Wein-Lexikon Gutedel ist viel mehr als nur der sprichtwörtliche „Spargelwein“

Gutedel wird auch als Spargelwein bezeichnet. Man sollte ihn deshalb aber nicht unterschätzen. Was Sie über die mehr als 5000 Jahre alte Weißweinsorte wissen sollten.

 Gutedel ist im Markgräflerland und der angrenzenden Schweiz beheimatet.

Gutedel ist im Markgräflerland und der angrenzenden Schweiz beheimatet.

Foto: Getty Images/iStockphoto/courtneyk

Gutedel ist die Hauptrebsorte im Markgräflerland am Rande des Südschwarzwalds. Dort wächst er, immer die Schweiz und Frankreich im Blick, und gilt als ein flüssiges Kulturgut. Die profane Bezeichnung „Spargelwein“ tut diesem Weißwein unrecht. Er ist mehr als ein Wein, den man nur zu diesem Sommergemüse serviert.

Was ist Gutedel für eine Rebsorte?

Beim Gutedel handelt es sich in der Fachsprache um eine autochthone Rebsorte. Das heißt: Sie gibt es nur in einer Region, in diesem Fall ist es das Markgräflerland und die südliche Schweiz. Dort heißt der gleiche Wein Chasselas. Gutedel ist ein Weißwein, der im Markgräflerland auf mehr als 1000 Hektar angebaut wird.

Wie schmeckt Gutedel?

Beim Gutedel handelt es sich um einen – ganz positiv gemeint – gefälligen Wein mit zarten Aromen. Er ist mild in der Säure, leicht, ein angenehmer Easy-Drinking-Wein. Damit ist er auch vielen Wein-Ungeübten zugänglich. Der besondere Reiz der Weine ist der eher geschmacksneutrale Charakter der Gutedelrebe. Damit kommen das jeweilige Terroir, Boden, Kleinklima und Lage des Rebstücks unverkennbar in jedem Wein zum Ausdruck, so Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Die meisten Gutedelweine werden zu leichten, süffigen Trinkweinen ausgebaut. Aber es gibt zunehmend Spezialitäten im Prädikatsweinbereich, trockene Weine, die mitunter durch den biologischen Säureabbau eine besonders milde Art erhalten. Gutedelweine werden als sehr säuremild eingestuft.

Ist Gutedel trocken?

Ja, in den meisten Fällen ist Gutedel trocken ausgebaut, bei mehr als neun Gramm Restsüße pro Liter würde er als lieblich beziehungsweise halbtrocken gelten.

Was ist Weißer Gutedel?

Beim Weißen Gutedel handelt sich um die Hauptsorte, auch beim roten Gutedel handelt es sich um einen Weißwein, er ist nur eine Spielart des Gutedels. Die Beeren sind leicht rosafarben, die Farbe löst sich aber durch die Maischestandzeit aus der Beerenhaut und gibt dem Wein sein typisches Aussehen.

Welcher Gutedel ist der beste?

Der beste Gutedel ist natürlich der aus dem Markgräflerland, wenn er ertragsreduziert ausgebaut wurde und die Rebe die Inhaltsstoffe auf weniger Trauben verteilen konnte und die Weine damit gehaltvoller wurden. Wenn der Gutedel zusätzlich im Holzfass gereift ist, schmeckt er noch charaktervoller. Einer der berühmtesten hochwertigen und hochpreisigen Gutedel-Weine wird von Hanspeter Ziereisen im Markgräflerland angebaut. Sein Name: Jaspis. Er ist spontan vergoren, liegt 18 bis 22 Monate auf der Hefe, lagert im 600 Liter Holzfass und kommt unfiltriert in die Flasche. Sein Preis: 125 Euro.

Wo wächst Gutedel?

Gutedel wächst im Markgräflerland am Rande des Südschwarzwalds, aber auch noch jenseits der Schweizer Grenze. Im Wallis heißt er dann übrigens Fendant.

Wie wird Gutedel getrunken?

Die frischen Weine schmecken jung getrunken am besten, gehobenere Qualitäten haben, bedingt durch die geringe Säure, ein geringeres Alterungspotenzial. Die Jungweine werden gerne zum Frühschoppen oder auch zur Vesper getrunken. Ein Gutedel sollte gut gekühlt sein.

Was isst man zu Gutedel?

Gutedel ist der klassische so genannte Spargelwein, aber er passt auch zu leichten Fisch-Gerichten. Wenn er im Holz ausgebaut wurde und schon etwas gereift ist, passt er auch zum Käsefondue, er ist aber auch der ideale zünftige Vesper-Wein.

Wie wird Gutedel angebaut?

Gutedelreben begnügen sich mit durchschnittlich guten Standorten, wollen allerdings vor zu kalten Winden geschützt stehen. Bevorzugt eignen sich tiefgründige, nicht zu trockene Böden, aber der Gutedel reift auch auf flachgründigen Gesteinsverwitterungs- und Kalkböden. Die Sorte ist relativ anfällig gegenüber Pilz- und Pflanzenkrankheiten wie Mehltau, rotem Brenner, Traubenwickler oder Stiellähme. Wenn man bis in den Herbst mit der Lese wartet, lässt sich oft eine höhere Qualität erzielen.

Welche Bedeutung hat der Gutedel in der Weinszene?

Als wohlschmeckende Tafeltraube wird der weiße (und der rote) Gutedel weltweit angebaut. Für die Weinerzeugung spielt er in der französisch sprechenden Schweiz als Chasselas eine dominante Rolle, in Südosteuropa gilt die „Mädchentraube“ als Gutedel-Spielart, und auch im Elsass stehen einige wenige Weinberge. In Deutschland konzentriert sich der Gutedelanbau nahezu ausschließlich auf das Markgräflerland zwischen Freiburg und Schweizer Grenze. Dort werden 1088 Hektar Rebfläche mit der ältesten Kulturrebe bestockt, heißt es beim Deutschen Weininstitut. Die südbadische Spezialität behauptet ihre Anbaufläche seit Jahrzehnten. Daneben stehen an Saale-Unstrut noch knapp 22 Hektar Weinberge, die mit Gutedel bestockt sind.

Welche Geschichte steckt hinter dem Gutedel?

Die Rebsorte Gutedel ist schon mehr als 5000 Jahre alt. Es wird vermutet, dass ihre Urheimat Palästina ist, der Anbau am mittleren Nil vor 5000 Jahren gilt als verbürgt, heißt es beim Deutschen Weininstitut. Forscher vermuten, dass die Reben dann durch die seefahrenden Phönizier weiter an die Römer und Griechen gegeben wurden. Anfang des 16. Jahrhunderts gelangte der Gutedel in französische Anbaugebiete. Südwestlich von Mâcon sollen die Reben in Chasselas angebaut worden sein – eine Erklärung für das bis heute in den französischsprechenden Anbaugebieten gängige Gutedel-Synonym Chasselas.

Fest steht, so Ernst Büscher vom DWI, dass mit Anfang des 17. Jahrhunderts Gutedel in Deutschland angepflanzt wurde, zuerst in Württemberg und Franken, ein Jahrhundert später in Sachsen und südlich von Freiburg, dem heutigen Markgräflerland. Eine größere Verbreitung erfuhr der Gutedel erst durch die Aktivitäten des Markgrafen Friedrich von Baden, der 1780 aus Vevey, einer bekannten Weinbaugemeinde am Genfer See, Pflanzgut einführte. Damit ist der Gutedel eine der ältesten Rebsorten der Menschheit.

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