Schuften für den Weltfrieden: Karriere bei der UNO

Berlin/New York (dpa/tmn) · Ein internationales Arbeitsumfeld und die Chance, Weltpolitik mitzugestalten: Jobs bei den Vereinten Nationen sind begehrt. Doch der Weg dorthin ist lang und steinig. Denn wo sonst gibt es Mitbewerber aus 193 anderen Staaten?

 Die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York: Hier zu arbeiten ist für junge Menschen aus der ganzen Welt ein Traum. Foto: Andrew Gombert

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York: Hier zu arbeiten ist für junge Menschen aus der ganzen Welt ein Traum. Foto: Andrew Gombert

Die meisten verfolgen internationale Politik nur in den Medien. Die 32-jährige Aleksandra M. Dier gestaltet sie seit mehr als einem Jahr mit. Seit November 2010 arbeitet die Politologin im Sekretariat der Vereinten Nationen (VN) in New York. Dort sitzt sie im Büro für Sanktionsarbeit und überwacht, dass die vom Sicherheitsrat verhängten Sanktionen umgesetzt werden. „Wir bekommen von Mitgliedstaaten dann Fragen wie 'Wir wollen dieses Produkt in den Iran verkaufen. Ist das erlaubt?'“.

Lange hat sie sich theoretisch mit internationaler Politik auseinandergesetzt. Nach dem Abitur hat sie in Oxford Politikwissenschaft studiert und anschließend promoviert. Dann hat sie in der Schweiz und in Berlin zu dem Thema geforscht. „Irgendwann wollte ich wissen, wie internationale Politik praktisch stattfindet“, sagt Dier.

Mit 193 Mitgliedstaaten sind die Vereinten Nationen die größte internationale Organisation der Welt. Ihr Ziel: die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit. Rund 11 442 Personen arbeiteten dort 2011 im höheren Dienst, davon 437 aus Deutschland. Die Jobs sind begehrt. Es lockt ein internationales Arbeitsumfeld und die Möglichkeit, dabei zu sein, wenn große Politik gemacht wird.

Der Weg zu den VN ist lang. Für Deutsche gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten: „Es gibt das YPP-Programm , die Möglichkeit als Beigeordneter Sachverständiger zu gehen oder den Quereinstieg über eine Stellenanzeige der Vereinten Nationen“, sagt Botschafter Bernd Borchardt. Er ist im Auswärtigen Amt zuständig für die Koordination der internationalen Personalpolitik der Bundesregierung.

YPP steht für Young Professionals Programme. Das Nachwuchsförderprogramm wird von den VN bezahlt. „Es ist der Einstieg, der direkt zur Beamtenlaufbahn führt“, sagt Borchardt. Das YPP wird jedes Jahr ausgeschrieben. Doch nicht immer können sich Deutsche bewerben. „Das geht streng nach Quoten, damit alle Länder mit gleichviel Personal vertreten sind“, sagt Hellmut Meinhof vom Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) der Bundesagentur für Arbeit.

Über das YPP werden jedes Jahr andere Stellen ausgeschrieben. Dieses Jahr werden etwa Architekten, Wirtschaftswissenschaftler oder Politikwissenschaftler gesucht. Die Chancen, beim YPP genommen zu werden, sind jedoch klein. „Im letzten Jahr hatten wir allein in einem Fachbereich 214 Bewerber. Davon haben 43 den schriftlichen Test gemacht, 3 wurden zum mündlichen Gespräch eingeladen und 2 wurden genommen“, erklärt Borchardt.

Die Beigeordneten Sachverständigen werden dagegen nicht von den VN, sondern von der Bundesregierung finanziert. Das Programm hat die Bundesregierung aufgelegt, um soviel Deutsche wie möglich in die Internationalen Organisationen zu bringen.

Schließlich bleibt noch der Quereinstieg über die Stellenanzeigen . „Das ist jedoch ausgesprochen schwierig“, sagt Meinhof. Rund 1000 Stellen seien derzeit weltweit ausgeschrieben.

Wer bei den Vereinten Nationen arbeiten will, plant seine Karriere am besten sorgfältig. Das Studienfach ist nicht entscheidend. Vom Politologen über den Informatiker bis zum Physiker werden Fachkräfte aus allen Bereichen gesucht. „Wichtiger ist, dass die Leute zeigen können, dass sie schon internationale Erfahrung gesammelt haben“, so Borchardt.

Direkt nach der Uni steigt übrigens kaum jemand in der internationalen Organisation ein. Zwei bis drei Jahre Berufserfahrung sind eigentlich Pflicht. Außerdem sollte man Englisch oder Französisch fließend sprechen, am besten noch eine weitere Fremdsprache.

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