Schüler schreiben Vom Layouten einer Tageszeitung: Ein Arbeitstag mit Ralf Jakobs, Redakteur beim Trierischen Volksfreund

Egal ob online oder old school als Zeitung: Wir alle sind auf Nachrichten angewiesen. Aber wie kommen die eigentlich in die Zeitung? Vom Ereignis übers Recherchieren und Schreiben bis zur Veröffentlichung ist es ein langer Weg. Um dieser Frage nachzugehen, begleiteten Elahe Mohammadi und Maximilian Chong Kan, Oberstufenschüler des Staatlichen Eifel-Gymnasiums Neuerburg, den Redakteur des Trierischen Volksfreund Ralf Jakobs bei der Arbeit.

 Ralf Jakobs (rechts) erläutert Maximilian Chong Kan und Elahe Mohammadi die Zeitungsproduktion.

Ralf Jakobs (rechts) erläutert Maximilian Chong Kan und Elahe Mohammadi die Zeitungsproduktion.

Foto: TV/Ariane Arndt-Jakobs

7.48 Uhr: „Guten Morgen zusammen, wie ist die Lage?”, schreibt Newsmanager Marek Fritzen in das Kommunikationssystem ,,Slack‘‘, das beim Trierischen Volksfreund zum internen Austausch genutzt wird. Alles up to date bringen ist die erste Aufgabe der Online-Redaktion, die um 7 Uhr mit der Arbeit beginnt. Die Journalisten checken verschiedene Quellen, E-Mails in Outlook gehören zum Beispiel dazu. Prioritär werden Eilmeldungen und Notfälle online gemeldet. Autounfälle aus dem Verbreitungsgebiet werden beispielsweise direkt gepostet, damit die Leser zeitnah informiert sind.

Die Kollegen stehen ständig in Kontakt miteinander und tauschen sich über neue Nachrichten aus, die für die Leser interessant sein könnten. Dabei müssen sie darauf achten, dass die Nachrichten auch wirklich stimmen, zum Beispiel, indem sie schauen, ob sie von verschiedenen Quellen bestätigt werden.

8.33 Uhr: Chefreporter Rolf Seydewitz meldet sich in Slack: ,,Ich hör mal bei Jung nach, was wettermäßig droht.‘‘ Damit meint er den Meteorologen Dominik Jung, mit dem der Volksfreund zusammenarbeitet. Bei ihm bekommt Rolf Seydewitz Neuigkeiten über die aktuelle Unwetterlage. Die Redakteure unterhalten sich im Chat über die Themen, die in die morgige Ausgabe sollen, und beraten, welche besonders wichtig sind. Der sogenannte Themenplan wird ständig überarbeitet und der aktuellen Nachrichtenlage angepasst. Der Volksfreund benutzt dafür die Redaktionsmanagement-Software ,,Desk-Net‘‘. Diese gemeinsame Arbeitsplattform hilft dabei, den Überblick über die geplanten Print- und Online-Themen zu behalten und auch langfristige Planungen einzusehen.

10 Uhr: Die Chefreporter treffen sich online mit dem Newsmanager, einem Vertreter der Online-Redaktion sowie einem Mitglied der Chefredaktion und legen fest, welche großen Themen in die Zeitung sollen und wer was schreibt. Dabei werden in der Regel die aktuellen Texte von den angestellten Redakteuren übernommen. Freie Mitarbeiter liefern weitere, meist lokale, Geschichten.

11 Uhr: Videokonferenz mit den „Blattmachern“, also den Redakteuren, die die Zeitungsseiten layouten, und dem Leiter der Print-Produktion. Sie planen, welches Thema auf welche Seite kommt. Der Volksfreund besteht aus vier sogenannten Büchern: Im ersten, dem sogenannten Mantel, werden wichtige aktuelle überregionale Themen veröffentlicht. Einige Mantelseiten übernimmt der Volksfreund von der Saarbrücker Zeitung.

