Karrieremessen: Speed-Dating für den Traumjob

Karlsruhe (dpa/tmn) · Karrieremessen sind wie Speed-Dating: Bewerber haben auf ihnen nur wenig Zeit, um den künftigen Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Ein Versuch lohnt sich aber.

 Schick anziehen und Lebenslauf mitbringen: Auf Karrieremessen - wie hier die Connecticum in Berlin - sollten Hochschüler nicht unvorbereitet gehen. Foto: Peer Grimm

Schick anziehen und Lebenslauf mitbringen: Auf Karrieremessen - wie hier die Connecticum in Berlin - sollten Hochschüler nicht unvorbereitet gehen. Foto: Peer Grimm

Warum eigentlich immer darauf warten, dass man zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird? Viel besser ist es doch, dem Arbeitgeber zuvorzukommen und selbst aktiv zu werden. Karrieremessen bieten diese Möglichkeit. Dort können vor allem Studenten und Hochschulabsolventen an einem Ort gleich etliche Unternehmen kennenlernen, die für ihre Zukunft interessant sein könnten - eine Chance, die sich selten bietet. Es ist eine Art Speed-Dating mit potenziellen Arbeitgebern. Solche Firmenkontaktmessen gibt es in Köln , Berlin und Darmstadt . Über weitere Angebote informiert das Studentennetzwerk Bonding .

Das hat gleich eine Reihe von Vorteilen. „Man kann Firmen miteinander vergleichen“, sagt der Karriereberater Martin Wehrle aus Jork bei Hamburg. Zum Teil sind auf den Messen mehrere hundert Unternehmen vertreten. Auf einen Blick sehen die Hochschulabsolventen: Wie präsentiert sich die Firma? Altbacken oder modern? Wirken die Mitarbeiter fröhlich oder demotiviert? Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, im Gespräch mit ihnen zu erfahren, welche Karrierewege und -perspektiven ein Unternehmen zu bieten hat.

Und ganz nebenbei lassen sich persönliche Kontakte zu Mitarbeitern knüpfen. Das ist später bei einer Bewerbung oft hilfreich - wenn der Bewerber an das Treffen anknüpfen kann und schon einen Ansprechpartner für eventuelle Fragen hat. Besuche auf Karrieremessen sind allerdings kein Zuckerschlecken, sondern oft ein hartes Programm: Sechs bis sieben Gespräche pro Tag mit potenziellen Arbeitgebern sind realistisch, rät Günter Hartard, Berater für Akademische Berufe im Hochschulteam der Arbeitsagentur Karlsruhe.

Damit die Treffen möglichst vielversprechend werden, ist schon bei der Organisation der Termine Planung gefragt: Vor dem Besuch der Messe ist zu klären, mit welchen Unternehmen man sprechen will. Dann geht es an die Detailplanung. Da nur wenig Zeit ist, sich dem Arbeitgeber zu präsentieren, muss der erste Eindruck sitzen.

Am besten trainiere man, wie man sich in ein bis zwei Minuten verkaufen will, empfiehlt Hartard. Gut sei etwa, die Selbstvorstellung vor der Messe mit Freunden oder Familienmitgliedern zu üben und dabei zu besprechen, welche zwei oder drei entscheidenden Aspekte der Betreffende hervorheben möchte.

„Die Kleidung sollte man so wählen, wie sie später im Beruf gefragt ist“, empfiehlt Martin Wehrle. Wer eine Versicherung anvisiere, müsse also eher seriös gekleidet sein - während für eine PR-Agentur auch flippige Kleidung erlaubt sei. Die Firmenvertreter sollten übrigens immer mit Namen angesprochen werden. Das sei weniger anonym - und wirke oft gleich sympathisch. In der Regel tragen sie auf einer Messe Namensschildchen.

Schließlich kann man noch Unterlagen wie einen aktuellen Lebenslauf mitbringen. Wer jedoch im Vorhinein schon weiß, bei welcher Firma er sich vorstellen möchte, bereite außerdem am besten eine komplette Bewerbungsmappe mit Anschreiben vor, rät Karl Niemann vom Career Center der Hochschule Osnabrück. Die hat der Bewerber dann schon in der Hinterhand, falls die Gespräche überraschend gut verlaufen.

So ein Gesprächsmarathon auf einer Karrieremesse kann allerdings auch verwirrend sein. Hinterher die Eindrücke sacken zu lassen und ein Resümee zu ziehen, empfiehlt Karl Niemann: Wo hat es mir besonders gut gefallen? „Dort kann man sich dann gezielt bewerben und auf das Gespräch bei der Messe Bezug nehmen, vielleicht sogar etwas aufgreifen, das man da besprochen hatte.“

Eine Karrieremesse ist allerdings nicht nur für Absolventen und Studenten kurz vor dem Abschluss hilfreich. „Auch während des Studiums kann sich ein Besuch lohnen“, betont Niemann. Denn Unternehmen können auch über Praktikumsplätze Auskunft geben, die sie zu vergeben haben. „Außerdem werden viele Abschlussarbeiten bei Firmen geschrieben“, sagt Niemann. „Auf einer Jobmesse kann man auch dieses Thema ansprechen und erfragen, ob und in welchen Bereichen ein Unternehmen solche Zusammenarbeiten fördert.“

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