Wein-Lexikon Rivaner und Müller-Thurgau: Zwei Namen für eine beliebte Rebsorte

Es ist einer der seltenen Fälle, in denen es für einen Wein zwei völlig unterschiedlichen Bezeichnungen gibt. Wir beantworten die Fragen, die im Internet immer wieder gestellt werden - und zwar nicht nur zum Namen.

 Rivaner/Müller-Thurgau gehört zu den häufig angebauten Weißweinsorten.

Rivaner/Müller-Thurgau gehört zu den häufig angebauten Weißweinsorten.

Foto: Getty Images/iStockphoto/Liudmila Chernetska

Dies ist ein Wein mit zwei Bezeichnungen, denn die Rebsorte Rivaner wird auch Müller-Thurgau genannt. Sie gehört zu den erfolgreichsten deutschen Weißwein-Neuzüchtungen. Bei dem Wein handelt es sich um einen unkomplizierten Weißwein für jeden Tag.

Was ist Rivaner für ein Wein?

Rivaner-Weine haben wenig Säure und ein ganz typisches Bouquet aus Frucht- und Muskataromen, manchmal sind auch blumige Nuancen dabei. Die süffigen Weine sind geschmacklich leicht zugänglich. Im Glas präsentieren sich die Weine blass- bis hellgelb. „Die meisten Rivaner sind unkomplizierte Alltagsweine“, sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Der Ausbau erfolgt meist in Edelstahltanks, mit denen gut die Frische und der Sortenduft erhalten werden kann. Meist handelt es sich um trockene oder restsüße Qualitätsweine.

Wie kommt es zu der Doppel-Bezeichnung Rivaner und Müller-Thurgau?

Es war das Jahr 1882, als Dr. Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau an der Weinbauforschungsanstalt Geisenheim zwei bereits bekannte Rebsorten kreuzte. Er wollte, dass der Riesling seine guten Eigenschaften vererbt, die neue Züchtung aber früher reift und sich in vielen Lagen anbauen lässt. Die Züchtung wurde später nach ihm benannt und hieß Müller-Thurgau. Viele Jahre dachte die Wein-Szene irrtümlich, dass der Silvaner Kreuzungs-Partner für den Riesling war, darum wurde der Wein in der Schweiz auch „Riesling x Sylvaner“ genannt, in Luxemburg und Slowenien wurde daraus ganz knapp der Rivaner. Eine DNA-Probe ergab dann aber 1998, dass die Traube Ergebnis einer Züchtung von Riesling mit der Tafeltraube Madeleine Royal war, also gar nicht so adelig und wertig, wie alle dachten. Egal: Die Rebsorte wurde überall in großen Mengen angepflanzt, vor allem in Deutschland wurde mit ihr der Weinbau vorangetrieben.

Ist Rivaner trocken oder lieblich?

Ein Rivaner kann beides sein, trocken oder lieblich, er wird unterschiedlich ausgebaut.

Wie wird Rivaner getrunken?

Ein Rivaner sollte gut gekühlt sein, man serviert ihn im normalen Weißweinglas oder auch als Schorle gemixt mit kaltem Sprudelwasser. Der Müller-Thurgau ist – von Ausnahmen abgesehen – kein lagerfähiger Wein und schmeckt in den ersten Jahren nach der Ernte am besten. Hier und da werden auch „sur lie“-Weine angeboten, die bis kurz vor der Abfüllung auf der Feinhefe lagen.

Was isst man zu Rivaner?

Ein Rivaner passt zum Beispiel zu Zander mit Ratatouille, zu leichten Speisen, sommerlichen Salaten, aber auch zu vegetarischen oder veganen Speisen.

Welcher Rivaner ist der beste?

Der vom Bodensee, ganz eindeutig! Denn dort wachsen besondere Müller-Thurgau-Weine, auch Seeweine genannt, weil sie auf den höchsten Weinbergen Deutschlands in 400 bis 500 Meter Höhe gedeihen und durch die lange Reife einen besonderen Charakter bekommen.

Was ist der Unterschied zwischen Rivaner und Müller-Thurgau?

Eigentlich gibt es keinen Unterschied. Es sind zwei Bezeichnungen für ein- und denselben Wein. Aber es gibt feine Geschmacks-Nuancen: Während der Müller-Thurgau für seine würzigen Noten (Muskat) bekannt ist, sind beim Rivaner, wie er heute vinifiziert wird, oft sehr frische, grüne Fruchtaromen dominant, er erinnert häufig an Sauvignon blanc.

Was ist der Unterschied zwischen Riesling und Rivaner?

Das ist ein großer Unterschied. Hierbei handelt es sich um komplett verschiedene Rebsorten, die man nicht miteinander vergleichen kann. Aber: Riesling ist ein Kreuzungspartner vom Rivaner. Durch die Tafeltraube Madeleine Royal bekommt der Rivaner einen anderen Charakter als der Riesling. Er präsentiert sich weicher, milder und mit weniger Säure.

Was ist ein Rivaner-Grauburgunder?

Dabei würde es sich um eine Cuvée handeln – Rivaner mit Grauburgunder, die es aber eigentlich nicht gibt. Dann würde man zwei Weine zu einem mischen, der aber nicht sehr häufig zu finden ist.

Wo wird Rivaner angebaut?

Deutschland ist das größte Anbaugebiet für Rivaner/Müller-Thurgau, die Rebsorte ist nach Riesling und Spätburgunder die drittwichtigste in Deutschland. Müller-Thurgau wächst in den deutschen Anbaugebieten auf 11.000 Hektar, in Österreich dagegen nur auf 1.800 Hektar. In Rheinhessen wachsen die meisten Müller-Thurgau-Reben auf 4.100 Hektar, in Baden auf rund 2.400 Hektar, in der Pfalz auf 1.800 Hektar, in Franken auf 1.500 Hektar und an der Mosel auf knapp 900 Hektar und damit auf 11,6 Prozent der gesamten Anbaufläche. Dass der Müller-Thurgau so oft in Deutschland angebaut wird, verdankt er laut dem Deutschen Weininstitut unter anderem seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und seiner Zugänglichkeit auch für Nichtweinkenner. Zudem stellt die Müller-Thurgau-Rebe keine großen Ansprüche bezüglich des Standorts und gilt als ertragssicher. Früher lieferte der Rivaner den Rohstoff für Massenweine wie Liebfrauenmilch, Niersteiner Gutes Domtal oder Piesporter Michelsberg.

Wird der Rivaner auch international angebaut?

In Neuseeland steht die Sorte an zweiter Stelle hinter Chardonnay, in Südtirol, Trentino und Friaul wächst er ebenfalls, aber auch in Österreich, Slowenien oder Ungarn. In Luxemburg stand sie mal an Platz 1, in England steht sie noch an dritter Stelle – nach Chardonnay und Huxelrebe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort