Niedecken, Schwarzer, Biolek: Promi-Tipps für Kölnbesucher

Köln (dpa/tmn) · Köln ist keine Stadt, die sich auf den ersten Blick erschließt. Man braucht einen Einheimischen, um die wirklich netten Ecken zu finden. Am besten gleich mehrere Einheimische - so wie Wolfgang Niedecken, Alfred Biolek und Alice Schwarzer.

 Der Stadtgarten ist Kölns älteste Parkanlage - Alfred Biolek wohnt hier gleich um die Ecke. Foto: Stadtgarten Köln/Laurence Vournard

Der Stadtgarten ist Kölns älteste Parkanlage - Alfred Biolek wohnt hier gleich um die Ecke. Foto: Stadtgarten Köln/Laurence Vournard

Köln ist keine Schönheit und erst recht keine Weltstadt. Und doch gelten die Kölner als die größten Lokalpatrioten. Karnevalslieder wie „Viva Colonia“ und „Hey Kölle - Du bes e Jeföhl“ bezeugen das.

Alfred Biolek (80) erinnert sich noch an die Reaktion seiner Mutter, als er ihr Anfang der 70er Jahre erzählte, dass er von München nach Köln ziehen werde. „Da ist es doch kein bissele schön!“ Und doch hat sich Biolek von Anfang an wohlgefühlt: „Es ist eine offene Stadt, sie schließt niemanden aus.“

Biolek wohnt im Belgischen Viertel voller Restaurants, Straßencafés und origineller kleiner Läden. Der ehemalige „alfredissimo!“-Moderator empfiehlt sein Stammlokal „Acht“. Auch die Tapas-Bar „Ouzeria“ schätzt er, und seinen Milchkaffee trinkt „Bio“ bevorzugt im Café-Restaurant „Stadtgarten“ in Kölns ältester Parkanlage voller knorriger Baumriesen.

Überquert man vom Belgischen Viertel aus die Innere Kanalstraße, kommt man ins Multikulti-Viertel Ehrenfeld, der Heimat von Günter Wallraff. Keine hundert Meter von seiner Wohnung entfernt pocht die Venloer Straße. Autos parken in der zweiten Reihe, Lieferwagen blockieren den Radweg. Doch mitten in diesem Chaos sieht man Cafébesucher am Straßenrand sitzen und Tee trinken. Wallraff kennt hier jede Ecke. Da ist die über 40 Jahre alte Taverne „Alekos“ oder die Traditionsgaststätte „Haus Scholzen“, wo man Wochen im Voraus buchen muss. Und da ist das Weinhaus „Secco“, in dem Wallraff seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. „Streng genommen bin ich kein Kölner, sondern Ehrenfelder“, sagt er.

Was für Wallraff die Venloer Straße, ist für Wolfgang Niedecken (63) die Severinstraße, das Herz der Kölner Südstadt. Vor dem Eckhaus Severinstraße 1 deutet er auf das Fenster ganz links in der zweiten Etage: „Da bin ich aufgewachsen, ich hatte hinten das letzte Zimmer.“ Im Erdgeschoss betrieb sein Vater ein Lebensmittelgeschäft. Zwischen den Ständen eines Bauernmarktes schaut er an der Severinskirche empor: Dort ist er getauft worden und zur Kommunion gegangen. Die Anfänge von BAP sind mit dem Namen „Chlodwig-Eck“ in der Annostraße 1-3 verbunden. Hier gab die Gruppe ihre ersten Konzerte.

Viele Köln-Besucher wollen ein richtiges Brauhaus erleben. Eines der ursprünglichsten ist das „Päffgen“ in der Friesenstraße. Dort hatte Alice Schwarzer - Wahl-Kölnerin seit 1976 - ein Erlebnis der besonderen Art mit der französischen Philosophin Simone de Beauvoir: Der Gast aus Paris hatte rheinischen Sauerbraten bestellt, aber nach einer Stunde stand immer noch nichts auf dem Tisch. Schwarzer ging in die Küche: „Sagt mal Leute, was ist denn los?“ Die Antwort: „Der Koch ist besoffen!“ Madame de Beauvoir bekam einen Lachanfall.

