Serie TV-Wanderwochen: Ab durch die Grüne Hölle

Bollendorf · Vier Wochen lang entführt der Volksfreund seine Leser ins Grüne. Zu spektakulären Felsen, den schönsten Aussichten der Region und preisgekrönten Rundtouren. Erkunden Sie mit unseren Autoren die besten Wege in Eifel und Hunsrück, an Saar oder Mosel. Heute sind wir in der Südeifel unterwegs - zum Teil auf ganz schön schmalen Pfaden.

 Und jetzt alle mal den Bauch einziehen: Schmale Pfade führen durch den Eulenhorst. Zwischen den Felsspalten kommt man zum Teil nur seitwärts durch. TV-Fotos (5): Uwe Hentschel

Und jetzt alle mal den Bauch einziehen: Schmale Pfade führen durch den Eulenhorst. Zwischen den Felsspalten kommt man zum Teil nur seitwärts durch. TV-Fotos (5): Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
 Mit Apfelschnaps und Likör werden die Wanderer am Maria-Theresien-Stein empfangen.

Mit Apfelschnaps und Likör werden die Wanderer am Maria-Theresien-Stein empfangen.

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
 Durch die Felsenlandschaft führen einige Wanderwege (Foto links). Zu entdecken gibt's dabei unter anderem den Predigtstuhl, der wie ein gewaltiger Keil aus dem felsigen Boden ragt (rechts).

Durch die Felsenlandschaft führen einige Wanderwege (Foto links). Zu entdecken gibt's dabei unter anderem den Predigtstuhl, der wie ein gewaltiger Keil aus dem felsigen Boden ragt (rechts).

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
Serie TV-Wanderwochen: Ab durch die Grüne Hölle
Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"
 Unverkennbar: Hier beginnt die Grüne Hölle.

Unverkennbar: Hier beginnt die Grüne Hölle.

