Mit Hochdruck durch verstopfte Rohre

Berlin · Viele Abwassersysteme sind marode, doch die nötigen Fachkräfte für die Reparatur fehlen oft. Spezialisten für Rohr-, Kanal- und Industrieservice sind gesucht. Wer die dreijährige Ausbildung absolviert, kann sich auf abwechslungsreiche Aufgaben freuen.

 Mit Hilfe des Hochdruckwasserstrahls reinigt Azubi David Panitz die Kanalrohre. Foto: Andreas Monning/dpa

Mit Hilfe des Hochdruckwasserstrahls reinigt Azubi David Panitz die Kanalrohre. Foto: Andreas Monning/dpa

Berlin. Nach dem Anschluss der Neubausiedlung an das Abwassernetz prüfen David Panitz und seine Kollegen, ob die Leitungen dicht sind. Mit Hilfe des dicken Schlauchs eines Spülfahrzeugs reinigt der 20-Jährige zunächst die neuen Rohrsysteme mit Hochdruck. "Das nennen wir spülen", erklärt Panitz. Als Nächstes fährt ein weiterer Kollege von einem anderen Fahrzeug aus die Leitungen mit einer ferngesteuerten Kanalkamera ab. Ob alles in Ordnung ist, sieht er auf dem Monitor.
Panitz absolviert zurzeit seine Ausbildung zur Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Er ist im ersten Jahr seiner dreijährigen Ausbildung. Im Moment lernt er, wie die Spülgeräte funktionieren. Danach kommen die Rohrinspektionskameras und die Absperrblase dran, mit der Kanalabschnitte blockiert werden, um Dichtheitsprüfungen durchzuführen.
Im theoretischen Teil der Ausbildung in der Berufsschule paukt David Panitz neben Baurecht auch Richtlinien zum Umweltschutz oder Vorschriften zur Abwasserbeseitigung. "Pro Jahr absolvieren 200 bis 300 Jugendliche die Ausbildung zur Fachkraft Rohr-, Kanal- und Industrieservice", erklärt Gerhard Treutlein vom Verband der Rohr- und Kanaltechnikunternehmen. "Der Beruf hat nach wie vor ein Imageproblem", sagt Treutlein. Bei Rohr- und Kanalarbeiten würden die Menschen als Erstes an Fäkalien denken. Dabei sei der Job zunehmend vom Umgang mit Hightech-Geräten geprägt.
Abwechslungsreicher Job


Dass es natürlich immer wieder dreckig wird und auch stinken kann, weiß David Panitz. "Spätestens, wenn es zu Reparaturen runter in die Kanalisation geht." Doch der Job sei abwechslungsreich. Man komme ständig an neue Einsatzorte, sei mit immer anderen Herausforderungen konfrontiert.
Bei Bewerbern sind gute Noten in Mathematik, Physik und Chemie gefragt. Zulassungsvoraussetzung ist der Hauptschulabschluss. Auch handwerkliche Fähigkeiten seien wichtig, so Torsten Thiede, der die praktische Ausbildung leitet. Außerdem müssten komplexe technische Apparaturen bedient werden. "Arbeit finden Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice außer bei Unternehmen der Rohr- und Kanalreinigung auch im Baugewerbe", sagt Treutlein. Außerdem bei manchen Sanitärfirmen, bei Kommunen, bei kommunalen Wasserbetrieben oder bei Abwasserzweckverbänden. "Der Beruf hat eine goldene Zukunft", ist er überzeugt. Denn viele Kanalnetze seien marode, und Fachkräfte fehlen.Extra

Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice reinigen, überwachen und warten Abwasserleitungen und -kanäle, Behälter und Abwasserbauwerke in Betrieben sowie im privaten und öffentlichen Bereich. Diese bundesweit geregelte dreijährige Ausbildung wird im öffentlichen Dienst, in der Industrie und im Handwerk mit den Schwerpunkten Industrieservice sowie Rohr- und Kanalservice angeboten. Die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Agentur für Arbeit je nach Lehrjahr zwischen 581 und 871 Euro brutto pro Monat. Das spätere Einstiegsgehalt wird mit etwa 2200 Euro brutto monatlich beziffert. red Weitere Infos gibt es im Internet unter www.dwa.de, www.vdrk.de, www.vku.de und www.bde-berlin.org

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