Studieren auf Pump: Hochschulkredite sind nicht ohne Risiko

Berlin (dpa/tmn) · Die meisten Studenten finanzieren ihr Studium mit dem Geld der Eltern oder mit Bafög. Doch was ist, wenn die Eltern den Geldhahn zudrehen und das Bafög versiegt? In so einem Fall kann ein Studienkredit helfen - doch ganz ohne Risiko ist das nicht.

 Studienkredite helfen Hochschülern bei finanziellen Engpässen. Doch oft kommen Studenten etwa mit Bafög günstiger weg. Foto: Franziska Koark

Studienkredite helfen Hochschülern bei finanziellen Engpässen. Doch oft kommen Studenten etwa mit Bafög günstiger weg. Foto: Franziska Koark

An einen Studienkredit zu kommen, war erstaunlich leicht: Marek Strabe füllte online einen Antrag aus und schickte der staatlichen Bank KfW sein Zwischenprüfungszeugnis zu. Dann zeigte er bei der Post noch einmal seinen Ausweis vor, um sich zu identifizieren. Kurz darauf war er wieder flüssig. Seitdem überweist ihm die Bank jeden Monat 300 Euro - insgesamt 14 Monate lang. Bis zum Examen wird er sich 4200 Euro geliehen haben.

Strabe, 28 Jahre alt, studiert Jura in Berlin. In wenigen Monaten macht er sein Examen. Bisher hat er für seinen Unterhalt immer gejobbt. „In der Examensvorbereitung wollte ich aber keinen Job“, sagt Strabe, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Denn die intensive Vorbereitung lasse es kaum zu, wie bisher dreimal die Woche zum Geldverdienen im Theater zu stehen.

Strabe ist unter Studenten die Ausnahme: Die meisten finanzieren sich über das Geld ihrer Eltern (87 Prozent) und beziehen Bafög (29 Prozent). Nur eine Minderheit (4 Prozent) nimmt einen Studienkredit in Anspruch. Das geht aus der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hervor. „Viele Banken haben mit den Studienkrediten das große Geschäft gewittert“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Die Studienkredite kamen 2005/2006 parallel mit der Einführung der Studiengebühren auf.

Doch ein Studienkredit birgt Gefahren:„Studenten haben ein Verschuldungsrisiko“, erläutert Grob. Die Kreditnehmer könnten sich beim Berufseinstieg nicht ungetrübt über ihr erstes Gehalt freuen - sondern hätten mitunter einen Berg von Schulden. Denn sie müssen der Bank jeden Cent zurückzahlen - plus Zinsen. Beim Bafög bekommen sie die Hälfte der Schulden erlassen. „Ein Studienkredit sollte daher nur in Anspruch genommen werden, wenn es gar nicht anders geht“, rät Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE).

Ob es günstigere Alternativen zum Studienkredit gibt, können Studenten etwa beim Studentenwerk erfragen, sagt Grob. Fast überall werde inzwischen eine kostenlose Studienfinanzierungsberatung angeboten.

Studienkredite zeichnet aus, dass die Bank Studenten Geld leiht, ohne eine Sicherheit einzufordern. „Außerdem wird das Geld in Raten ausgezahlt statt wie bei anderen Krediten auf einen Schlag“, erklärt Müller. Nach der letzten Rate gebe es in der Regel eine Karenzphase: Die Studenten müssen ihre Schulden nicht sofort zurückzahlen, sondern haben eine Pause zwischen der letzten Rate und dem Beginn der Rückzahlung.

Einen solchen Studienkredit gibt es bei rund 40 Anbietern. Platzhirsch auf dem Markt ist die staatliche KfW-Bank, sagt Müller. Nur 3,6 Prozent der Vertragsabschlüsse wurden von nichtstaatlichen Anbietern wie etwa der Deutschen Bank verbucht.

„Man kann aber nicht sagen, dass der Studienkredit der KfW-Bank für alle Studenten der Günstigste ist“, sagt Müller. Andere Anbieter erheben zum Teil geringere Zinsen. Auch bekommt den KfW-Kredit nicht jeder: „Es gibt bestimmte Beschränkungen“, erläutert Angelika Kahlenborn von der KfW. Finanziert werde nur ein Erststudium, die Studenten müssen zwischen 18 und 34 Jahren alt sein und an einer Universität in Deutschland immatrikuliert sein.

Die Suche nach dem richtigen Kredit braucht Zeit: „Zwei bis drei Monate dauert das schon“, sagt Strabe. Auch Müller vom CHE empfiehlt Studenten, sich bei der Suche nicht zu stressen. Am besten sei es, zunächst gründlich im Netz zu recherchieren und sich von einer unabhängigen Stelle, etwa vom Studentenwerk, beraten zu lassen. Dann sollten Hochschüler zwei bis drei Angebote einholen.

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