Motivation zur Weiterbildung muss von innen kommen

Berlin (dpa/tmn) · Nach acht Stunden im Büro noch zu Hause an den Schreibtisch? Das klingt nicht gerade verlockend. Wer sich weiterbildet, braucht daher eine hohe Motivation. Aber wie bekommen Berufstätige die?

 Nach dem Job an den Schreibtisch - wer sich beruflich weiterbildet, muss eine hohe Motivation haben. Foto: Monique Wüstenhagen

Nach dem Job an den Schreibtisch - wer sich beruflich weiterbildet, muss eine hohe Motivation haben. Foto: Monique Wüstenhagen

Eine berufliche Weiterbildung darf keine reine Pflichtübung sein. Denn es erfordert eine hohe Motivation, sich nach der Arbeit zu Hause noch zum Lernen an den Schreibtisch zu setzen. Disziplin allein reicht dafür nicht. Denn wenn Berufstätige sich sagen „Ich muss das jetzt machen“, sorgt das häufig für einen geringen Lernerfolg. „Man muss darauf achten, dass die Weiterbildung nicht nur einen Zweck erfüllt, sondern ich auch Spaß daran habe“, sagt der Psychologe Markus Flemming. Die Motivation müsse daher von innen kommen.

Schwieriger ist es, diese Motivation zu erreichen, wenn der Chef die Weiterbildung angeordnet hat. „Dann muss ich versuchen, das Feuer von innen zu wecken“, rät Flemming, der als Sportpsychologe Leistungssportler betreut. Betroffene sollten in diesem Fall nach Aspekten der Weiterbildung suchen, die sie interessieren. Außerdem können sie sich vor Augen führen, welchen Sinn die Weiterbildung für sie hat und welche Möglichkeiten sie dadurch bekommen.

Lernfrust vermeiden Berufstätige außerdem, wenn sie in Etappen vorgehen. „Das ist wie bei den Basiscamps beim Bergsteigen“, erklärt Flemming. Ein realistisches Ziel sei das Erreichen des nächsten Camps, nicht gleich des Gipfels. Der Weg bis zum Gesamtziel verläuft einfacher, wenn sich jemand schon über das Erreichen der Etappenziele freuen kann. Dafür sollten Menschen realistisch einschätzen, wie hoch das jeweilige Tages- oder Wochenpensum sein kann und sollte. Denn sonst wird es schwierig, das Pensum zu schaffen. „Eine unerledigte Aufgabe hinterlässt ein schlimmes Gefühl“, sagt Flemming.

Zum Erreichen der Etappenziele ist es hilfreich, sich einen Zeitplan zu erstellen. „Wenn man in Eigenregie lernt, ist es generell wichtig, extrem gut organisiert zu sein“, erklärt der Sportpsychologe. In einem solchen Plan sollten Pausen zum Durchschnaufen nicht fehlen. Und nach getaner Arbeit tut es gut, sich dafür zu belohnen. „Die Selbst-Belohnung ist sehr wichtig“, sagt Flemming. Ein gutes Buch oder ein Kinofilm nach geschafftem Tagespensum tragen dazu bei, die Motivation zum Lernen zu erhalten.

Belohnungen von anderen steht Flemming allerdings skeptisch gegenüber. „Wenn der Profisportler sich darauf versteift, viel Geld zu verdienen, geht der Spaß an der eigentlichen Tätigkeit verloren.“ Im Beruf gilt das, wenn der Chef zum Beispiel für jede Weiterbildungsmaßnahme eine Prämie zahlt. „Dann mache ich das nur noch für die Prämie.“ Sich während der Weiterbildung zu motivieren, fällt so schwer.

Auch wer sich das große Ziel ständig vor Augen hält, erzeugt damit manchmal zu viel Druck. „Das kann dann sehr bedrohlich erscheinen“, erklärt Flemming. Besser sei es, nur ab und an zu reflektieren: Wie weit bin ich schon gekommen? Bin ich noch auf dem richtigen Weg? „Es ist viel schlimmer, den Weg aus Angst vor dem großen Ziel gar nicht gehen zu wollen, als wenn man das Ziel am Ende nicht erreicht.“ Denn dann können immerhin erreichte Teilziele ein positives Gefühl hinterlassen.

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