Das Netzwerk von morgen - Tipps zur Praktikumssuche

Hamburg (dpa/tmn) · Große oder kleine Firma? Vier Wochen oder ein halbes Jahr? Bei der Suche nach einem guten Praktikum stellen sich Hochschülern viele Fragen. Studenten sollten überlegen, was sie weiterbringt. Dient das Praktikum der Orientierung oder der Netzwerkbildung?

 Orientierung oder ein Netzwerk für die Zukunft knüpfen? Bei der Suche nach einem guten Praktikum müssen Hochschüler viele solcher Fragen beantworten. Foto: Franziska Koark

Orientierung oder ein Netzwerk für die Zukunft knüpfen? Bei der Suche nach einem guten Praktikum müssen Hochschüler viele solcher Fragen beantworten. Foto: Franziska Koark

Manche schlechte Abschlussnote können Studenten mit einem guten Praktikum wieder ausgleichen. Denn oft interessiert Personaler nicht nur die fachliche Qualifikation. Viele wollen auch wissen: Hat der Absolvent erste Berufserfahrungen gesammelt? Punkten können nun Bewerber mit interessanten Praktika. Doch wie finden Studenten das Praktikum, das sie den entscheidenden Schritt weiterbringt?

„Am wichtigsten ist es, dass ich die Ziele des Praktikums vorher abkläre“, sagt Svenja Hofert, Berufsberaterin in Hamburg. Hochschüler sollten sich fragen: „Welchen Zweck soll das Praktikum haben?“ Denn viele suchten getreu dem Motto „egal was“ und lernten dann später auch „egal was“. Gut sei, wenn Hochschüler reflektieren, was sie mit der Hospitanz erreichen wollen. Das könnten im Verlauf des Studiums ganz unterschiedliche Zwecke sein.

In den ersten Semestern dienen Praktika vor allem der Orientierung. Durch die Hospitanzen bekommen Hochschüler eine erste Vorstellung davon, welcher Job sie interessiert. Dabei sollten auch unterschiedliche Bereiche ausprobiert werden, rät Marianne Jaehnike, Berufsberaterin für akademische Berufe der Arbeitsagentur in Münster. Je weiter Hochschüler dann im Studium sind, desto spezifischer sollten die Praktika sein. So werden dann am besten Praxiserfahrungen in den Bereichen gesammelt, die auch Schwerpunkte im Studium sind.

Generell sollten Hochschüler darauf achten, dass sie in der Hospitanz dann nicht nur Routinen wie Kaffee kochen erledigen. „Es handelt sich bei einem Praktikum um ein Lernverhältnis“, sagt Stefanie Geyer vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie empfiehlt, zu Beginn eine Vereinbarung zu schließen, in der festgehalten wird, was während der Zeit erlernt werden soll. Am besten enthalte die Vereinbarung Lernziele für jede Woche.

Zudem sollten Praktikanten regelmäßig Feedback zu ihrer Arbeit erhalten. Ideal sei, wenn zu Beginn der Hospitanz ein Ansprechpartner benannt werde, der für Feedback und für Fragen zuständig ist, so Geyer.

Viele Studenten fragen sich zudem, ob sie das Praktikum in einem kleinen oder in einem großen Betrieb machen sollten. Geyer rät: Wer gerne in möglichst viele Arbeitsprozesse eingebunden sein möchte, ist in einem kleineren Betrieb besser aufgehoben. In größeren Firmen sei eher die Spezialisierung auf einen Fachbereich möglich.

Und wie lang ist ein gutes Praktikum? Gute Kontakte knüpft meist der, der eine längere Zeit im Betrieb ist. Gleichzeitig wächst dann jedoch die Gefahr, in Routineaufgaben eingebunden zu werden. Studenten sollten die Länge des Praktikums daher von seinem Zweck abhängig machen. Wer nur einmal in eine Branche hineinschnuppern möchte, muss nicht monatelang im Betrieb hospitieren.

Hinzu kommt oft das Problem mit der Bezahlung: Ist diese gering, wird ein längeres Praktikum zur finanziellen Herausforderung. Die Bezahlung allein ist aber kein Kennzeichen für ein gutes Praktikum. So kann es sich zum Beispiel in der Medienbranche sogar lohnen, unbezahlte Hospitanzen anzunehmen. Denn hier sind Netzwerke und Kontakte besonders wichtig.

Normalerweise sollte aber zumindest eine Aufwandsentschädigung Teil des Praktikumsvertrags sein. „Das wären zwischen 300 und 400 Euro, aber es gibt keine Verpflichtung dazu“, erklärt Jaehnike. „Man sollte aber trotzdem immer nach einer Bezahlung fragen, das ist nicht aufdringlich.“

Schließlich zeichnet ein gutes Praktikum aus, dass es am Ende der Hospitanz ein Zeugnis gibt. Denn Personaler interessiert bei Bewerbern, welchen Eindruck sie bei früheren Arbeitgebern hinterlassen haben. Zeugnisse sind hier ein wichtiger Anhaltspunkt.

Schließlich bleibt noch die Frage, wie viele Hospitanzen sinnvoll sind. „Bis zum Bachelor-Abschluss zwei oder drei“, sagt Jaehnike. Ein oder zwei davon dienen der Orientierung, ein weiteres Praktikum der Schwerpunktbildung. Je nach Studienrichtung lohne sich auch ein Praktikum im Ausland - besonders für alle jene Studenten, die in internationalen Strukturen arbeiten möchten.

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