Experte: Praktikum nach dem Studium ist keine gute Lösung

Hannover (dpa/tmn) · Der Berufseinstieg fällt jungen Akademikern nicht immer leicht. Viele verzweifeln schnell und stürzen sich in ein Praktikum. Meist ist das der falsche Weg, sagt ein Experte. Denn für ein Praktikum ist es nach dem Studium eigentlich zu spät.

 Das kann es nicht sein: Nach dem Studium als Praktikant nur Kaffee kochen. Absolventen sollten sich nicht unter Wert verkaufen und gut überlegen, ob ein Praktikum für sie wirklich Sinn macht. Foto: Jens Schierenbeck

Das kann es nicht sein: Nach dem Studium als Praktikant nur Kaffee kochen. Absolventen sollten sich nicht unter Wert verkaufen und gut überlegen, ob ein Praktikum für sie wirklich Sinn macht. Foto: Jens Schierenbeck

Mit einem Praktikum nach dem Studium verkaufen sich Absolventen in der Regel unter Wert. „Diejenigen, die ein Hochschulstudium abschließen, sind hoch qualifizierte Personen, und das sollte sich auch in den Arbeitsverträgen widerspiegeln“, sagt Gregor Fabian vom Hochschul-Informations-Service (HIS). Statt nach dem Studium ein Praktikum zu machen, sollte man das schon während des Studiums tun. So könne das Praktikum etwa dabei helfen, sich im Studium zu spezialisieren und später leichter den Berufseinstieg zu schaffen.

Nach Angaben des HIS macht etwa jeder zehnte Absolvent nach dem Studium noch ein Praktikum. „Das ist kein Massenphänomen“, erläutert Fabian. Überdurchschnittlich häufig seien es Absolventen geisteswissenschaftlicher Studiengänge, oft mit einem Medienbezug. „Aber auch das bleibt eher die Ausnahme als die Regel.“ Im Vergleich relativ verbreitet sind Praktika auch nach einem Bachelor- oder Magister-Abschluss.

Dass der Berufseinstieg nach dem Studium nicht immer reibungslos klappe, sei normal. Fabian rät zu Gelassenheit. „In einem absehbaren Zeitraum sollte man sich schon die Stärke zutrauen zu sagen, ich nehme jetzt nicht den ersten Knochen auf, der mir zugeworfen wird.“ Man dürfe nicht nur den lückenlosen Lebenslauf im Kopf haben. „Panik ist nicht die richtige Reaktion.“ Vor allem für Architekten oder Geisteswissenschaftler sei ein holpriger Übergang die Regel.

Unbefristete Verträge seien für junge Absolventen immer mehr die Ausnahme. Mittelfristig erreichten jedoch die allermeisten Absolventen eine „angemessene Beschäftigung“, sagt Fabian.

Meistens ist nach Ansicht des Experten die Unsicherheit nach dem Studium der Hauptgrund für ein Praktikum. „Wer sich nicht sicher ist, wie es beruflich weitergeht, versucht häufig, über ein Praktikum Fuß zu fassen“, erläutert Fabian. In einigen Bereichen, wie zum Beispiel dem Mediensektor, gebe es die Vorstellung, ein Praktikum sei der einzige Weg, um später einen adäquaten Job zu bekommen.

Entscheidet man sich für ein Praktikum, sollte das Geld eher keine Rolle spielen. „Finanziell über ein Praktikum glücklich zu werden, ist eher unwahrscheinlich“, sagt Fabian. Wichtiger sei der Inhalt der Tätigkeit. „Wenn es tatsächlich eine Möglichkeit gibt, wo man inhaltlich an das anknüpfen kann, was man im Studium schon begonnen hat, dann ist das natürlich angesagt.“ Auch um die Zeit bis zum Beginn eines festen Jobs zu überbrücken, seien Praktika eine Option.

Für einige Absolventen ergäben sich aus einem Praktikum berufliche Möglichkeiten. „Das direkte Angebot einer Erwerbstätigkeit nach dem Praktikum, das gibt es durchaus“, sagt Fabian. Bei der Betreuung, Eingliederung in die Arbeitsaufgaben und Bezahlung der Praktika gebe es aber deutliche Unterschiede.

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