„Eklatante Probleme“: Unternehmen muss für Nachfolger fit sein

Berlin (dpa/tmn) · Der Papst sieht sich seinem Amt nicht mehr gewachsen und gibt sein Pontifikat aus Altersgründen auf. Deutsche Unternehmer sind oft nicht so einsichtig.

Bevor Geschäftsführer-Aufgaben in die Hände eines Nachfolgers gelegt werden, sollte der Amtsinhaber reinen Tisch machen und geordnete Verhältnisse hinterlassen. Foto: Wolfgang Kumm

Fast 40 Prozent der Seniorunternehmer könnten emotional nicht von ihrer Firma loslassen, schätzt Marc Evers vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). „Viele Unternehmen schieben die Nachfolge auf die lange Bank“, sagt der Experte für Unternehmensnachfolge. „Es ist unangenehm, an das Ende zu denken.“

Zu oft haben Unternehmer ihre Firma nicht auf Vordermann gebracht, wenn sie sich auf Nachfolgersuche begeben. „Hier sehen wir ganz eklatante Probleme bei vielen Unternehmen“, sagte der DIHK-Experte. Rund 80 Prozent der Seniors ließen sich weniger als zwei Jahre vor der geplanten Übergabe beraten und wollten dann erst beginnen, das Unternehmen noch einmal richtig fit zu machen. „Das ist natürlich viel zu spät.“

Wer nicht rechtzeitig mit der Übergabe anfange, ruiniere sich schnell sein Lebenswerk, warnte Evers. Viele Unternehmer stellten wichtige Zukunftsentscheidungen in den letzten Arbeitsjahren aber zurück. Nötige Investitionen würden nicht mehr getätigt. „Wer sich aber schon geistig vom Unternehmen verabschiedet und nur noch verwaltet, setzt seinen Betrieb aufs Spiel.“ Das schlage sich nämlich in den Zukunftsaussichten nieder und erhöhe den Investitionsbedarf.

Eine positive Ausrichtung des Unternehmens für die Zukunft sei aber extrem wichtig, um die Firma attraktiv zu machen. „Umsatz und Gewinn sollten in der Zeit der Nachfolgesuche im Trend nach oben gerichtet sein“, sagte Evers. „Sie hinterlassen sonst ein Bild, das keinen guten Nachfolger anzieht.“ Das gelte sowohl für inhaber- als auch für managergeführte Unternehmen. Für den Nachfolger zähle nämlich nicht nur der Wert des Unternehmens bei der Übergabe, sondern auch die Höhe der Investitionen, die er noch tätigen müsse. „Das vergessen viele Seniorunternehmer.“

Evers riet Firmenlenkern, ihr Unternehmen je nach Branche drei bis zehn Jahre vor dem eigenen Ausscheiden für die nächste Chefgeneration fit zu machen. Wichtige Fragen sind: Ist die Produktion auf dem neuesten Stand, ist das Angebot zukunftsorientiert? Stimmen die Margen? Stimmt die Organisation im Unternehmen? Wer sind wichtige Zulieferer und Finanzierungspartner? An diesen Stellen nachzubessern, erfordere großen Einsatz, den viele Chefs scheuten.