Wein-Lexikon Chianti: Eine Drei-Trauben-Mischung geht um die Welt

Sein Ruf war für eine Weile ramponiert, doch der beliebte Chianti hat sich heute als Qualitätswein etabliert. Die Besonderheit: In ihm steckt mehr als eine Rebsorte.

 Die typische Flasche wurde zu einem Markenzeichen des Chianti, doch sie förderte auch einen schlechten Ruf als Billig-Wein.

Die typische Flasche wurde zu einem Markenzeichen des Chianti, doch sie förderte auch einen schlechten Ruf als Billig-Wein.

Foto: Getty Images/iStockphoto/alex_so

Früher war Chianti schlichtweg das Synonym für italienischen Wein, für Lebensart, für Dolce Vita. Der Wein wurde traditionell in strohumflochtenen Flaschen verkauft, galt aber als Massenwein. Beim Chianti handelt es sich aber gar nicht um eine Rebsorte, sondern um eine ganze Region in der Toskana, in der dieser Rotwein aus der Traube Sangiovese angebaut wird.

Was ist Chianti für ein Wein?

Beim Chianti handelt es sich nicht um eine einzelne Rebsorte, sondern um eine Region in Italien – der Bereich in der Toskana zwischen Florenz und Siena mit ihren pittoresken Orten, Landhäusern, Kastellen, und zahlreichen Weingütern, durch die sich die malerische Strada Chiantigiana schlängelt. Die bekanntesten Bereiche, die den Namen Chianti führen dürfen, sind Chiantio Classico und Chianti DOCG. Der Wein besteht hauptsächlich aus der Sangiovese Traube. Er muss mindestens 75 Prozent aus Sangiovese bestehen, und darf höchstens zehn Prozent Canaiolo und nur bis zu sechs Prozent weiße Trauben enthalten, erklärt Wein-Experte Klaus Wählen aus Düsseldorf. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurde diese Dreier-Trauben-Mischung für den klassischen Chianti verwendet und hat sich bis heute bewährt. Die Tradition dieses Ensembles ist sogar so verwurzelt, dass toskanische Winzer diese drei Rebsorten oft gleich in der richtigen Proportion zusammenpflanzen. Früher wurde sogar noch mehr weißer Traubenanteil gemischt, dadurch war der eigentlich rote Chianti dann plötzlich hellrosa – das wurde dann aber bald verboten.

Wie schmeckt Chianti?

Beim Chianti handelt es sich um einen fruchtbetonten Wein, der aufgrund der Rebsortenstruktur immer begleitet ist von einer erfrischenden Säure, die dem Wein eine gute Länge verleiht und für gute Lagerfähigkeit sorgt. Der Chianti-Rotwein wird trocken ausgebaut und orientiert sich im Stil an den berühmten französischen Bordeaux-Weinen. Der typische Chianti hat eine rubinrote Farbe, die im Alter bis ins Granatrot reichen kann. Im Geschmack ist der Wein meist würzig-herb und hat nicht zu viel Tannin, was ihn eher samtig im Abgang macht. Aber der Geschmack eines Chiantis unterscheidet sich auch je nach Anbaugebiet und -weise. So bringt die Canaiolo-Traube einen stärkeren Duft, mit der Colorino-Traube wird der Geschmack etwas beeriger und die Farbe intensiver. Mit der Rebsorte Ciliegiolo erhält der Wein Aromen von Erdbeeren und Kirschen. Ganz generell ist ein Chianti aber tiefgründig und elegant.

Ist Chianti ein guter Wein?

Ja, ein Chianti ist ein guter Wein. Er musste nur lange gegen das Vorurteil ankämpfen, dass Weine, die in diesen strohumflochtenen Flaschen angeboten werden, Massenweine sind. Das hat irgendwie über Jahrzehnte dem Ruf des eigentlich guten Chiantis geschadet. Mittlerweile ist Chianti ein absoluter Qualitätswein geworden, der über die Grenzen der Region Chianti hinaus bekannt ist. Auch dadurch, dass Chianti zudem in der renommierten Rotwein-Region Brunello di Montalcino produziert wird.

Ist Chianti weiß oder rot?

Ein Chianti ist immer ein roter Wein, obwohl es keine Rebsorte ist, sondern ausschließlich eine Bezeichnung für ein Gebiet beziehungsweise eine Marke.

Wann trinkt man Chianti?

Ein Chianti ist ein unkomplizierter Alltagswein, der sich jederzeit anbietet, wenn man Lust auf ein Glas Rotwein hat. Ein Chianti gesellt sich auch gerne in den Schmortopf zum Hühnchen – jedenfalls eine halbe Flasche. Die andere Hälfte, schlägt der britische Koch James Olivier in seinem Rezept Pollo alla Cacciatora (Hähnchenragout nach Art der Jägersfrau), gehört auf jeden Fall der Köchin oder dem Koch.

Was isst man zu Chianti?

Chianti passt am besten zu einfachen Grillgerichten, zur einfachen italienischen, vorzugsweise toskanischen Küche – gerne zu Pizza und Pasta, zu Schinken ebenso wie zu Käse.

Welcher Chianti ist der beste?

Alle Chiantis sind in der Regel gut, die qualitativ höherwertigen sind im Gebiet Chianti Classico beheimatet.

Was kostet eine Flasche Chianti?

Im Discounter ist Chianti von einfacher Qualität sicher für 3,50 Euro erhältlich, aber man sollte schon mindestens fünf bis acht Euro für einen guten italienischen Chianti ausgeben.

Wie trinkt man einen Chianti?

Ein Chianti sollte bei ungefähr 16 bis 18 Grad getrunken werden – also vor dem Servieren leicht im Kühlschrank, Weinklimaschrank oder in einem kühlen Raum runterkühlen.

Wo liegt das Chianti-Gebiet?

Das Chianti-Gebiet, das auch Colline del Chianti (Chianti-Hügel) oder Monti del Chianti (Chianti-Berge) genannt wird, ist 160 Kilometer lang und liegt mitten in der Toskana. Schon seit Jahrhunderten wird dort Wein angebaut. Begrenzt wird das Anbaugebiet im Norden von Florenz, im Osten von den Chianti-Bergen, im Süden von Siena und im Westen von den Tälern der Flüsse Pesa und Elsa. Eine 70 Kilometer lange Weinstraße führt durch eine großartige Kulturlandschaft, geprägt von Zypressen, Olivenbäumen, Reben, Felsen, Wäldern, prächtigen Villen und vorbei an zahlreichen Weinorten. Das ganze Chianti-Gebiet ist in acht Untergebiete aufgeteilt: Chianti Classico, Rufina, Colline Pisane, Montalbano, Colli Fiorentini, Colli Senesi, Aretini und Montespertoli. Pro Jahr werden hier rund eine Million Hektoliter Chianti produziert.

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