Wie werde ich...? Keramiker

Berlin (dpa/tmn) · Wenn im Herbst die Grippe umgeht, bekämpfen viele sie mit Medikamenten. Die dann genutzten Tabletten und Salben produzieren und verpacken Pharmakanten. Mit Mörser und Waage stellen sie die Pillen her, die Kranke wieder gesund machen sollen.

 Niklas Gomberts (22) macht eine Ausbildung zum Pharmakanten bei Bayer HealthCare Pharmaceuticals in Berlin. Die Tablettiermaschine ist eines seiner täglichen Arbeitsgeräte. Foto: Andreas Monning

Niklas Gomberts (22) macht eine Ausbildung zum Pharmakanten bei Bayer HealthCare Pharmaceuticals in Berlin. Die Tablettiermaschine ist eines seiner täglichen Arbeitsgeräte. Foto: Andreas Monning

Tabletten und Salben sind Niklas Gomberts täglich Brot. Der 22-Jährige macht am Berliner Standort der Bayer HealthCare Pharmaceuticals eine Ausbildung zum Pharmakanten. Vom radiologischen Kontrastmittel bis zum Fieberzäpfchen bekommt er die Produktion von Medikamenten beigebracht.

In der dreieinhalbjährigen Lehre üben Pharmakanten zunächst den Umgang mit den Maschinen, die es in der Tablettenproduktion gibt. „Wir lernen, wie man im Mörser Wirkstoffe zerkleinert und wie man den Dragierkessel bedient“, schildert Niklas Gombert. In der Theorie in der Berufsschule geht es dann etwa darum, wie Chemikalien miteinander reagieren und Qualitätskontrollen durchgeführt werden.

Der junge Abiturient ist zufrieden mit der Wahl seiner Ausbildung: Denn ihm machen die Naturwissenschaften Spaß - und er hat einen verantwortungsvollen Job. Bei angehenden Auszubildenden sei naturwissenschaftliches Verständnis ein Muss, sagt Gerhard Schauer, Ausbildungsleiter bei Bayer HealthCare Pharmaceuticals. Daneben seien Zuverlässigkeit und Aufmerksamkeit gefragt. Weitere Informationen über den Beruf hält die Bundesagentur für Arbeit auf ihrer Webseite bereit.

Zunächst lernen alle Auszubildenden das Gleiche: Sie beschäftigen sich etwa mit den verschiedenen Wirkstoffen in den Tabletten und setzen sich mit der Lagerung der Medikamente auseinander. Anschließend müssen sie ihr Wissen in einem Wahlfach vertiefen. Insgesamt gibt es mehr als ein Dutzend Spezialisierungen - etwa auf die Verpackung der Medikamente oder die Qualitätssicherung.

„Noch haben die Wahlbausteine nicht begonnen“, erklärt Niklas Gombert, dessen zweites Ausbildungsjahr gerade angefangen hat. Aber er weiß bereits jetzt, dass er in die Entwicklung will.

„Möglicherweise haben wir heute die passende Herstellungsformel für ein neues Medikament gefunden“, erzählt der Azubi ganz begeistert. Nach vielen Versuchen habe sein Team die richtige Formel für eine Tablette gefunden. „Zu meinen Aufgaben hat gehört, immer wieder zu prüfen, wie lange unsere probeweise gepressten Tabletten brauchen, um in Wasser zu zerfallen.“ Ergänzend dazu habe er mit einer Apparatur messen müssen, bei welchen Druckwerten das Präparat bricht. „Eine Tablette muss sich nach der Einnahme nämlich in einer vorgegebenen Zeit auflösen, damit sie an der richtigen Stelle im Organismus wirkt.“

„Der Job des Pharmakanten ist allerdings nicht immer so aufregend“, schränkt Ausbildungsleiter Schauer ein. Oft sei auch Geduld gefragt. Im Bereich Entwicklung gehöre etwa langes Stehen im Labor dazu. Wirkstoffe abwiegen, Stoffeigenschaften analysieren, Berechnungen durchführen und Berechnungsergebnisse dokumentieren: Für ihren Einsatz bekommen Auszubildende eine überdurchschnittlich hohe Vergütung: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind es im ersten Lehrjahr 760 Euro. Im zweiten sind es 813 Euro, im dritten 875 Euro und im vierten Ausbildungsjahr schließlich 935 Euro. Das Einstiegsgehalt liegt bei rund 2500 Euro brutto. Die meisten Ausbildungsanfänger haben einen Realschulabschluss (61 Prozent) oder die Hochschulreife (38 Prozent).

Die Berufsaussichten für Pharmakanten sind derzeit gut: Bei Bayer wurden in den letzten Jahren nach dem erfolgreichen Abschluss alle Azubis übernommen.

Auch in anderen Betrieben sei die Situation gut, sagt Matthias Wilken vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Zwar werde zunehmend in Ländern mit niedrigerem Lohnniveau als in Deutschland produziert. Doch aufgrund der demografischen Entwicklung seien die Berufsaussichten in der pharmazeutischen Industrie mittelfristig trotzdem gut. Da Pharmakanten ähnlich qualifiziert seien wie Chemikanten, seien sie zudem in der chemischen Industrie gefragt.

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