Nach so viel Kölschem mag einem der Sinn nach einer eher international gefärbten Location stehen. Ideal wäre dann das Kino „Metropolis“, das alle Filme im Original zeigt. Hier trifft sich Kölns englischsprachige Exil-Gemeinde. Vielleicht begegnet man sogar Charlotte Roche (36), die das Kino als gebürtige Britin zu schätzen weiß. Das angrenzende Agnesviertel ist ein Schmuckstück mit vielen urgemütlichen Bars und Cafés. Die Autorin von „Feuchtgebiete“ will nie mehr da weg. Als sie vor einiger Zeit auf dem Amt gefragt wurde, ob ihre Adresse noch stimme, hat sie geantwortet: „Ja. Und das bleibt auch so. Für immer.“

Tipp:

Die erwähnten Orte liegen in den reizvollsten Kölner Vierteln, die sich alle außerhalb des Zentrums befinden. Von den Adressen aus am besten einfach losbummeln - es kann gar nicht schiefgehen.

Informationen: Köln Tourismus , Kardinal-Höffner-Platz 1, 50667 Köln, Telefon: +49/221/346 430, E-Mail: info@koelntourismus.de.

 Im Kino „Metropolis“ werden alle Filme im Original gezeigt - hier schaut die gebürtige Britin Charlotte Roche öfters mal vorbei. Foto: Christoph Driessen

Im Kino „Metropolis“ werden alle Filme im Original gezeigt - hier schaut die gebürtige Britin Charlotte Roche öfters mal vorbei. Foto: Christoph Driessen

 Wolfgang Niedecken ist in der Kölner Südstadt aufgewachsen - in der Severinstraße hatte sein Vater ein Lebensmittelgeschäft. Foto: Christoph Driessen

Wolfgang Niedecken ist in der Kölner Südstadt aufgewachsen - in der Severinstraße hatte sein Vater ein Lebensmittelgeschäft. Foto: Christoph Driessen

 An der großen Kuppel der Zentralmoschee ist Kölns Multikulti-Viertel Ehrenfeld schon von weitem zu erkennen. Foto: Christoph Driessen

An der großen Kuppel der Zentralmoschee ist Kölns Multikulti-Viertel Ehrenfeld schon von weitem zu erkennen. Foto: Christoph Driessen

 Über den Dächern der Stadt - streng genommen sei er kein Kölner, sagt Günter Wallraff - sondern Ehrenfelder. Foto: Christoph Driessen

Über den Dächern der Stadt - streng genommen sei er kein Kölner, sagt Günter Wallraff - sondern Ehrenfelder. Foto: Christoph Driessen

 Günter Wallraff kennt in Ehrenfeld jede Ecke - auch die Traditionsgaststätte „Haus Scholzen“, wo man lange im Voraus buchen muss, um einen Platz zu bekommen. Foto: Christoph Driessen

Günter Wallraff kennt in Ehrenfeld jede Ecke - auch die Traditionsgaststätte „Haus Scholzen“, wo man lange im Voraus buchen muss, um einen Platz zu bekommen. Foto: Christoph Driessen

 Im Weinhaus „Secco“ hat Wallraff seinen 70. Geburtstag gefeiert. Foto: Weinlokal Secco/Cordelia Dilg

Im Weinhaus „Secco“ hat Wallraff seinen 70. Geburtstag gefeiert. Foto: Weinlokal Secco/Cordelia Dilg

 Die Taverne „Alekos“ in Ehrenfeld gilt als ältestes griechisches Restaurant der Stadt Köln. Foto: Taverne Alekos

Die Taverne „Alekos“ in Ehrenfeld gilt als ältestes griechisches Restaurant der Stadt Köln. Foto: Taverne Alekos

 Alfred Biolek hat sich in Köln von Anfang an wohl gefühlt - er wohnt im Belgischen Viertel und schätzt dort nicht zuletzt die vielen Restaurants und Cafés. Foto: Christoph Driessen

Alfred Biolek hat sich in Köln von Anfang an wohl gefühlt - er wohnt im Belgischen Viertel und schätzt dort nicht zuletzt die vielen Restaurants und Cafés. Foto: Christoph Driessen

 Biolek wohnt im Belgischen Viertel, wo es viele Restaurants gibt - sein Stammlokal heißt „Acht“. Foto: Restaurant Acht

Biolek wohnt im Belgischen Viertel, wo es viele Restaurants gibt - sein Stammlokal heißt „Acht“. Foto: Restaurant Acht

 Biolek schätzt die Tapas-Bar „Ouzeria“. Foto: Gastronomie Ouzeria

Biolek schätzt die Tapas-Bar „Ouzeria“. Foto: Gastronomie Ouzeria

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