Nach wie vor kaum Studienchancen für Arbeiterkinder

Berlin (dpa) · Fachschulen, Kollegs und berufsbildende Schulen: Deutlich mehr Arbeiterkinder als früher machen heute Abitur. Doch den Hochschulen bleiben viele weiter fern. Experten sprechen von „Aufstiegsangst“.

 Das Abitur steht häufiger am Ende der Schullaufbahn - auch von Kindern aus Nicht-Akademikerfamilien. Doch Arbeiterkinder gehen im Anschluss deutlich seltener studieren. Foto: Patrick Seeger

Das Abitur steht häufiger am Ende der Schullaufbahn - auch von Kindern aus Nicht-Akademikerfamilien. Doch Arbeiterkinder gehen im Anschluss deutlich seltener studieren. Foto: Patrick Seeger

Der Ausbau der deutschen Hochschulen hat in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht zu mehr Studienchancen für Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern geführt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Mannheimer Zentrums für europäische Sozialforschung, die die Vodafone Stiftung am Montag in Berlin vorstellte. Noch immer seien die „Zugangswege zum Studium sozial selektiv“. Akademikerkinder verfügten über eine etwa sechsmal so hohe Chance, ein Studium aufzunehmen als Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss, heißt es in der Untersuchung.

Zwar erwerben laut Studie heute deutlich mehr Arbeiterkinder eine Hochschulzugangsberechtigung als noch in den 70-er oder 80-er Jahren. Der Großteil der Bildungsfernen schaffe diese Berechtigung über alternative Wege, wie vor allem über Fachschulen, Kollegs und berufsbildende Schulen. Der Ausbau der Gymnasien dagegen sei für diese Kinder „nicht zum Türöffner“ zu mehr Chancengerechtigkeit geworden.

Doch nur ein zunehmend geringer Anteil der jungen Menschen aus diesen bildungsfernen Schichten mache anschließend von seiner Studienberechtigung auch Gebrauch. „Wir brauchen Initiativen, die sozial benachteiligten Jugendlichen die Aufstiegsangst nehmen“, sagte Stiftungs-Geschäftsführer Mark Speich. Verwiesen wird dabei auf die regelmäßigen Umfragen des Hochschul-Informations-Systems (HIS). Danach hat die Studierbereitschaft dieser jungen Menschen Mitte der 70-er Jahre noch bei 80 Prozent gelegen. 30 Jahre später seien dies nur noch 50 Prozent gewesen. Im Zweifel würden sich diese junge Menschen eher für eine Berufsausbildung entscheiden.

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