Wein-Lexikon Scheurebe: Der „Easy-Drinking-Wein“ feierte in jüngster Zeit ein Revival

Dieser Weißwein erlebt gerade eine Renaissance. Vor allem jüngere Weintrinker schätzen diesen gefälligen und sehr aromatischen leichten duftigen Wein, der toll zur asiatischen Küche passt.

Scheurebe: Der „Easy-Drinking-Wein“ feierte jüngst ein Revival​
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Was ist eine Scheurebe?

Bei der Scheurebe handelt es sich um eine Rebsorte, die aus Riesling und der Bukettrebe gezüchtet wurde. Diese Neuzüchtung gelang während des 1. Weltkriegs im Jahr 1916 dem Rebenzüchter Georg Scheu in der damaligen Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey. Sie hatte lange keinen eigenen Namen und war bis Ende 1945 unter dem Namen „Dr.-Wagner-Rebe“ und danach unter „S 88“ oder „Sämling 88“ bekannt. Erst später wurde sie nach ihrem Züchter benannt. In den 50er-Jahren kam der erste große Erfolg für die Scheurebe, als viele Winzer sie lieblich ausbauten. Ein großes Revival entstand, als die Rebe 100 Jahre alt wurde und ganze Partys unter dem Motto „Scheurebe“ stattfanden, aber auch viele, vor allem junge Winzer, ihre eigene, neue Interpretation des „alten“ Weins zeigten.

Wie schmeckt eine Scheurebe?

Bei der Scheurebe handelt es sich um einen Bukettwein. Mit Bukett oder Bouquet bezeichnet man den charakteristischen Duft von Wein im Glas. Im Französischen bedeutet Bouquet auch „Blumenstrauß" – das Bouquet der Weine ähnelt dem Duft der Blumen, könnte man übersetzen. Im Fall der Scheurebe bedeutet es, dass sie ein intensives Aroma, einen schönen Duft hat, dass sie nach Maracuja, Cassis, schwarzer Johannisbeere und Mango schmeckt, dass sie eine schöne erfrischende Fruchtsäure hat. Wurde eine Scheurebe edelsüß als Trockenbeerenauslese ausgebaut, ist sie nicht nur lange haltbar, sondern zeigt nach vielen Jahren ein beeindruckendes Pfirsicharoma oder Rosenduft, so Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Weine von der Scheurebe werden vielfach als Prädikatswein angeboten, wobei die Geschmacksrichtungen „lieblich“ und „süß“ in diesem Fall bedeutender als bei anderen Rebsorten sind. Eine Scheurebe ist je nach Qualität blassgelb, strohgelb oder intensiv goldgelb.

Ist Scheurebe ein trockener Wein?

Die Scheurebe ist eher kein trockener Wein. Es gibt sie zwar auch trocken, aber sie wird eher halbtrocken, lieblich und feinherb ausgebaut, das passt zu den feinen und exotischen Fruchtaromen. Aber in der Pfalz haben sich einige Winzer darauf spezialisiert, die „Scheu“ trocken auszubauen.

Ist Scheurebe ein guter Wein?

Scheurebe ist auf jeden Fall ein guter Wein, vor allem, weil sie etwas Besonderes ist. Viele junge Leute lieben die Scheurebe, weil sie mit ihrem Duft einen wahren Strauß an Aromen bietet, weil es ein Easy-Drinking-Wein ist, den man unkompliziert in der Clique genießen kann und der jedem schmeckt.

Was kostet Scheurebe-Wein?

Die Flasche Scheurebe liegt zwischen sechs und acht Euro. Es gibt sie auch in einer edelsüßen Variante, dann ist sie aber teurer.

Wie wird Scheurebe getrunken?

Eine Scheurebe sollte man, wie alle anderen Weißweine auch, gekühlt servieren. Die beste Trink-Temperatur liegt bei sechs bis zehn Grad. Man kann sie aber auch mal als Partner von Cocktails anbieten – als Hugo mit Minze und Holundersirup, der mit einer erfrischenden Scheurebe aufgegossen wird. „Das schmeckt ganz besonders aromatisch“ sagt Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Oder man serviert sie einfach auf Eis und Minze. Lange gereifte Spätlesen lieben hingegen etwas höhere Temperaturen. Neun bis dreizehn Grad Celsius geben dem Wein die Möglichkeit, seine volle Kraft zu entfalten.

Welches Essen passt zur Scheurebe?

Grünes Gemüse in Verbindung mit Zitrusfrüchten und Salz passt hervorragend zu erfrischend-lebhaften, vegetabil betonten Weißwein-Typen wie einer Scheurebe, sagt Sommelière Christina Fischer. Ihr Tipp: ein Salat von Garnelen, rohem Fenchel, grünem Spargel, frischem Koriander, Fleur de sel, Olivenöl und Orangenfilets – dazu ein Glas kühle Scheurebe. Die Scheurebe passt aber auch zu asiatischer Küche mit ihren süß-sauren Gerichten, ebenso zu Geflügelragout mit Ananas und Chilisauce. Eine Scheurebe Auslese passt zum fruchtigen Dessert mit exotischen Früchten, die das Aroma vom Wein wieder aufgreifen. Auch würzige Käsesorten wie ein Blauschimmelkäse oder Münsterkäse bilden mit einem Scheurebe-Wein tollen Genuss.

Wo wächst die Scheurebe?

Von rund 1417 Hektar Rebland, das aktuell mit Scheurebe bestockt ist, liegen 698 Hektar in Rheinhessen, etwa 334 in der Pfalz, 178 in Franken und 103 Hektar an der Nahe. Der Flächenanteil an der deutschen Rebfläche liegt derzeit bei 1,4 Prozent. Rund um Alzey befinden sich die meisten Scheurebe-Weinstöcke. Dort wird auch jedes Jahr der Scheurebe-Preis verliehen, wenn Experten zu einer Scheurebe-Verkostung zusammenkommen und vom Sekt bis zum edelsüßen Wein die beste Scheurebe auszeichnen.

Welche Besonderheiten gibt es beim Anbau der Scheurebe?

Die Scheurebe stellt an den Standort beinahe ebenso große Ansprüche wie der Riesling, erklärt Ernst Büscher vom DWI. Sie verträgt keine trockenen, kargen Böden, kommt aber gut mit Lößböden und mit kalkhaltigen Böden zurecht. Die Traubenreife wird kurz vor dem Riesling erreicht, der Säureabbau in den mittelgroßen Beeren beginnt relativ spät. Gefährdet ist die Sorte durch Winterfröste ebenso wie durch Botrytis- und Oidiumbefall.

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