Genuss Veganer Wein und seine Herstellung: Wie man tierischen Zusätzen aus dem Weg geht

Trier · Ein veganer Wein ist heute nicht mehr ungewöhnlich, der Normalfall ist er aber auch nicht. Wer sicher gehen will, dass bei der Herstellung keine tierischen Produkte verwendet wurden, muss genau hinsehen.

Die Traube an sich ist immer vegan. Oder doch nicht? Auch am Weinberg können tierische Produkte zum Einsatz kommen.

Die Traube an sich ist immer vegan. Oder doch nicht? Auch am Weinberg können tierische Produkte zum Einsatz kommen.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Der Wein könnte zunächst wie ein rein pflanzliches Produkt wirken. Zumindest so lange, bis man genauer hinsieht. Schließlich wird er mit Trauben und fast nichts anderem hergestellt. Einige Hilfsmittel kommen trotzdem zum Einsatz, weshalb die meisten Weine eben nur „fast“ ein veganes Produkt sind. Unter den erlaubten Zusätzen finden sich auch einige, die vom Tier stammen. Sie sind im Herstellungsprozess keineswegs unentbehrlich, kommen aber häufig vor. Veganer müssen beim Einkauf ganz genau hinsehen – oder sich beim Fachhändler bzw. Winzer erkundigen.

Was ist veganer Wein?

Per Definition ist ein Wein vegan, wenn bei der Herstellung keine tierischen Produkte verwendet wurden. Es geht also nicht nur darum, was am Ende in der Flasche steckt – und das macht die Sache etwas komplizierter, als sie zunächst wirken mag. Hinzu kommt, dass auch nicht alle verwendeten Zusatzstoffe auf dem Etikett auftauchen müssen.

Warum kommen aber nun überhaupt tierischen Produkte zum Einsatz? Es geht darum, wie ein Wein geklärt wird. Das Klären ist der Prozess, mit dem Trübstoffe aus der Flüssigkeit entfernt werden. Es geschieht durch die Zugabe von Proteinen, die wiederum die Trübstoffe binden und zum Boden des Behälters sinken lassen. Anschließend kann von oben der Wein abgesaugt werden, so dass die Trübstoffe und die Proteine zurückbleiben. Als Proteinlieferant wird zum Beispiel Gelatine genutzt. Dieses und andere tierische Produkte sind für einen Veganer nicht akzeptabel, auch wenn am Ende fast nichts davon im fertigen Wein enthalten sein kann. Veganer und Vegetarier kennen dieses Problem meist schon von klaren Fruchtsäften.

Ein wichtiger Unterschied: vegan und vegetarisch

Der Begriff Veganismus trägt eine leichte Unschärfe in sich. In jedem Fall schließt er aus, Tiere oder tierische Produkte zu verzehren. Meist wird diese Haltung auf den allgemeinen Umgang mit Tieren ausgeweitet, sodass die anderweitige Nutzung von Produkten wie beispielsweise Leder für einen Veganer nach Möglichkeit zu vermeiden ist. Dieser strengen Sichtweise muss sich in der Praxis aber nicht zwangsläufig jeder anschließen, der seine Ernährung anpasst und sich als vegan bezeichnet.

Das Konzept des Vegetarismus geht weniger weit bei den Einschränkungen. Kern dieser Haltung ist der Verzicht auf den Verzehr von Tieren. Andere Produkte wie Milch oder Eier können trotzdem zur vegetarischen Ernährung gehören. Das eröffnet auch mehr Optionen bei der Auswahl eines geeigneten Weins.

Wie wird Wein in der Herstellung vegan?

Winzer müssen ihre Produktion nicht grundlegend umstellen, um den Kundenwunsch nach tierfreier Herstellung zu erfüllen. Ein veganer Wein kann nach dem bekannten Prinzip entstehen, indem die verwendeten Proteine aus pflanzlichen Quellen stammen. Dafür kommen beispielsweise Produkte aus Erbsen, Bohnen oder Kartoffelstärke zum Einsatz. Für den Geschmack macht das übrigens keinen Unterschied. Kunden sollten im Moment trotzdem (noch) nicht erwarten, auch besondere Spezialitäten wie zum Beispiel einen Eiswein jederzeit als vegane Variante zu finden.

Wie wird veganer Wein gekennzeichnet?

Es gibt keine einheitliche Kennzeichnung für vegane Weine. Es gibt jedoch Siegel, auf die Kunden vertrauen können, da sie von Interessenverbänden autorisiert werden. Zu ihnen gehören die Europäische Veganer-Union, der Vegetarierbund Deutschland oder die Vegan Society of England. Die unterschiedlichen Siegel machen es nicht ganz leicht, den genauen Überblick zu behalten. Die Voraussetzungen für die Vergabe der Siegel sind auch nicht einheitlich. Für Weinfreunde, die vegan genießen möchten, lohnt sich deshalb eine genaue Prüfung, ob alle Regeln so aussehen, wie man es sich wünscht.

Grenzfälle: Wo tierische Produkte kaum auffallen

Wer eine vegane Ernährung sehr ernst nimmt, wird jetzt noch ein paar weitere Fallstricke erahnen. Auf dem Weg zu einem veganen Wein kann es schon Schwierigkeiten geben, lange bevor die Zeit für die Weinlese gekommen ist. Und auch nach dem Abfüllen in die Flasche kann noch etwas schiefgehen.

Genau genommen kann man schon Bedenken haben, wenn auf dem Weinberg mit organischem Dünger gearbeitet wird. Das ist nämlich nur eine andere Formulierung für tierische Hinterlassenschaften wie Kuhmist. Kann ein Wein vegan sein, wenn der Dünger aus der Tierhaltung kommt? Die Antwort wird zumindest für einen Teil der Veganer wohl „Nein“ lauten.

Sogar beim Weinetikett kann es noch Einwände geben. Der Kleber, mit dem es an die Flasche gebracht wurde, könnte nämlich Knochenleim sein statt einer pflanzlichen Alternative. Schon anhand dieser Punkte wird klar, dass bei einer durch und durch veganen Herstellung viele Detailfragen zu beachten sind.

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