Musik machen ist „in“

Obwohl der Nachwuchs heute vielfach stark verplant ist, ist es wieder immer mehr Eltern wichtig, dass ihre Kleinen Taktgefühl am klingenden Objekt entwickeln.

 Auch in Sachen Musik sind die Kinder äußerst engagiert. Foto: privat

Auch in Sachen Musik sind die Kinder äußerst engagiert. Foto: privat

Auf die diesjährige Frankfurter Musikmesse kamen 110 000 Besucher aus 142 Ländern. Besonders hohen Stellenwert hatten dabei die musikalische Früherziehung und die Förderung junger Talente mit Initiativen wie Music4Kids, bei der Kindergarten- und Schulkinder unter Begleitung von Musikpädagogen erste musikalische Gehversuche machen, melden die Veranstalter. Aus gutem Grund: Wenn Kinder musizieren, Klavierspielen, trommeln, oder singen, entwickeln sie sich rasch, werden konzentrierter und ruhiger, beobachten Lehrer von Musikschulen.

Musikalische Förderung dient den Kindern nicht nur zur Ausprägung ihrer musikalischen Talente, sondern auch zur Stärkung ihrer Persönlichkeit, ihrer Kreativität, ihrer Lernfreude und - im Zusammenspiel - ihrer sozialen Fähigkeiten. Auch die Wissenschaft bestätigt den positiven Einfluss aktiven Musizierens auf Kinder und Jugendliche, wie Untersuchungen beweisen: Hans Günther Bastian verglich in seiner Berliner Langzeitstudie Gruppen von normal und verstärkt musizierenden Jugendlichen, konstatierte bei Letzterer stärkere Motivation, Steigerung schulischer Leistungen und sozialer Kompetenz. Die amerikanische Gardener-Studie stellte bei Musikern eine bessere Verknüpfung der Teilintelligenzen im Gehirn fest.

Hausmusik als gemeinsame Sprache ohne Worte

Selbst Musik machen zu können, gibt Kindern Selbstbewusstsein. Musik ist eine Aufgabe mit Herausforderung und Belohnung. Hausmusik, also das gemeinsame Musizieren in der Familie, kann noch mehr: Sie verbindet die Generationen, schafft Erlebnisse zwischen Eltern und Kindern und fördert den Sinn für die Gemeinschaft. Der amerikanische Komponist und Dirigent Leonard Bernstein (1918-1990) sagte einmal: "In einer Zeit der Gefühlsverwirrung und Werteverschiebung ist Musik, und hier vor allem Hausmusik, besonders wichtig: Denn sie erweckt völlig neue Gefühle - und bewirkt dadurch eine Veränderung des Menschen zum Positiven hin. Musik nennt Gefühle beim Namen - mit Tönen, anstatt großer Worte."

Der Ursprung der Hausmusik wurzelt in der Barockzeit. Als es noch keine CD's gab, nicht mal Platten, musste wer Musik hören wollte, schon selber spielen - oder sie sich vorspielen lassen. Die Zeit des erstarkenden Bürgertums (1818-1848) war eine Hochzeit für Hausmusik. Und der Komponisten, die bis heute gültige Werke dafür geschaffen haben wie Franz Schubert. Musikalische Erziehung zieht heute viel weitere populäre Kreise. Nach einem "Hype" der Hausmusik in Bildungsbürgerfamilien der 70er und 80er Jahre plädiert Liedermacher Reinhard Mey für ein Hausmusik-Revival: "Ich finde, dass Hausmusik zu Unrecht den Ruch einer Angelegenheit für höhere Töchter hat. Schön wär's für viele, selbst Musik zu machen."

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