Einheitliche Abiturstandards sind beschlossene Sache

Hamburg (dpa) · Ein Einheitsabitur wie in Frankreich wird es nicht geben. Künftig sollen die Abituraufgaben in den 16 Bundesländern aber besser vergleichbar sein. Auch wenn es mit einheitlichen Standards noch ein bisschen dauert.

 Einheitliche Standards in allen Bundesländern soll es ab dem Abitur 2017 geben. Foto: Tobias Kleinschmidt

Einheitliche Standards in allen Bundesländern soll es ab dem Abitur 2017 geben. Foto: Tobias Kleinschmidt

Kein Zentralabitur, aber gleich schwere Abschlussprüfungen in allen Bundesländern: Die Kultusminister der Länder haben nach jahrelanger Debatte den Weg für bundesweit einheitliche Abiturstandards freigemacht. In Hamburg einigten sie sich auf gleiche Leistungsanforderungen in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch, die erstmals beim Abitur 2017 gelten sollen.

„Das ist ein großer Schritt für das deutsche Schulwesen“, kommentierte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Ties Rabe (SPD), am Freitag (19. Oktober) den am Vorabend gefassten Beschluss.

Die Minister verwiesen darauf, ein Einheitsabitur wie etwa in Frankreich werde damit aber nicht angestrebt. Damit die Gymnasialabschlüsse aber noch besser miteinander verglichen werden können, steht den Ländern künftig ein Aufgaben-Pool zur Verfügung, aus dem sie sich für die Abiturprüfungen bedienen können - inklusive eines „Beipackzettels“ (Rabe) für die Benotung. Zudem können Schüler dadurch leichter von einem Bundesland ins andere wechseln, wie Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) betonte: „Wir haben den Auftrag, zwei Grundrechte miteinander in Einklang zu bringen, nämlich Bildung und Mobilität.“

Die vom Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) erarbeiteten Bewertungskriterien beschreiben, was ein Schüler in den vier Kernfächern am Ende der gymnasialen Oberstufe können soll. In den Fremdsprachen soll der Fokus verstärkt auf das Sprechen und Hörverstehen gelegt werden, in Mathe soll die Stochastik (Wahrscheinlichkeitsrechnung) zentraler Bestandteil der Unterrichtsinhalte in der Oberstufe bleiben. Bis spätestens 2014 sollen die Kompetenzerwartungen für die Naturwissenschaften folgen.

Der vereinbarte Standard, der von Bremerhaven bis Dresden, von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen gelten soll, sei recht anspruchsvoll, sagte Rabe mit Blick auf Befürchtungen, das Niveau werde dadurch sinken. Der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) erklärte zu gegenteiligen Erwartungen: „Wichtig ist die Botschaft an die Eltern und Schüler: Es wird dadurch nicht schwerer.“

Die bundesweite Einführung der Bildungsstandards ist für das Schuljahr 2014/2015 geplant - im Frühjahr 2017 können dann die ersten Oberstufenschüler gleich schwere Abituraufgaben schreiben. Sechs Ländern - Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern - geht dies nicht schnell genug. Sie beginnen schon 2014 mit gemeinsamen Abiturprüfungskomponenten in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch. „Auf den Zug werden mehrere aufspringen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD).

In Deutsch sollen die Abiturienten vor allem die Verarbeitung von Texten beherrschen, komplexe Texte auch hinsichtlich ihrer Wirkungsabsicht verstehen und sich mit ihnen auseinandersetzen können. Zudem sollen die Schüler erklärende und argumentierende Texte auch für die Verwendung in digitalen Medien sicher selbst erstellen können. Aufmerksames Zuhören in Diskussionen sowie das Sprechen vor anderen gehören ebenfalls dazu.

In Mathematik sollen die Gymnasiasten grundlegende Techniken zum Verstehen und Einordnen von Zusammenhängen anwenden können. Dazu gehören etwa die Statistik und die analytischen Verfahren. Beide sollen daher vermehrt die gesamte Oberstufenlaufbahn begleiten und nicht nur abschnittsweise im Unterricht auftauchen. Die Schüler sollen anhand von Mathematik Probleme strukturiert lösen und auch in mathematischen Modellen denken können.

In den weiterführenden Fremdsprachen Englisch und Französisch steht die Kommunikation im Vordergrund. Die Schulabgänger sollen verschiedene Textsorten und deren inhaltliche Struktur erkennen können. Sie sollen zudem in der Lage sein, selbst informierende und argumentierende Texte zu verfassen. Zu den Anforderungen gehört auch, vor anderen in der Fremdsprache reden und zu bestimmten Themen Stellung nehmen zu können. Außerdem sollen die Schüler fähig sein, ihre Kenntnisse in der Fremdsprache selbstständig auszubauen.

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