Nach der Lehre wartet das Studium

Trier/Bernkastel-Kues · Für knapp 300 unterschiedliche Ausbildungsberufe können sich die Jugendlichen in der Region Trier entscheiden. Dabei ist es nicht einfach, den richtigen Berufseinstieg für sich zu finden. In der Serie Ausbildung im Fokus stellt der TV junge Menschen vor, die ihren Traumjob gefunden haben und dabei schon Besonderes leisten. Heute ist es Zahntechnikerin Clara Maria Goß.

Trier/Bernkastel-Kues. In einer Projektklasse für besonders motivierte und leistungsbereite Schüler am Nikolaus-von-Kues-Gymnasium in Bernkastel-Kues machte Clara Maria Goß ihr Abitur - in nur elf Jahren. Damals war sie erst 17 Jahre jung und hatte noch keine Idee, welchen Beruf sie ergreifen sollte. Deshalb entschied sie sich zunächst dafür, "ein wenig zu kellnern" und sich nebenbei nach einer passenden Ausbildung umzusehen.
Da die Zahnarzttochter den Beruf der Zahntechnikerin interessant fand, machte sie ein entsprechendes Praktikum. Im zahntechnischen Labor von Joachim Schmitt bei der D-D Zahntechnik GmbH in Zeltingen-Rachtig spürte Clara sofort: "Von der Arbeit und den Leuten her hat das total gut gepasst." Schließlich bewies sie bereits im Praktikum, dass sie eine Bereicherung für den Betrieb ist. So lag nichts näher, als der jungen Frau einen Ausbildungsplatz anzubieten: "Clara hat einen guten Umgang mit den Kunden, ist sehr verantwortungsvoll und sorgfältig bei ihrer Arbeit. Sie setzt Aufgaben gut und selbstständig um", so ihr Ausbilder Joachim Schmitt.
Clara weiß es zu schätzen, dass die Praxis, in der die Tochter ihres Ausbilders als Zahnärztin arbeitet, sich im selben Haus befindet. Auf diese Weise kommt sie in direkten Kontakt mit Patienten und kann das Ergebnis ihrer Arbeit bei den Anproben begutachten. "Das ist keineswegs selbstverständlich: In der Regel ist der Zahntechniker nicht dabei, wenn der Patient seinen Zahnersatz erhält", erklärt Clara. In diesem Zusammenhang erklärt sie, dass ohnehin nicht jeder wisse, was der Beruf des Zahntechnikers beinhalte: "Vor allem Schüler verwechseln meinen Beruf mit dem der Zahnarzthelferin. Der Zahntechniker ist aber ein eigener Handwerks- und Ausbildungsberuf." Zahntechniker arbeiten mit unterschiedlichen Werkstoffen. Sie müssen mit Keramik, Kunststoff und verschiedenen Metallen sowie anderen Materialien umgehen können. Aber auch die Rolle von Physik, Chemie und Anatomie für die tägliche Arbeit findet Clara interessant und anspruchsvoll. "Der Beruf ist total vielfältig und macht Spaß", sagt sie. Die Werkstatt ihres Ausbildungsbetriebs kann sie nach der Arbeit manchmal nutzen, um Schmuck herzustellen. "Den habe ich dann selbst entworfen und modelliert. Und er eignet sich wunderbar zum Verschenken", freut sie sich.
Dass sie durch ihre Arbeit Menschen wieder zu einem natürlichen Lächeln verhelfen kann, findet Clara großartig. So gehört das Anfertigen von Zahnprothesen zu ihren Lieblingsaufgaben. Ihre herausragenden Leistungen in der Zwischenprüfung und ihre durchweg sehr guten Leistungen in der Berufsbildenden Schule jedenfalls dürften auch ein Lächeln auf die Gesichter ihrer Ausbilder gezaubert haben. Da Clara das Abitur hat, konnte sie ihre Ausbildungszeit ohnehin um ein Jahr verkürzen. Aufgrund konstant hervorragender Schulnoten in der Berufsbildenden Schule und in der Zwischenprüfung wurde sie vorzeitig für die Gesellenprüfung im kommenden Winter zugelassen. Somit kann sie ihre Ausbildung nun nach zwei Jahren anstatt der üblichen dreieinhalb Jahre beenden.
Auf Lehrlinge wie Clara Maria Goß könne das Handwerk stolz sein, sagte Kammerpräsident Rudi Müller und beglückwünschte sie zu ihren außerordentlichen Leistungen. Die junge Frau hat sich bereits weitere Ziele gesetzt. Falls alles glattgeht, könnte sie bereits im nächsten Sommer Zahnmedizin studieren. Die Chancen dafür stehen gut, denn ihr voraussichtlich sehr guter Gesellenbrief dürfte sich positiv auf die Zulassung auswirken. In Kombination mit den fachlichen Kenntnissen, die sie während der Zahntechnikerlehre in Ausbildungsbetrieb und Berufsschule erwirbt, ist Clara für ein Zahnmedizinstudium also bestens gewappnet. redExtra

Zahntechniker stellen vorwiegend in Handarbeit festsitzenden Zahnersatz wie Zahnkronen, Brücken, Implantate und Inlays sowie herausnehmbaren Zahnersatz (Teil- und Vollprothesen) her. Für eine Brücke beispielsweise fertigen Zahntechniker anhand von Gebissabdrücken und -schablonen, die Zahnärzte und -ärztinnen vom Patientengebiss genommen haben, ein Gebiss aus Hartgips an. Neben Zahnersatz stellen sie kieferorthopädische Geräte zur Zahnregulierung (Spangen) her und reparieren bzw. reinigen künstliche Gebisse oder Prothesen. Verdienst: Im ersten Lehrjahr bekommen angehende Zahntechniker 333 Euro Ausbildungsvergütung, im zweiten Lehrjahr sind es 360 Euro, im dritten 390 Euro und im vierten 440 Euro. Betriebe: In der Region Trier bilden 37 Firmen aus. hw

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