bekommen. Dabei sind Facharbeiter in der Branche gefragt.
Raymond Derrmann kann Renés Frust verstehen. Er ist ehrenamtlicher Pate im Projekt der Verantwortungspartner Region Trier (siehe Extra). Viele Jahrzehnte Berufserfahrung liegen hinter ihm, davon hat er einige Jahre die Azubis seines Betriebs betreut. "Mein Motto lautete immer: Ich kann das NOCH nicht. So haben wir alle Azubis durch die Ausbildung gebracht." Derrmann ist KFZ-Mechaniker im Vorruhestand und engagiert sich nun über den Träger, die Learn-Factory des Caritasverbands, 16 Monate lang als ehrenamtlicher Pate für René, um ihm den Start ins Berufsleben zu erleichtern. Dabei wird er geschult und von Schulsozialarbeitern begleitet. "Von der Note der letzten Mathearbeit bis zum Liebeskummer: Ich bin Mädchen für alles", sagt Derrmann. Er und sein Schützling haben gemeinsam Absprachen getroffen, Ziele und eine Strategie vereinbart, wöchentlich telefonieren sie. Mit Erfolg: In den Weihnachtsferien konnte der Schüler im Trierer Mutterhaus ein Praktikum in seinem Traumjob machen.
"Die Berufswahl kostet Zeit und Arbeit", sagt Anette Monzel, Berufsberaterin der Arbeitsagentur Trier und Patenschaftsbetreuerin. Vor allem angesichts der Informationsflut zu Beruf und Arbeit bräuchten viele Jugendliche Unterstützung. Und hier sind weitere Paten gefragt.
Torsten Gärtner, Einrichtungsleiter der Learn-Factory, weiß: "Häufig haben gerade schulisch schlechte oder sozial problematische Jugendliche keine Gelegenheit, sich Betrieben zu präsentieren. Das Patenschaftsprojekt soll deshalb ein Brückenschlag in die Praxis sein." Etwas, wovon auch die Betriebe profitieren könnten, ist Berufsberaterin Monzel überzeugt. Unternehmer könnten ihre potenziellen Azubis kennenlernen. Und dafür gebe es auch finanzielle Unterstützung für Betriebe.
Derrmann ist sich sicher: "Die Berufsentscheidung fürs Leben darf und soll auch Spaß machen. René ist sehr fleißig und immer pünktlich. Mit etwas Unterstützung wird er es schaffen." Das nächste Ziel für den jungen Mann: ein Praktikum in den Osterferien.
Weitere Infos für interessierte Paten gibt's bei Melanie Metzger-Nikolic, Learn-Factory des Caritasverbands Trier, Telefon 0651-718-1759
Extra

Das Patenschaftsprojekt soll dem Fachkräftebedarf begegnen und ist eines von mehreren Aktionsfeldern der Verantwortungsparter Region Trier, die unter dem Dach der Initiative Region Trier (IRT) arbeiten. Neben regionalen Betrieben gehören die BBS Gewerbe und Technik Trier, die Arbeitsagentur Trier, das Bischöfliche Generalvikariat, die Aktion Arbeit des Bistums sowie der Caritasverbad Trier dazu. sas

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