Farmville in echt - Berufe in der Landwirtschaft

Celle (dpa/tmn) · Ungebildete Naturburschen, die nichts als die Pampa kennen: Die Klischees über Landwirte sind wenig schmeichelhaft. Die Wahrheit sieht anders aus - junge Bauern arbeiten in hochmodernen Betrieben. Mit Kühen, Bienen - oder auch mit Bakterien.

 Symbolbild

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Foto: dpa, Peter Förster

Die Bienen und Jessika fanden über eine Zeitungsannonce zueinander. Sie war 13 Jahre alt. Ein Imker aus Hambühren, einer kleinen Gemeinde bei Celle in Niedersachsen, brauchte Unterstützung bei der Pflege seiner Völker. Ab da brachte ihre Mutter sie alle paar Tage mit dem Auto zu den Bienenstöcken. 15 Kilometer hin und 15 zurück. Seitdem kam das Mädchen nicht mehr los von der Imkerei.

Heute, vier Jahre später, ist Jessika Bareither im zweiten Lehrjahr zum Tierwirt am Institut für Bienenkunde in Celle. Tierwirte kümmern sich um Nutztiere. Sie sind auf eine von fünf Fachrichtungen spezialisiert: Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe - oder Bienen. „Ja stimmt, wir sind Exoten“, sagt die 17-Jährige und lacht. Der Tierwirt für Bienen sei unter den landwirtschaftlichen Berufen nicht gerade der mit den allerbesten Jobaussichten, weiß sie.

Der Bauernverband unterscheidet 14 Berufe in der Landwirtschaft, die sogenannten Grünen Berufe. Sie alle vereine der enge Bezug zur Natur, sagt Katja Zschaage vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Mit den Gummistiefeln im Mist stehen oder mit dem Trecker Strohwagen ziehen - das machen in der Landwirtschaft nur noch wenige. Viele landwirtschaftliche Berufe spielten sich heute in Teilen auch im Büro ab, sagt die Berufsschullehrerin. Das heißt aber nicht, dass der Job etwas für Menschen ist, die sich beruflich eher am Schreibtisch sehen als draußen. „Sie müssen sich dabei auch sicherlich manchmal dreckig machen.“

Das gilt aber nicht für jeden der 14 Grünen Berufe. „Ein Milchwirtschaftlicher Laborant muss besonders streng auf Sauberkeit achten können“, stellt Katja Börgermann vom Deutschen Bauernverband klar. Er arbeitet zum Beispiel in Untersuchungsämtern, die die Einhaltung der Hygienevorschriften in einer Molkerei überprüfen. Ein ähnlicher Ausbildungsberuf ist der des Milchtechnologen. Er stellt zum Beispiel Joghurt oder Käse her.

Gleiches gilt für den Landwirtschaftlich-technischen Laboranten, der zum Beispiel Futtermittel für Tiere oder Saatgut herstellt, und für den Brenner, der aus Kartoffeln, Obst oder Getreide Alkohol brennt.

Neben dem Tierwirt gibt es noch weitere Berufe, die sich hauptsächlich mit Tieren befassen: der Pferdewirt, der Fischwirt und der Revierjäger. „Das hat aber nichts mit diesem "Forsthaus Falkenau"-Image aus dem Fernsehen zu tun“, stellt Börgermann klar. Der Revierjäger sei für die Erhaltung des Waldes zuständig und kümmere sich besonders um den Wildbestand - er erlegt nicht nur, er füttert zu Beispiel auch.

Für die Imkerei hat sich Jessika unter anderem deshalb entschlossen, weil sie so gern mit Tieren arbeitet. Und unter den Tieren sind die Bienen für sie etwas ganz Besonderes: „Dass die Bienen so zusammenarbeiten, das fasziniert mich.“

Für den technischen Bereich in der Branche ist vor allem die Fachkraft Agrarservice zuständig. Sie bedient landwirtschaftliche Fahrzeuge wie Mähdrescher oder andere Erntemaschinen. Sie arbeitet oft in Lohnunternehmen, die für kleinere landwirtschaftliche Betriebe gegen Bezahlung die Felder bewirtschaften.

Die Ausbildung zum Landwirt sei die umfänglichste, sagt Zschaage. Vom Saatgut bis zur Ernte muss er sich in allen Bereichen auskennen. Bleiben noch: der Gärtner, der Winzer und der Hauswirtschafter. Letzterer kann auf Betrieben arbeiten, die Urlaub auf dem Bauernhof anbieten, in Bauernhofcafés oder Hofläden.

 Bei der Ausbildung zum Tierwirt spezialisieren sich die Lehrlinge auf eine der fünf Fachrichtungen Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe oder Bienen. Foto: Patrick Pleul

Bei der Ausbildung zum Tierwirt spezialisieren sich die Lehrlinge auf eine der fünf Fachrichtungen Rinder, Schweine, Geflügel, Schafe oder Bienen. Foto: Patrick Pleul

 Zimperlich dürfen Imker nicht gerade sein. Stiche gehören zum Alltag. Foto: LAVES Institut für Bienenkunde Celle

Zimperlich dürfen Imker nicht gerade sein. Stiche gehören zum Alltag. Foto: LAVES Institut für Bienenkunde Celle

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