Wie werde ich...? Einzelhandelskaufmann/-frau

Hamburg (dpa/tmn) · Überfüllte Geschäfte und schlecht gelaunte Kunden: Im Einzelhandel geht es zeitweise rau zu. Trotzdem entscheiden sich dort jedes Jahr viele Jugendliche für eine Ausbildung. Die guten Aufstiegschancen könnten das Geheimnis sein.

 Musste sich an den Umgang mit schlecht gelaunten Kunden erst gewöhnen: Jeanina Tammling arbeitet bei der Peek & Cloppenburg KG Hamburg als Einzelhandelskauffrau. Foto: Maria Huber

Musste sich an den Umgang mit schlecht gelaunten Kunden erst gewöhnen: Jeanina Tammling arbeitet bei der Peek & Cloppenburg KG Hamburg als Einzelhandelskauffrau. Foto: Maria Huber

Eigentlich haben die zwei Jahre als Au-pair in Kanada sie auf die Idee gebracht: Jeanina Tammlings Gastmutter musste gut gekleidet ins Büro. Dabei war sie aber nicht sehr stilsicher. „Da habe ich ihr geholfen, sich einzukleiden. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich wusste: Das will ich mal beruflich machen.“ Zurück in Deutschland bewarb sie sich bei der Peek & Cloppenburg KG Hamburg und bekam die Lehrstelle.

Wie Jeanina Tammling entscheiden sich jedes Jahr Tausende von Jugendlichen, eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im Einzelhandel zu machen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war es 2011 mit 33 192 Verträgen der am häufigsten gewählte Ausbildungsberuf.

Die Lehrinhalte sind überall ähnlich: „Die ersten beiden Jahre sind mit der Ausbildung zum Verkäufer identisch“, sagt Martin Wedemann von der Handelskammer Hamburg. Es gehe um Kundenberatung, den Verkauf, Sortimentskenntnisse oder die Präsentation der Waren im Laden. In dritten Lehrjahr gehe es dann in den Innendienst.

In der Berufsschule wird die Theorie vermittelt: Je nach Unternehmen und Bundesland sind die Auszubildenden entweder an zwei Tagen in der Woche für sechs Schulstunden dort oder blockweise sechs Wochen im Halbjahr. Im Westen stiegen die Azubis 2011 laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung im ersten Jahr mit 652 Euro ein, im zweiten Lehrjahr bekamen sie 728 Euro, im dritten Jahr 834 Euro. Ihre Kollegen im Osten bekamen jeweils knapp 80 Euro weniger.

„Sehr offen und freundlich zu sein, ist auf jeden Fall wichtige Voraussetzung für den Beruf“, sagt Jeanina Tammling. „Nicht jeden Kunden, der das Geschäft betritt, spreche ich sofort an. Ich signalisiere immer mit einem freundlichen Nicken, dass ich ihn registriert habe und zur Verfügung stehe“, sagt sie.

Offenheit ist für Tammlings Ausbildungsbetreuerin Julia Tornow das wesentliche Kriterium, wenn es um die Eignung für den Einzelhandel geht. Sie ist bei der Peek & Cloppenburg KG Hamburg für die Auswahlverfahren zuständig. Wichtiger als der Einstellungstest sei die Persönlichkeit des Bewerbers.

Leicht zu bekommen sind die begehrten Stellen nicht. Zehn Bewerber auf eine Stelle sind keine Seltenheit. Doch Männer haben derzeit besonders gute Chancen: „Die Relation bei den Kaufleuten im Einzelhandel beträgt etwa 40 Prozent Männer zu 60 Prozent Frauen“, sagt Wilfried Malcher, Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Das soll sich weiter angleichen.

Wer es schafft, immer freundlich zu bleiben und zu lächeln, kann nicht nur durch Provisionen sein Gehalt aufbessern. Bei vielen Unternehmen sind auch die Aufstiegsmöglichkeiten gut. Nach der Ausbildung könne man etwa den Handelsassistenten oder den Handelsfachwirt machen und anschließend eine Filiale übernehmen.

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