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bollendorf Wussten Sie, dass sich Dachs und Fuchs mitunter denselben Bau teilen? Also ich wusste es nicht, habe mir darüber bislang aber auch recht wenig Gedanken gemacht. Genauso wenig wie über die gewaltigen Ausmaße eines solchen Gemeinschaftsbaus. Es ist aber wohl so, dass sich Fuchs und Dachs die Wohnung teilen, bis es dem Dachs dann schließlich zu viel wird. Denn der Fuchs hat - anders als der Dachs - offenbar die Angewohnheit, wahllos im Bau sein Geschäft zu erledigen. Und deshalb verabschiedet sich der Dachs dann irgendwann aus der Wohngemeinschaft.
Das zumindest erzählt uns Manfred Schmitt, während er vor dem Eingang eines Dachsbaus steht. Wahrscheinlich wären wir fast alle an diesem Bauwerk vorbeimarschiert, ohne es wahrzunehmen, hätte uns Schmitt nicht darauf aufmerksam gemacht. Der Rentner aus Bollendorf ist an diesem Nachmittag unser Wanderführer. Er führt uns durch die Grüne Hölle.
Es ist die erste von fünf Touren bei der Wanderwoche des Naturparks Südeifel. Und es ist eine der Touren, die der Volksfreund im Rahmen seiner TV-Wanderwochen vorstellt. Eine sieben Kilometer lange Tour durch die beeindruckende Felsenlandschaft bei Bollendorf.
In unserem Fall ist es eine geführte Wanderung mit Verpflegung, für die dreieinhalb Stunden angesetzt sind. Extrem viel Zeit für eine recht überschaubare Strecke, denke ich mir, um dann bereits nach den ersten hundert Metern festzustellen, dass es zeitlich wohl doch in diese Richtung gehen könnte. Denn die Wandergruppe besteht aus gut 50 Teilnehmern. Und der Pfad ist größtenteils recht eng und stufig. Weshalb es immer wieder zu Rückstaus kommt.
Den ersten gibt es bereits nach gut einem Kilometer beim Einstieg in die Grüne Hölle. Abwärts durchschreiten wir eine schmale Kluft zwischen 15 Meter hohen Sandsteinfelsen, an deren Ende es nicht schaden kann, den Kopf einzuziehen. Von dort geht es weiter zum Eulenhorst, wo der Weg durch die Felsspalten teilweise sogar so eng ist, dass man sich seitwärts durchschlängeln muss.
Zehn Minuten später erreichen wir schließlich den ersten Aussichtspunkt. Ein ausschweifender Blick über Bollendorf, dann geht es weiter zum Maria-Theresien-Stein. Dort ist die Verpflegungsstation. Mit Gebäck, Äpfeln und Apfelsaft. In Bollendorf hat man eine Schwäche für Äpfel. Deswegen darf auch der Apfelschnaps nicht fehlen. Für mich etwas ungewöhnlich, aber warum nicht?
Bei dem Maria-Theresien-Stein handelt es sich um einen mehr als einen Meter hohen Sandsteinblock, der einst die Grenze zwischen der Grafschaft Vianden und der Abtei Echternach markierte.
Eine Teilnehmerin der Wanderung steht mit geschlossenen Augen vor dem Stein und bewegt ihre Arme langsam kreisförmig von unten nach oben. Irritiert schaue ich die Frau an. Als sie wieder ansprechbar ist, frage ich, was es damit auf sich hat. "Von dem Stein geht eine starke Energie aus, und die kann man spüren, wenn man sich konzentriert", erklärt mir die Frau, während ihre Wanderbegleiterin nun ebenfalls mit verschlossenen Augen leicht schwankend vor dem Grenzstein steht. "Und worauf muss man sich konzentrieren?", frage ich. "Auf die Atmung", erklären beide.
Ich stelle mich davor, schließe meine Augen, konzentriere mich auf meine Atmung und glaube zu spüren, dass meine Beine schwerer werden. Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Von der kraftspendenden Wirkung bestimmter Steine habe ich durchaus schon gehört. Dass so etwas auch für Grenzsteine gelten soll, ist mir aber neu.
Wie auch immer. Nach der Pause geht es dann weiter zum Predigtstuhl - ein bizarres Felsgebilde, das von unten nach oben immer breiter wird und das so aussieht, als könne es jeden Moment umfallen. Auf dem Predigtstuhl steht ein Holzkreuz. Wie Wanderführer Schmitt erklärt, wurde dieses Kreuz wohl vor einigen Jahrzehnten von zwei Waldarbeitern errichtet. Wie diese es allerdings ohne alpine Ausrüstung auf den Felsenturm geschafft hätten, könne er sich auch nicht erklären.
Wir wandern auf ein Aussichtsplateau neben dem Predigtstuhl, genießen den Blick ins Tal und marschieren dann weiter. Schmale Pfade führen vorbei an mit Moos bewachsenen Felsen und umgestürzten Bäumen. An den Geländern, Stufen und Bänken erkennt man, dass die touristische Erschließung des Gebiets bereits einige Jahre zurückliegt. Doch der leicht morbide Charakter des Inventars passt zu der Szenerie, die insgesamt recht unaufgeräumt wirkt und gerade dadurch ihren ganz eigenen Charme hat.
Unser Weg führt vorbei an der Muhmenlay, einer kleinen Höhle, in der früher eine Kräuterfrau gelebt haben soll.
Wir erreichen die letzte Aussichtsstation, von wo aus wir erneut auf Bollendorf und das Sauertal blicken. Einen knappen Kilometer später kommen wir schließlich am Bollendorfer Waldhotel Sonnenhang an, das auch Start unserer Wanderung war. Dort erwarten uns belegte Brote und Kuchen. Natürlich Apfelkuchen.
Alle Serienteile der TV-Wandertouren sind online in einem Dossier nachzulesen - zum Beispiel viele weitere Wandertouren und praktische Tipps: www. volksfreund.de/TV-Wanderwochen

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