Es folgen die lokalen Bücher, in denen lokale Themen stehen. Im dritten Buch geht es rund um den Sport, das vierte beschäftigt sich mit Kultur. In der Wochenendausgabe gibt es ein fünftes Buch, das „Leserland“. Dort werden Leserbriefe und zum Beispiel auch Gedichte von Leser veröffentlicht. Für die digitale Zeitungsproduktion nutzt der Trierische Volksfreund das Content-Management-System ,,InterRed‘‘. Spätestens um 19 Uhr müssen alle Zeitungsseiten fertig sein. Andruck der Zeitung und somit allerletzte Deadline ist in der Regel um 19.15 Uhr. Wenn außergewöhnliche Ereignisse wie zum Beispiel eine wichtige Wahl stattfinden, wird der Andruck auch schonmal nach hinten verschoben.

12.52 Uhr: Der Artikel ,,Zwischen zugeknöpft und diplomatisch: Mainzer Umweltministerin auf ,Geheimbesuch' in der Biotütenregion“ erscheint online auf volksfreund.de. Dieser Text wird am nächsten Tag auf der „Themen des Tages“-Seite 2 in der Zeitung erscheinen – in InterRed ist er bereits fertig layoutet zu sehen. Viele Artikel, die am nächsten Tag gedruckt veröffentlicht werden, kann man vorher schon online lesen. Dabei unterscheiden sich die Texte zum Teil, obwohl es um dasselbe Thema geht. ,,Im Internet hat man ja viel mehr Platz‘‘, erklärt Ralf Jakobs. Bevor ein Artikel veröffentlicht wird, wird er von sogenannten Erstlesern auf Rechtsschreib- und Grammatikfehler Korrektur gelesen. Für die inhaltliche Richtigkeit sind die Redakteure verantwortlich. Sie müssen zum Beispiel darauf achten, dass Zitate korrekt sind und die Fakten stimmen.

13 Uhr: In einer zweiten Konferenz für die Print-Ausgabe wird überprüft, ob alle wichtigen aktuellen Themen dabei sind oder ob am Vormittag noch etwas geschehen ist, das beachtet werden muss. Auch kann es jederzeit sein, dass aktuelle Ereignisse im Laufe des Tages eine neue Planung erforderlich machen. Das erfahren die Journalisten zum Beispiel über die Newsticker der einzelnen Presseagenturen, die sie über die neuesten und wichtigsten Meldungen informieren. Dazu gehört zum Beispiel die Deutsche Presse-Agentur (dpa).

17 Uhr: Viele Artikel in InterRed stehen bereits auf Grün: Das System besitzt ein Ampelsystem, mit welchem man sehen kann, ob ein Artikel fertig und freigegeben oder ob er noch in Bearbeitung ist.

19.15 Uhr: Alle Ampeln stehen auf Grün, die Zeitung ist fertig. Die Druckerei beginnt mit dem Druck der Ausgaben für den folgenden Tag. Sie befindet sich in Saarbrücken. Das bedeutet, dass von dort aus alle Zeitungen ins Verbreitungsgebiet transportiert werden müssen. Am weitesten entfernt ist die Vulkaneifel, ihre Lokalausgabe wird als erstes gedruckt. Deswegen ist das Einhalten der Deadlines extrem wichtig. Falls es zu Verzögerungen kommen sollte, könnte es die gesamte Logistik durcheinanderbringen. Die Folge im schlimmsten Fall: Die Zeitung kommt nicht rechtzeitig am frühen Morgen zum Leser.

Fazit von Maximilian Chong Kan

Die Zeitung ist ein riesiges, stark vernetztes Gemeinschaftsprojekt, in dem alle Zahnräder perfekt ineinandergreifen müssen. Es ist kaum zu glauben, welche Arbeit dahintersteht und wie koordiniert das System der Zeitung ist. Die autonome Arbeitsweise der Redakteure schenkt ihnen viel Freiraum, aber sie geht auch mit viel Verantwortung einher. Schlussendlich lässt sich sagen, wie wichtig die unabhängige aufklärende Aufgabe einer Zeitung ist. Es sollte keine Selbstverständlichkeit sein, dass man heute alles online nachlesen kann und dabei nicht die Arbeit schätzt, welche dahintersteht. Um dem entgegenzuwirken, hat der Volksfreund wie viele anderen Zeitungen auch eine Paywall für einige seiner Online-Angebote eingeführt.

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