Auf Spurensuche in der Edelsteinstadt

Idar-Oberstein · Sie glitzern und glänzen und sind meist sehr wertvoll. Funkelnde Edelsteine faszinieren die Menschen seit Jahrhunderten. Bei einer Tagestour können Besucher in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) dem Geheimnis der Kristalle auf die Spur kommen.

Idar-Oberstein. Es ist dunkel, eine leichte Kälte macht sich breit. Die Augen haben sich noch nicht an die Umgebung gewöhnt. Erst nach und nach geben sie die Beschaffenheit der Umgebung preis. Die Decken der Mine sind niedrig, uneben. Mit ausgestrecktem Arm kann man sie fast berühren.

Behutsam bewegt sich die Besuchergruppe vorwärts. Jeder Schritt auf dem glatten Boden schallt durch die Gänge. Große Scheinwerfer lenken die Blicke auf die Steinwände. Beim ersten Hinsehen scheinen dort nur karge Felsbrocken zu liegen. Auf den zweiten Blick offenbaren sich die Kostbarkeiten, die in den Wänden verborgen liegen. Unzählige, etwa fußballgroße Edelsteine sind in das Gestein eingewachsen. In den unterschiedlichsten Formen mit spitzen Kanten oder leichten Rundungen passen sie sich den Felsen an.

40 Füße drängen auf diese zu, fasziniert von den funkelnden Steinen und der Geschichte, die die Edelsteinhöhle in Idar-Oberstein erzählt. Mit dabei ist auch Bart-Jan van Beckhoven mit seiner Familie. Die Niederländer sind extra von Cochem angereist, um einen Tag den Geheimnissen der Edelsteine auf die Spur zu kommen. "Es ist interessant zu sehen, wo die Steine herkommen", erzählt er. Für seine Tochter Isabelle ist dabei besonders "spannend, unter dem Grund zu sein". Etwa zehn bis 15 Meter unter der Erde liegen die Minen an der tiefsten Stelle.

400 Meter der ehemals knapp zwei Kilometer langen Höhle sind für Besucher zugänglich. Kleine Mulden offenbaren die Schätze, die in das Gestein eingewachsen sind. Wie ein Labyrinth führt der Weg so von einem Ausstellungsstück zum nächsten, vorbei an unterirdischen Seen und Bächen.

Die Steine sind allgegenwärtig



Nach rotem Achat, klarem Bergkristall, grauem Rauchquarz, violettem Amethyst und dem besonders wertvollen grünen Jaspis haben die Bergleute ab dem 15. Jahrhundert in Idar-Oberstein gesucht. Entstanden sind die Edelsteine aus Gasblasen, die sich im Vulkangestein gebildet haben. Ein Mann hat dabei rund einen Meter Vulkangestein in einem Jahr abgebaut. Seit rund 140 Jahren ist die Mine allerdings geschlossen, weil sie nicht mehr wirtschaftlich genug war.

Doch nicht nur in der Edelsteinhöhle sind die wertvollen Steine allgegenwärtig. Auf der Fahrt zu den Minen schmücken ihre Zeichnungen die Häuser und Hinweisschilder an den Ortseingängen. Und auch der Weg, der nach Idar-Oberstein führt, trägt ihren Namen - die Edelsteinstraße. Lange Zeit haben die Menschen in der Gegend von den wertvollen Steinchen gelebt. Allein 300 bis 400 Edelsteinschleifereien gab es früher in der Gegend. Die letzte noch erhaltene, per Wasserrad angetriebene ist inzwischen zu einem Museum ausgebaut worden - die historische Weiherschleife am Idarbach.

Mit weißer Mütze und ausgeblichener blauer Schürze begrüßt Axel Stolterfoth die Besucher am Eingang zur Schleiferei. Es riecht nach Holz, Wasser und Stein. Große Sandsteinräder drehen sich in dem engen Raum. Bewegt werden sie von einem Geflecht aus Eisenstangen und Gummibändern. Es knarrt und quietscht. "Früher haben in der Schleiferei acht Menschen an vier Rädern gearbeitet", erklärt der 64-Jährige. "Seit 1990 wird hier aber nicht mehr aktiv geschliffen." Heute können Besucher dort die historischen Arbeitsabläufe begutachten, die er selbst demonstriert. Mal legt er sich dafür auf einen alten Holzblock, mal kniet er auf dem Boden, um an die niedrigen Maschinen zu kommen. Überwiegend Schalen und Gefäße wurden von den Arbeitern gefertigt. Axel Stolterfoth hält einige Exemplare gegen das Licht. Rötlich schimmert die Färbung der Achate durch. Fein geschliffen und seidig glatt ist die Oberfläche. An die rauen Kristalle aus dem Bergwerk erinnert nur noch die Farbe.

Die schönsten Ziele der Region stellt die Volksfreund-Redaktion freitags auf der Seite "Tagestour" vor. Service

EDELSTEINMINE

Öffnungszeiten und Eintritt: 15. März bis 15. November täglich von 9 bis 17 Uhr. Anmeldung für Gruppen sinnvoll. Der Eintritt kostet 4,50 Euro. Schüler, Studenten, Jugendliche und Behinderte zahlen 3 Euro, Kinder 1,50 Euro.

Verpflegung: Ein Kiosk bietet Snacks und Getränke.

Kontakt: Betriebsverwaltung Steinkaulenberg, Telefon 06781/47400, oder Edelsteinminen GmbH, Telefon 06781/901961, Internet: www.edelsteinminen-idar-oberstein.de

Parkmöglichkeiten: kostenloser Parkplatz an der Mine.

Anfahrt: Die Edelsteinminen liegen in der Nähe der Straßburgkaserne.

Besonderheiten: Auch für Blinde werden Führungen durch die Edelsteinmine angeboten. Dabei werden die einzelnen Edelsteine beschrieben, und die Steine dürfen auch angefasst werden. Auf Schürffeldern können Kinder außerdem selbst nach Edelsteinen suchen und diese auch schleifen. Eine Anmeldung ist erforderlich.WEIHERSCHLEIFE

Öffnungszeiten und Eintritt: 15. März bis 15. November täglich von 10 bis 18 Uhr. Die letzte Führung beginnt um 17 Uhr. Anmeldung für Gruppen sinnvoll. Der Eintritt kostet 3,50 für Erwachsene und 2,50 Euro für Jugendliche, Schüler, Studenten, Behinderte und Wehrdienstleistende. Kinder kommen kostenlos in die Weiherschleife.

Kontakt: Historische Weiherschleife, Telefon 06781/901918, oder Edelsteinminen GmbH (siehe Edelsteinmine).

Parkmöglichkeiten: kostenloser Parkplatz neben der Weiherschleife.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort