Rudern - ein Sport für die ganze Familie

Mit der Mosel liegt eines der schönsten Ruderreviere Deutschlands vor der Haustür und mit Richard Schmidt kommt ein Olympiasieger in dieser Sportart aus Trier. Wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen ins Freie locken, ist die beste Zeit, in die traditionsreiche Wassersportart hineinzuschuppern. Wer rudern lernen möchte, sollte allerdings Zeit mitbringen. Kindern und Jugendlichen fällt der komplexe Bewegungsablauf oft leicht.

Wer zum ersten Mal die Bootshalle des Bernkasteler Rudervereins (BRV) betritt, ist beeindruckt. Kieloben liegen rechts und links Ruderboote: Gelbe, blaue, einige aus Holz, die meisten aus Kunststoff. Boote für eine, zwei oder vier Personen. An der Wand hängt, was oft fälschlicherweise "Ruder" genannt wird - lange Stangen mit einem Griffstück für die Hände an der einen und einem breiten Blatt am anderen Ende. Dass sie Skulls oder Riemen heißen, ist eines der ersten Dinge, die man lernt, wenn mit dem Rudersport beginnt. Beim sogenannten Skullen bedient jeder Ruderer jeweils einen Skull mit der rechten und mit der linken Hand. Beim Riemenruderer wird einer mit beiden Händen bewegt.

Von der Bootshalle führt eine Wendeltreppe nach oben. In einem großen Raum mit Panoramafenster zur Mosel stehen sieben Ruder-Ergometer. Für das oft unbeliebte Trockentraining im Winter, wenn man wegen Dunkelheit oder Hochwasser nicht auf der Mosel rudern kann, erklärt Hannah Zimmer. Die 19-Jährige ist eines der Aushängeschilder der Bernkastel-Kueser Ruderer: Südwestdeutsche Meisterin - und so etwas wie ein Naturtalent.<EA> "Vor dreieinhalb Jahren bin ich bei einer Wanderfahrt mitgefahren und direkt 30 Kilometer gerudert. Ich hatte abends so einen Sonnenbrand, dass ich nicht mehr liegen konnte. Und sitzen konnte ich auch nicht, weil mir vom Rollsitz alles weh getan hat", erzählt sie lachend. Aber der Sport machte ihr sofort Spaß.

"Anstrengend, aber schön"

"Es ist ein Teamsport an der frischen Luft. Es ist sehr zufriedenstellend, wenn man eine Stunde, zwei oder drei auf dem Wasser war. Es ist zwar auch anstrengend, aber es ist auch schön, wenn man etwas geschafft hat", erzählt Kathrin Ringeisen, was ihr am Rudern gefällt, seit sie etwa zwölf war. Im Gegensatz zu Hannah Zimmer fiel ihr das Erlernen des Bewegungsablaufs schwer. "Ich habe ewig gebraucht, bis ich die Hände richtig gedreht habe", erinnert sich Kathrin Ringeisen. Auch gekentert sei sie. Trotzdem behauptet sie: "Lernen kann das eigentlich jeder."

Wichtig sei zunächst Ausdauer beim Erlernen der Technik, sagt Christa Wahl. "Nach einem Mal im Boot kann man noch gar nicht sagen, das ist etwas für mich oder nicht. Man muss sich darauf einlassen und Zeit mitbringen", erklärt die Frau, die seit rund einem Jahrzehnt Anfänger betreut. Gerade zu Beginn zahle es sich aus mehrmals, idealerweise drei- bis viermal pro Woche zu üben. "Man lernt das wie Fahrrad fahren", sagt Christa Wahl. Wenn man es erst einmal raus hat, kann man es eigentlich nicht mehr verlernen. In der Regel lässt Christa Wahl Anfänger erste Erfahrungen am Ruder-Ergometer machen. Denn der Ablauf ist komplex. Die Bewegung von Händen, Armen, des gesamten Oberkörpers sowie der Beine und Füße müssen miteinander harmonieren. "Eigentlich wird alles durchbewegt", erklärt Wahls Trainerkollege Frank Georg. Etwa 80 Prozent der Körpermuskulatur werden dabei beansprucht.

Idealer Gesundheitssport

Die Hauptkraft kommt durch Abstoßen am sogenannten Stemmbrett aus den Beinen und nicht den Armen. Weil so viele Muskeln eingebunden sind und außerdem Koordination und Herz-Kreislauf-System trainiert werden, gilt Rudern als idealer Gesundheitssport. "Es gibt Orthopäden, die sagen, richtig ausgeführt sei Rudern ideal für die Rückenmuskulatur", sagt Frank Georg. Ähnlich wie beim Schwimmen oder Radfahren werden die Gelenke nicht - wie beim Laufen - durch das eigene Körpergewicht belastet. Sie wolle Ruder-Anfänger immer so schnell wie möglich in einem Boot mitfahren lassen, erzählt Christa Wahl. Im Doppelzweier oder -vierer, Skullbooten mit zwei oder vier Ruderern, korrigiert sie dann von der Position der Steuerfrau aus die Bewegungen.

Kindern falle es oft erstaunlich leicht, den Bewegungsablauf zu verinnerlichen. So wie Daniel Rouyer, der regelrecht in den Rudersport hineingewachsen ist. Sein Onkel habe ihn zu Wanderfahrten mitgenommen, erzählt der 13-Jährige. In der breiten Barke konnte er schon etwas Riemenrudern üben. Vor einem Jahr ging er erstmals zur Leistungsgruppe und fuhr im Herbst seine ersten Regatten.

"Man muss gucken, dass man einen guten Start hinlegt. Auf 400 oder 500 Meter muss man nicht so darauf achten, wie man seine Kräfte einteilt", erzählt Rouyer von seinen Erfahrungen auf den kurzen Rennstrecken der jüngsten Altersklassen. Während in anderen Sportarten schon um die Allerjüngsten geworben wird, sind Ruderer vorsichtiger. Frühestens mit zehn Jahren, so Wahl mache der Einstieg Sinn.

Viel Training nötig

Als Wettkampfsport sieht Frank Georg die Altersuntergrenze sogar bei zwölf, eher sogar 13 Jahren. Wer auf Regatten mit rudern will, merkt schnell, dass es ein trainingsintensiver Sport ist. Lebensalter minus zehn sei bei Jugendlichen seine Faustformel für die Anzahl der Trainingseinheiten pro Woche, sagt Frank Georg. "Das ist das Minimum. Ansonsten hat man auf den Regatten nur Frust", sagt der Betreuer der Leistungsgruppe des Bernkasteler Rudervereins. "Im Sommer versuchen wir jeden Tag aufs Wasser zu gehen", bestätigt Hannah Zimmer. Dazu kommt zweimal pro Woche Krafttraining. Die Rudereinheiten umfassen nicht nur die Zeit auf dem Wasser. Nach dem Training muss das Boot an Land getragen und gereinigt werden. "Das dauert dann noch einmal etwa eine halbe Stunde. Im Sommer, wenn man mit dem Schlauch das Boot und auch die anderen abspritzen kann, geht's. Aber im Winter ist es manchmal ätzend, wenn man das eiskalte Wasser aus dem Boot holen muss", erzählt Zimmer. Doch es gehört dazu.

Ein Ruderboot kostet manchmal so viel wie ein Kleinwagen. Das muss gepflegt werden. Weil das Sportgerät so teuer ist, ist Rudern außerhalb von Vereinen nahezu unmöglich. Es werden zwar auch Anfängerkurse angeboten, wer längerfristig rudern will, kommt an einer Vereinsmitgliedschaft aber kaum vorbei. Mit 140 Euro für Erwachsene und 75 Euro für Jugendliche liegt der Jahresbeitrag in Bernkastel-Kues aber im Bereich anderer Sportvereine. Der BRV bietet sogar eine zweimonatige Probemitgliedschaft an. Insgesamt sei Rudern ein kostengünstiger Sport, meint Christa Wahl.

Schmale Schuhe, die auch mal Wasser abbekommen dürften und bequeme, figurbetonte Kleidung sind laut Christa Wahl eine gute Ausrüstung für den Anfänger. Wer den Sport intensiver betreibt, kann aber auch schnell mehr Geld ausgeben. Sei es für spezielle Bekleidung, Fahrten zu Regatten und Trainingslagern oder für eine Automatikschwimmweste, die beim Bernkasteler Ruderverein jeder tragen muss, der im Winter auf der Mosel rudert. Das kann bei kaltem Wasser lebensrettend sein, wenn man kentert. Manchmal auch gewollt. "Wenn die Mosel im Sommer warm genug ist, kippen die Jugendlichen schon mal extra um", erzählt Christa Wahl.
Rudervereine in der Region

Bernkasteler Ruderverein, Postfach 1353; 54463 Bernkastel-Kues, www.bernkasteler-ruderverein.de, E-Mail: brv@bernkastel-kues.de, Vorsitzender Johannes Kirsten, Telefon 06531/2382

Ruder- und Kanu-Verein Konz, Raymond Schirra, Im Canet 6, 54329 Konz, Telefon: 06501/150309, E-Mail: raymond.schirra@mpg-trier.de, www.rkvkonz.de

Saarburger Ruderclub, Postfach 1312, 54433 Saarburg, www.saarburger-ruderclub.de, Telefon: 06581/3021

Ruderclub Traben-Trarbach, Andreas Bogner, An der Mosel 25, 56841 Traben-Trarbach, www.rctt.de, Telefon 06541/6712

Rudergesellschaft Trier, An der Jugendherberge 3, 54292 Trier, www.rgtrier.rowing.de, Vorsitzender Rudern Christoph Thein, Telefon 06501/13382, E-Mail: chthein@t-online.de

Ruderverein Treviris Trier, Luxemburgerstraße 81, 54294 Trier, www.treviris.de, Telefon: 0651/9926750, E-Mail: info@treviris.de

Rudergesellschaft Zeltingen, Stefan Schömann-Finck, Weingartenstraße 62, 54492 Zeltingen, Telefon 06532/2575

Quelle: Ruderverband Rheinland)

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