Studie: Deutsche sparen beim Ausgehen – und beim Trinkgeld

Hamburg/Berlin (dpa) · Restaurantbesuch - gestrichen! Wenn es finanziell eng wird, würden viele Menschen in Deutschland laut einer Studie beim Ausgehen sparen. Ganz anders sieht es aus, wenn es ums traute Heim geht.

 Einer Umfrage zufolge sparen die Deutschen vor allem beim Ausgehen. Foto: A. Gebert/Archiv

Einer Umfrage zufolge sparen die Deutschen vor allem beim Ausgehen. Foto: A. Gebert/Archiv

Viele Menschen würden bei finanziellen Engpässen vor allem beim Ausgehen sparen. Zu diesem Schluss kommt eine am Freitag veröffentlichte Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen in Hamburg. 69 von 100 Befragten in Deutschland würden für Besuche in Restaurant, Disco oder Kino weniger Geld ausgeben, wenn es finanziell eng wäre. Bei einer Befragung im Jahr 2003 waren es nur 49 Prozent gewesen.

„Das Ausgehen war früher das Highlight der Woche“, sagte der wissenschaftliche Leiter der Stiftung, Ulrich Reinhardt. Inzwischen seien aber alle Altersgruppen bereit, beim Ausgehen notfalls kürzerzutreten. Er vermutet unterschiedliche Gründe für diese Entwicklung.

Zum einen könne man sich heute auch gut zu Hause unterhalten, erklärte Reinhardt. Zum anderen gebe es mehr Möglichkeiten, seinen Verdienst auszugeben. Kürzen würden die Befragten bei Geldmangel am ehesten auch bei Urlaubsreisen (60 Prozent), Wochenendausflügen (56 Prozent), Medien wie Computern, Zeitschriften und Videos (42 Prozent) und Kleidung (40 Prozent).

Dagegen würden nur wenige ihr Budget für Wohnen, Haus und Garten antasten - lediglich 13 Prozent würden dort Geld abknapsen. Das Zuhause habe immer noch einen hohen Stellenwert. „Da soll es schön sein“, sagte Reinhardt. Viele seien in der Nachbarschaft verwurzelt und würden auch nicht umziehen, nur um ein wenig Miete zu sparen.
Die wenigsten Befragten würden bei Essen und Trinken knausern - 11 Prozent gaben an, dort wenn nötig zu sparen. Reinhardt sagte, dass man in Deutschland im Schnitt deutlich weniger Geld für Nahrung ausgebe als in anderen Staaten. Womöglich sei das Einsparpotenzial deswegen nicht so groß. Reinhardts Eindruck insgesamt: „Da merkt man schon, dass die Lust am Ausgehen doch nicht mehr so ausgeprägt ist.“
"Deutsche gucken sehr auf die Preise"


Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband widerspricht dieser Einschätzung. Die Branche sei zwar grundsätzlich sehr abhängig von der Konjunktur, sagte Sprecher Christopher Lück in Berlin. Doch zurzeit und auch in den vergangenen Jahren herrsche eine sehr gute Konsumstimmung. Generell gelte aber: „Die Deutschen gucken schon sehr genau auf die Preise.“ Das sei etwa in Frankreich anders.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen: Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind in den vergangenen Jahren insgesamt gestiegen. Dazu zählen unter anderem Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Ein Zwei-Personen-Haushalt gab dafür zuletzt durchschnittlich etwa 245 Euro im Monat aus (Stand 2012, neueste verfügbare Daten).

Für einen zweiwöchigen Sommerurlaub halten die Deutschen übirgens rund 920 EUR für angemessen, für eine Woche Urlaub im Winter etwa 450 EUR und für einen Wochenendtrip ca. 220 EUR.

Die alte Faustregel "10 Prozent vom Rechnungsbetrag" für ein faires Trinkgeld hat sich hierzulande überlebt. Lediglich jeder vierte Bundesbürger hält dies noch für angemessen. Deutlich mehr sehen schon 5 Prozent oder weniger als ausreichend.

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